Bischof im Widerstand
In Berlin, wo Otto Friedrich Karl Dibelius am 15. Mai 1880 geboren wurde, war der Mittelpunkt seines Schaffens als Pfarrer, Generalsuperintendent und Bischof. Als die Nazis in die Angelegenheiten der Kirche eingriffen, ging er in den Widerstand. Als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland trat er gegen die Spaltung Deutschlands ein.
"Ich möchte in den fünf Minuten, die man mir zugemessen hat, gern etwas recht Schönes sagen, aber bin zunächst in Verlegenheit wegen der Anrede; denn als Bischof muss man doch auch die Etikette wahren."
Otto Friedrich Karl Dibelius, geboren am 15. Mai 1880 in Berlin-Lichterfelde, Sohn eines höheren Postbeamten und einer Pastorentochter, ein preußischer Kirchenmann – aristokratisch, diszipliniert, auf Stil bedacht. Akkurat hielt er 1949 auf dem Evangelischen Kirchentag in Essen seine Redezeit ein: Fünf Minuten und sieben Sekunden. Wie in der Kaiserzeit gelernt, suchte er ein Leben lang seiner Kirche und dem Staat zu dienen – getreu dem Bibelwort:
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott.
Nachdem 1933 den Nazis die Macht übertragen worden war, schien der Generalsuperintendent der Kurmark, zu der die Reichshauptstadt gehörte, auch die neuen Machthaber zu stützen. Jedenfalls exkulpierte er ihre ersten gegen die Juden gerichteten Boykott-Aktionen in fataler Weise:
"Ich habe mich immer als Antisemiten gewusst. Man kann nicht verkennen, dass bei allen zersetzenden Erscheinungen der modernen Zivilisation das Judentum eine führende Rolle spielt."
Doch als die neue Nazi-Obrigkeit begann, in die Kirche hineinzuregieren, bekam Dibelius Krach mit ihr, begab er sich in den Widerstand und stellte sich als Berater und Seelsorger der oppositionellen Bekennenden Kirche zur Verfügung. Bereits im Juni 1933 wurde er zwangsweise pensioniert, später mehrfach verhaftet und wegen Landesverrats angeklagt.
1937 packte er sogar den NS-Kirchenminister Hans Kerrl an der empfindlichsten Stelle, beim Antisemitismus. Ein ganz anderer Dibelius, als der erklärte Antisemit von 1933. Offen verteidigte er das Neue Testament, wonach das Heil von den Juden komme. Die Zeit des Kirchenkampfes, so sagte Otto Dibelius nach 1945, habe ihn und seine Freunde am stärksten geprägt:
"Es ist für mich speziell der große Prozess, den ich seinerzeit gegen den Reichsminister Kerrl geführt habe und bei dem ich wie ein Wunder trotz aller Anstrengungen der Nationalsozialisten doch noch frei gesprochen worden bin, dann die Verhaftung unseres lieben Freundes Niemöller und alles, was damit zusammenhängt. Das ist und bleibt doch wohl das stärkste Erlebnis, das wir gehabt haben."
1945 wurde Dibelius auf Lebenszeit zum Bischof von Berlin-Brandenburg gewählt. Sein Sprengel umfasste auch Teile der so genannten Sowjetzone. In unermüdlichem Einsatz suchte er die kirchliche Einheit zu erhalten, sozusagen als letzte gesamtdeutsche Klammer.
"Christus ist unser Bruder. Und wenn er von der anderen Seite des Grabens winkt, dann gehen wir getrost über die Brücke und reichen den Brüdern drüben unsere Hand."
Nicht nur als Berliner Bischof sondern vor allem als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland sah sich Otto Dibelius erneut im Kirchenkampf gegen die staatliche Obrigkeit. Dem DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl schrieb er:
Ein atheistischer Staat kann für den Christen niemals zu einer inneren Heimat werden.
1961 wurde Dibelius als evangelischer Ratsvorsitzender durch Präses Kurt Scharf ersetzt, der 1966 auch sein Nachfolger als Bischof in Berlin-Brandenburg wurde.
