Erinnern an schwarze Geschichte
05:24 Minuten
Im „Black History Month“ wird an die Verdienste afroamerikanischer Menschen erinnert - auch in Deutschland. So wird Choreografin Joana Tischkau kurzzeitig einen Instagram-Account übernehmen und auch über den Tanzstil Vogueing sprechen.
"Ich glaube nicht, dass man diese Idee eins zu eins übertragen kann", sagt Joana Tischkau. Die Idee des "Black History Month", der in diesen Tagen in den USA begangen wird. Trotzdem will die Performance-Künstlerin und Choreografin auch hierzulande die Geschichte von schwarzen Deutschen erzählen.
"Ich glaube aber, was man übertragen kann, ist der Wunsch und den Willen zu sagen: Man rückt marginalisierte Geschichte in den Fokus – man bewegt sich abseits des gängigen Kanons, der gängigen Erzählung und schaut, was dahinter liegt."
Marginalisierte Geschichte oder besser: den Minderheitenblick auf die Mehrheit praktiziert die Choreografin in ihren eigenen Arbeiten. In "Being Pink Ain’t Easy" ließ sie einen blassen Schönling im knall-rosa "typischen" Outfit schwarzer Rapper posieren. Für das Online-Festival "latitude" des Goethe-Festivals präsentierte sie sich als Fitness-Trainerin für stereotypes weißes Macho-Gehampel:
Marginalisierte Geschichte oder besser: den Minderheitenblick auf die Mehrheit praktiziert die Choreografin in ihren eigenen Arbeiten. In "Being Pink Ain’t Easy" ließ sie einen blassen Schönling im knall-rosa "typischen" Outfit schwarzer Rapper posieren. Für das Online-Festival "latitude" des Goethe-Festivals präsentierte sie sich als Fitness-Trainerin für stereotypes weißes Macho-Gehampel:
Ab Sonntag trifft sie sich einmal die Woche mit Kolleginnen und Kollegen. Zu sehen sind die Gespräche auf den Instagram- und den Facebook-Profilen der Tanzplattform Rhein-Main.
"Ich fand es spannend, mit schwarzen Kunstschaffenden darüber zu sprechen, wie es gerade ist, Kunst zu machen. Und natürlich auch, was deren Perspektive ist."
Aber Moment! Ist die Kunst schwarzer Menschen nicht schon längst im "weißen" Mainstream angekommen? Gerade der zeitgenössische Tanz ist ohne den Einfluss von Hip-Hop oder "Vogueing" nicht denkbar.
Aber Moment! Ist die Kunst schwarzer Menschen nicht schon längst im "weißen" Mainstream angekommen? Gerade der zeitgenössische Tanz ist ohne den Einfluss von Hip-Hop oder "Vogueing" nicht denkbar.
"Es sind zwei verschiedene Paar Schuhe, die wir uns da anschauen müssen, erst mal ist es die Tatsache, dass schwarze Körper in den Medien extrem präsent sind und auch die Praktiken in den zeitgenössischen Tanz ihren Eingang gefunden haben – dass sich zeitgenössische Choreografinnen immer an schwarzen Tänzen und schwarzer Kultur bedient haben, aber da ist eine große Frage nach der Autorenschaft."
Tanzstil aus der schwulen Subkultur Harlems
Zum Beispiel "Vogueing". Der Tanzstil entstand in der schwulen Subkultur Harlems und spätestens mit dem Madonna-Hit "Vogue" gehört er zum Pop-Mainstream. Seit zehn Jahren finden auch hierzulande "Vogueing"-Bälle statt. Eine der prominentesten Vertreterinnen der Szene und eine von Tischkaus Gesprächspartnerinnen ist Sophie Yukiko Hasters.
Ein weiterer Gast wird der brasilianische Tänzer Marcos Novais sein. Mitglied des Hessischen Staatsballetts.
"I am black, I am gay, I am away from my family."
Schwarz, schwul, weg von der Familie, eine fremde Sprache. Das sei nicht immer einfach, bekannte er vor Kurzem im Interview. Da ist ihm die Wertschätzung in der Kompagnie wichtig. Vor Kurzem brachte Novais seine erste Choreografie am Hessischen Staatstheater Wiesbaden heraus.
"Klar kann ich brasilianische Tänzer einladen, aber was ist mit der Diversität vor Ort, mit Deutschland als Einwanderungsgesellschaft, wo findet die statt?"
Längst nicht überall. Novais Kollegin Chloé Lopes Gomes hatte mit ihrem Engagement am Staatsballett Berlin nicht so viel Glück. Von einer Ballettmeisterin soll sie gesagt bekommen haben, dass sie als Schwarze in einem klassischen Ballett fehl am Platz sei.
So viel ist sicher: Joana Tischkaus "Black History Month" geht mit Sicherheit nicht nur schwarze Menschen an und wenn es eine Kritik gibt, dann ist es der Titel der Veranstaltungsreihe: Denn "History" – Geschichte – sind die Erfahrungen ihrer Gesprächspartnerinnen nicht, sondern Gegenwart, immer noch.