Blasphemie: eine Tatortreise
Gottes Sohn als Spott-Objekt: auf einer Demonstration gegen christlichen Fundamentalismus in Berlin © imago / imagebroker
Beleidigte Götter und gekränkte Fromme
51:27 Minuten
Seitdem Menschen zu ihren Göttern beten, verfluchen Menschen ihre Götter. Die Liste der Gotteslästerer ist lang, sie reicht von Sokrates über Jesus bis Charlie Hebdo. Bis heute findet sich der Tatbestand der Blasphemie in Strafgesetzbüchern weltweit.
Es gibt so viele Gotteslästerer wie Propheten und Heilige: Jesus wurde der Gotteslästerung angeklagt, der islamische Mystiker Al-Halladsch wurde als Gotteslästerer hingerichtet. Der jüdische Philosoph Baruch Spinoza wurde als Blasphemiker von seiner Amsterdamer Gemeinde mit dem Bannfluch belegt.
Vom Bußgeld bis zur Todesstrafe
Der eine Gott der monotheistischen Religionen - Judentum, Christentum und Islam - scheint besonders ehrempfindlich zu sein. Aber worum geht es bei der Blasphemie wirklich? Um die Kränkung des allmächtigen Gottes, die Diffamierung seiner Gläubigen oder einen Angriff auf die staatliche Ordnung?
Bis heute findet sich der Tatbestand der Blasphemie in den Strafgesetzbüchern von Europa bis Asien. Die Strafen reichen von Bußgeldern für fluchende Fußballer in Italien bis zur Todesstrafe für vermeintliche Koran-Schändung durch Christen in Pakistan.
Versuche, Kritiker zum Schweigen zu bringen
Mit dem Vorwurf der Blasphemie rechtfertigen Terroristen Morde und autoritäre Regime die Verfolgung ihrer Gegner. Vom christlichen und islamischen Mittelalter bis in die Gegenwart diente die Beschuldigung als Blasphemiker vor allem dazu, Kritiker, Gegner oder schlicht Andersgläubige mundtot zu machen.
Unterwegs zu den Tatorten der Blasphemie reist Gerd Brendel nach Amsterdam, Rom und Istanbul, zu mittelalterlichen Wallfahrtskirchen, einem Sufi-Kloster und Museen – und spricht mit christlichen, islamischen und jüdischen Theologen, Philosophen und Juristen über die unmögliche Sünde der Blasphemie.