Ein Jahr später, 1967, starb Otto Dibelius im Alter von 86 Jahren – ein Mann der Kirche, der die Welt für heil und gut hielt, solange Kirche und Staat in gottgewollter Ordnung lebten; der erbittert Widerstand übte, als die staatlichen Machthaber die Freiheit der Kirche und ihrer überzeugten Mitglieder unterdrückten.
Otto Friedrich Karl Dibelius, geboren am 15. Mai 1880 in Berlin-Lichterfelde, Sohn eines höheren Postbeamten und einer Pastorentochter, ein preußischer Kirchenmann – aristokratisch, diszipliniert, auf Stil bedacht. Akkurat hielt er 1949 auf dem Evangelischen Kirchentag in Essen seine Redezeit ein: Fünf Minuten und sieben Sekunden. Wie in der Kaiserzeit gelernt, suchte er ein Leben lang seiner Kirche und dem Staat zu dienen – getreu dem Bibelwort:
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott.
Nachdem 1933 den Nazis die Macht übertragen worden war, schien der Generalsuperintendent der Kurmark, zu der die Reichshauptstadt gehörte, auch die neuen Machthaber zu stützen. Jedenfalls exkulpierte er ihre ersten gegen die Juden gerichteten Boykott-Aktionen in fataler Weise:
"Ich habe mich immer als Antisemiten gewusst. Man kann nicht verkennen, dass bei allen zersetzenden Erscheinungen der modernen Zivilisation das Judentum eine führende Rolle spielt."
Doch als die neue Nazi-Obrigkeit begann, in die Kirche hineinzuregieren, bekam Dibelius Krach mit ihr, begab er sich in den Widerstand und stellte sich als Berater und Seelsorger der oppositionellen Bekennenden Kirche zur Verfügung. Bereits im Juni 1933 wurde er zwangsweise pensioniert, später mehrfach verhaftet und wegen Landesverrats angeklagt.
1937 packte er sogar den NS-Kirchenminister Hans Kerrl an der empfindlichsten Stelle, beim Antisemitismus. Ein ganz anderer Dibelius, als der erklärte Antisemit von 1933. Offen verteidigte er das Neue Testament, wonach das Heil von den Juden komme. Die Zeit des Kirchenkampfes, so sagte Otto Dibelius nach 1945, habe ihn und seine Freunde am stärksten geprägt:
"Es ist für mich speziell der große Prozess, den ich seinerzeit gegen den Reichsminister Kerrl geführt habe und bei dem ich wie ein Wunder trotz aller Anstrengungen der Nationalsozialisten doch noch frei gesprochen worden bin, dann die Verhaftung unseres lieben Freundes Niemöller und alles, was damit zusammenhängt. Das ist und bleibt doch wohl das stärkste Erlebnis, das wir gehabt haben."
1945 wurde Dibelius auf Lebenszeit zum Bischof von Berlin-Brandenburg gewählt. Sein Sprengel umfasste auch Teile der so genannten Sowjetzone. In unermüdlichem Einsatz suchte er die kirchliche Einheit zu erhalten, sozusagen als letzte gesamtdeutsche Klammer.
"Christus ist unser Bruder. Und wenn er von der anderen Seite des Grabens winkt, dann gehen wir getrost über die Brücke und reichen den Brüdern drüben unsere Hand."
Nicht nur als Berliner Bischof sondern vor allem als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland sah sich Otto Dibelius erneut im Kirchenkampf gegen die staatliche Obrigkeit. Dem DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl schrieb er:
Ein atheistischer Staat kann für den Christen niemals zu einer inneren Heimat werden.
1961 wurde Dibelius als evangelischer Ratsvorsitzender durch Präses Kurt Scharf ersetzt, der 1966 auch sein Nachfolger als Bischof in Berlin-Brandenburg wurde.
Ein Jahr später, 1967, starb Otto Dibelius im Alter von 86 Jahren – ein Mann der Kirche, der die Welt für heil und gut hielt, solange Kirche und Staat in gottgewollter Ordnung lebten; der erbittert Widerstand übte, als die staatlichen Machthaber die Freiheit der Kirche und ihrer überzeugten Mitglieder unterdrückten.