Britta Waldschmidt-Nelson: Malcolm X - Eine Biographie
C.H. Beck Verlag, München 2015
384 Seiten, 18,95 Euro
Martin Luther Kings militanter Gegenspieler
Die Konflikte innerhalb der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung zerrissen jahrzehntelang die Nation: Malcolm X, Führer der Black Muslims, stritt mit dem Baptisten Martin Luther King unter anderem über die richtige Religion. Nun ist die erste umfangreiche Biografie über Malcolm X auf Deutsch erschienen.
Er hat einen islamischen Staat bereits in den 50er-Jahren gefordert – und zwar innerhalb der USA. Das Gebiet sollte den Weißen entrissen und von afroamerikanischen Muslimen regiert werden. Malcolm X war ein militanter Führer der schwarzen Bürgerrechtsbewegung und Gegenspieler von Martin Luther King. Eine spannende Konstellation. Die beiden stritten über konträre Positionen, die heute vertraut klingen: über gewaltbereite versus friedliche Opposition, schwarze Nation versus amerikanische Bürgerrechte, Islam versus Christentum.
Das Erbe Mohammeds ist den Vereinigten Staaten mithin weder fremd noch reine Bedrohung von außen. Genau daran erinnert Britta Waldschmidt-Nelson mit der ersten umfangreichen Biografie über Malcolm X, die auf Deutsch erschienen ist. Damals kämpften schwarze Bürgerrechtler nicht nur für Macht und Bildung, sondern auch miteinander um die richtige Religion: Die Friedfertigen, die Martin Luther King folgten, waren Baptisten und Methodisten. Die Radikalen, die mit Malcolm X gingen, waren Black Muslims.
Blonde Teufel mit blauen Augen
Im Gefängnis hatte er von Elijah Muhammad gehört, einem ehemaligen Landarbeiter, der aus Protest konvertierte und die religiös-politische Organisation "The Nation of Islam" aufbaute, um sich gegen den Rassismus der amerikanischen Gesellschaft zu wehren. Für den Ziehvater von Malcolm X waren die Schwarzen gottgewollte Herrscher und die Weißen blonde Teufel mit blauen Augen, die es zu besiegen galt.
Faktenreich und detailliert beschreibt die Münchner Historikerin und stellvertretende Direktorin des Deutschen Historischen Instituts in Washington sowohl einen afroamerikanischen Konflikt, der jahrzehntelang die Nation zerriss, als auch eine noch immer faszinierende Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts. Er, so die Autorin, würde sich seinem Widersacher Marin Luther King politisch angenähert haben, wenn beide länger gelebt hätten.