Die Ausstellung "Black Power - Flower Power" ist bis zum 3. Juni im Museum Ludwig in Köln zu sehen.
Fotos einer zerrissenen Zeit
Schwarzer Freiheitskampf, alternativer Lebensentwurf der Hippies: Das Kölner Museum Ludwig zeigt, wie beide Welten in den USA der 1960er eine Gegenkultur prägten, die bis heute wirkt. "Black Power - Flower Power" präsentiert Bilder des Fotografenpaars Ruth Marion Baruch und Pirkle Jones.
Eine junge Frau hält ein Gewehr im Anschlag, eine Gruppe junger Männer, gekleidet im Einheitslook, blickt wütend in die Kamera, zu ihren Füßen- ein Schäferhund. Die Fotos zeigen Mitglieder der Black Panther Party.
Barbara Engelbach: "Und man sieht das auch den Fotografien an, das finde ich selbst hochinteressant, dass die Black Panther Party ganz gezielt darüber nachgedacht hat, wie sie öffentlichkeitswirksam auftreten kann. Das war eben ganz klar mit dieser Uniform, schwarze Lederjacke, Barrett und dieses Signet."
Black-Power-Statements statt Schnappschüsse
Erzählt die Kuratorin der Kölner Ausstellung "Black Power - Flower Power" Barbara Engelbach. Es sind keine Schnappschüsse, die die Fotografin Ruth Marion Baruch aufgenommen hat, sondern Statements. Die Black Panther wollten das Bild der Afroamerikaner in der Öffentlichkeit mitbestimmen. Weg vom Opfer, hin zum selbstbewussten Individuum.
Gerade dieses Foto von der jungen Frau mit dem Gewehr - wenn man darauf achtet, da gibt es eben eine Fotografie von einem Black Panther in einem Büro und da sieht man im Hintergrund die Plakate von Emory Douglas, da sieht man genau so eine Darstellung einer jungen Frau mit einem Gewehr. Wo im Grunde genommen diese Visualisierung des starken Bildes von Afroamerikanern mit der Wirklichkeit dann in den Fotografien zusammenfällt.
Die dokumentarischen Aufnahmen versetzen den Betrachter sofort in die Zeit von damals. Die hitzige Stimmung ist spürbar, wenn auf einem Bild drei schwarze Frauen ihre Fäuste in die Höhe recken und für die Freilassung von Black Panther Mitbegründer Huey Newton demonstrieren.
Fröhliche Menschen mit wallenden Kleidern
Direkt daneben die Bilder von Baruchs Ehemann Pirkle Jones. Ebenfalls großartig dokumentarische Schwarz-Weiß-Werke, ganz in der Tradition eines Walker Evans oder einer Dorothy Sanders, die aber dennoch eine vollkommen andere Stimmung vermitteln. Fröhlich lächelnde Menschen mit langen Haaren, wallenden Kleidern, die sich lustig im Schlamm wälzen, lachend in die Kamera blicken und psychodelisch anmutende Zeitschriftencover in der Hand halten. Fotos, der zeitgleich stattfindenden Flower-Power-Bewegung.
Barbara Engelbach: "Hier war es ein politischer Kampf, wo eine bestimmte Haltung dokumentiert wird - bei den Black Panthers - und dort war es sozusagen eine Lebenswelt, die sich diese Leute geschaffen haben, und die sie über ihre Kleidung, wo sie gelebt haben, in diesen Hausbooten, das quasi in ihrem Lebensbereich durchgestaltet haben.
Black Power - Flower Power: Zwei Welten die nebeneinander existierten, zwei Bewegungen, die beide ihren Ursprung in Kalifornien hatten, sich gegenseitig beeinflussten, eine Gegenkultur schufen, die Pop Art und die Popmusik prägten. So ist es wenig erstaunlich, dass es die Musik zu den Bildern gibt.
Zwei Welten, die die Popkultur prägten
Die Besucher können bei Spotify eine Playlist herunterladen und während sie die Fotos betrachten, die passende Musik hören. Von James Brown über Janis Joplin bis hin zu Jefferson Airplane finden sich alle Musikgrößen der damaligen Zeit.
Barbara Engelbach: "Was man hier auf einer fotografischen Ebene hat, ist künstlerisch ja zeitgleich umgesetzt worden in Musik. Das was die Leute erlebt haben in der Hippie Bewegung oder eben auch der Black Power Bewegung und das sind quasi Kunstwerke zu mithören, die stehen neben diesen Fotografien."
Die Musik zur Kölner Ausstellung ist zeitlos schön, die Bilder von Pirkle Jones zur Flower Power Bewegung sind wunderbare Dokumente einer vergangenen Zeit, aber es sind die Black Power Fotos von Ruth Marion Baruch, die im Gedächtnis bleiben.
Sie wirken als wären sie gestern entstanden, am Rande einer "Black Lives Matter"-Kundgebung, nach einer weiteren Attacke auf Schwarze wie in Ferguson. Es hat sich wenig geändert in den letzten fünfzig Jahren. Die Fotos von Ruth Marion Baruch bezeugen das eindrucksvoll.