Bjørn Melhus über sein Kunstprojekt für den BER

Keine Zukunft für die Fluggäste von "Gate X"

07:51 Minuten
Der Künstler Björn Melhus sitzt am 23.8.2019 im Berliner Max-Liebermann-Haus vor einer Installation mit Selbstbildnissen. Sie sind Bestandteil der Ausstellung «HOT SET», die vom 2 Foto: Paul Zinken/dpa | Verwendung weltweit
Der Multimediakünstler Bjørn Melhus vermisst Wertschätzung für die Künstler, die im neuen Flughafen BER Kunstprojekte umsetzen sollten. © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Moderation: Max Oppel |
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Den wartenden Passagieren wäre wohl nicht langweilig geworden: Der Multimediakünstler Bjørn Melhus entwarf im Auftrag des Flughafens BER mit "Gate X" eine Augmented Reality App für Smartphones. Doch sein Kunstwerk wird nicht mehr gebraucht.
Der Pannen-Großflughafen Berlin-Brandenburg (BER) eröffnet am Samstag mit acht Jahren Verspätung. Dass derzeit kaum jemand wegen der Maßnahmen gegen Corona fliegen kann, ist vielleicht Ironie der Geschichte.
Aber daneben gibt es auch noch die Kunst-am-Bau-Projekte, die bis 2012 für den BER entwickelt und all die Jahre nicht realisiert wurden. Dazu gehört auch "Gate X", die von dem Multimediakünstler und Kunstprofessor Bjørn Melhus erarbeitete Augmented Reality App fürs Smartphone. Mit ihr hätten wartende Passagiere eine im Terminal gestrandete, 3D-animierte Familie entdecken und mit ihr gemeinsam auf Tour innerhalb des Sicherheitsbereiches gehen können.

Die "Gate X"-Familie geht wohl in den Ruhestand

Nun steht wohl fest: "Gate X" wird, im Gegensatz zu anderen Projekten, auch nach der Eröffnung nicht realisiert. Natürlich seien die Figuren und ihr Look mittlerweile ein wenig "in die Jahre" gekommen, sagt Melhus. Andererseits handele es sich um ein Kunstwerk, das man nicht einfach so "updaten" könne. Als "Vintage-Charaktere" würden die Figuren durchaus einen gewissen Charme verbreiten.

Doch die Flughafenbetreiber sind offenbar nicht mehr interessiert. Als ein Argument wurde auch die veränderte Situation auf dem Flughafen durch die Coronapandemie angeführt. Melhus bedauert das: Die dort versammelte Kunst mache "den Flughafen zu etwas Besonderem. In einer Stadt wie Berlin, die Kunst als Aushängeschild hat, wäre es schön, wenn der BER selbst diese Kunst auch schätzen würde".

Demnächst unter einer Brücke?

Welches Schicksal der "Gate X"-Familie beschieden ist, steht noch nicht fest. "Ich muss mal sehen, wie diese Familie, die in Quarantäne geschickt worden ist, jetzt weitermacht. Ob die sich dann vielleicht demnächst unter Berliner Brücken tummeln und dort ihre Suppe löffeln."
(mkn)
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