"Ich bin dafür da, dass es meinen Schweinen gut geht"
Franz Aunkofer ist Biobauer und Schweinehalter. Er war einer der ersten zehn Bauern, die Anfang der achtziger Jahre auf bio umstellten. Das Wohl seiner Tiere steht für ihn im Mittelpunkt - und er selbst lebt inzwischen vegan.
Ein Schwein ist eigentlich wie wir Menschen, weiß Franz Aunkofer. Es faulenzt gerne im Freien.
"Hier ist jetzt der Auslaufbereich oder die Sonnenterrasse, egal wie man's nennt – mit der Möglichkeit auch den Schatten aufzusuchen."
Ein Schwein ist intelligent, aber eben auch nicht intelligenter als ein Mensch, und kriegt in der Sonne gerne mal einen Sonnenbrand. Es reibt sich dann am kühlen Metallzaun. Oder geht einfach wieder rein.
"Dann haben wir im Stall mehr oder weniger das Esszimmer, dann haben wir das Schlafzimmer, dann haben wir im Stall das Kinderzimmer, also einen Bereich nur für die Ferkel, wo die Alten nicht reinkommen. Dann haben wir im Stall das Geburtszimmer. Ich nenn das Ganze dann Familienhaltung im möblierten Stall."
Franz Aunkofer, 65 Jahre alt, weißes Haar, Polohemd, ist Biobauer und Schweinehalter. Mit Betonung auf Halter.
"Ich bin dafür da, dass es meinen Schweinen gut geht, ja? Ich bin nicht dafür da, dass ich meine Schweine schlachte und umbringe, ich bin auch nicht dafür da, dass ich daraus dann verschiedene Würste mache, und auch nicht dafür da, dass ich das Ganze dann aufesse. Meine gesellschaftliche Aufgabe besteht darin, dass es meinen Tieren gutgeht."
"Alleine das Wort Jahresproduktion ist mir schon ein Gräuel"
Diese besondere Ethik herrschte nicht immer vor auf dem Zachhof bei Kelheim, den die Aunkofers seit sieben Generationen bewirtschaften.
"Ich habe als junger Landwirt eigentlich das Gegenteil von dem gemacht, was ich jetzt mache. Ich habe damals so die Jahresproduktion von 700 Mastschweinen gehabt. Und alleine das Wort Jahresproduktion ist mir schon ein Gräuel, da muss ich schon schlucken, wenn ich das Wort in den Mund nehme.
Inzwischen wachsen auf dem Hof circa 150 Schweine im Jahr auf. Und wenn man das zu konventionellen Landwirten sagt, dann wird man da gar nicht mehr ernst genommen. Weil der Schritt ja in der Regel nach oben geht, und auf unserem Betrieb müssten halt jetzt 2000 Schweine oder 3000 Schweine erzeugt werden, und wir krebsen da mit 150 Schweinen rum."
1980 sind es bayernweit zehn Landwirte, die etwas verändern wollen. Sie treffen sich in der Katholischen Landjugend, die damals als Verbindung linker Bauern bekannt war. Ein Biosiegel gab es ebenso wenig wie Großhändler, die ihnen die Biolebensmittel abgenommen hätten.
"Und das hat dann zwangsläufig dazu geführt, dass wir zu Direktvermarktern wurden. Wenn ich heute bedenke, der Bauernverband, der da noch immer tönt, er sei der Anwalt der Bauern, was eigentlich nicht stimmt, er ist eigentlich der Anwalt der Konzerne und nicht der Bauern, der hat uns verlacht, was wir denn mit Direktvermarktung wollen. Inzwischen hat der Bauernverband sein eigenes Direktvermarktungslabel."
Viele Städter kaufen seit Jahrzehnten bei ihm
Fortan verkaufte Franz Aunkofer seine Produkte im eigenen Hofladen. Jahrelang hielt er Vorträge über Biolandwirtschaft – beim Bund Naturschutz, bei den Müttern gegen Atomkraft. Die finanzielle Durststrecke überwand er nach vier Jahren. Seit Jahrzehnten fahren viele Städter aus Regensburg die 30 Kilometer raus zu ihm, um ihr Biogetreide und Biofleisch zu kaufen. Die benachbarten Bauern reagierten zunächst skeptisch auf sein Konzept. Doch Franz Aunkofer setzte sich durch – manchmal mehr, als ihm lieb war. 2001 war er plötzlich Profiteur – von der Krankheit BSE.
"Die Ställe sind praktisch übergelaufen, weil die Kühe nach wie vor Kälber kriegen und die Schweine Ferkel, und es war nichts mehr abzusetzen. Und bei uns war’s so, dass der Parkraum am Hof nicht mehr ausgereicht hat, weil die Kunden nur noch bei uns einkaufen wollten."
Franz Aunkofer lebt inzwischen vegan. Durch den Verzicht auf tierische Lebensmittel wurde er sein langjähriges Muskelrheuma los. In der Region ist er inzwischen anerkannt. Bei der Stadtratswahl bekam er als grüner Fundi, wie er sich selbst bezeichnet, die meisten Stimmen, er ist Kelheims zweiter Bürgermeister – und in seinem Dorf haben inzwischen drei weitere Bauern auf bio umgestellt.
"Eigentlich haben wir zehn Bauern von damals die Welt verändert, ja? Es gehört ja heute zum guten Ton, Bioprodukte zu essen. Und eigentlich gehört’s auch zum schlechten Ton, nach wie vor konventionelle Produkte zu essen. Da haben wir einfach die Welt ein Stück weit verändert. Das muss man einfach erkennen. Und da bin ich auch ein Stück weit stolz drauf."