Kulturimperialismus à la Hollywood
Die Geschichte von "Wolf Warrior 2" ist schnell erzählt: Der chinesische Ex-Elitesoldat Leng Feng hat keine Lust mehr aufs Kämpfen. Als aber in einem kriegsgeplagten afrikanischen Land chinesische Zivilisten in Gefahr sind, kann Leng Feng gar nicht anders - als sie zu retten.
Hauptdarsteller Wu Jing, der auch Regie geführt hat, prügelt und schießt sich knapp zwei Stunden lang tapfer durch schäbige afrikanische Slums und Industriegelände. Er rettet Landsleute aus den Fängen unseriöser Warlords. Vermittelt wird die selbstlose Nachricht, Chinas Militär kann es weltweit mit jedem aufnehmen.
China kopiert Hollywood
Aus Hollywood kommen seit Jahrzehnten Filme nach genau diesem Strickmuster. "Wolf Warrior 2" ist nun der erste chinesische Film dieser Machart, der nicht nur ein billiger Abklatsch diverser US Actionfilme ist.
"Die Wolf Warrior Filme werben für Patriotismus", sagt Zhu Dake von der Fakultät für Kulturkritik an der Shanghaier Tongji Universität. "Das entspricht komplett der Linie der Staatspropaganda. Chinas Filmbehörde ist natürlich hoch erfreut darüber. Ein regierungsfreundlicher Film, der gleichzeitig kommerziell erfolgreich ist. Das gab es noch nie."
Seit Mitte Juli hat "Wolf Warrior 2" in China schon mehr als eine halbe Milliarde Euro eingespielt. Und das bei Produktionskosten von nicht einmal 30 Millionen Euro.
Propaganda monetarisieren
"Bisher verließen sich die Kinobetreiber bei Filmen mit einer regierungsfreundlichen Agenda üblicherweise auf organisierte Besuchergruppen. 'Wolf Warrior 2' hat das nicht nötig. Der Film sorgt für enorme Gewinne. Die für Film zuständigen Behörden in China glauben, damit den Schlüssel zum Erfolg gefunden zu haben."
Was das Setting, die Ausstattung, die Actionszenen angeht, setzt "Wolf Warrior 2" neue Maßstäbe. Der Film kann mit Hollywood-Produktionen mithalten, das räumen sogar US-Filmkritiker ein. Staatliche chinesische Medien sind sowieso voll des Lobes.
"Alle meine Freunde haben mir vorgeschwärmt, wie toll dieser Film ist, also wollte ich ihn auch sehen", sagt eine 29-jährige Kinogängerin aus Shanghai. Sie ist eine von wenigen Besuchern, denen der Film nicht gefallen hat. Zu unrealistisch und zu nationalistisch, sagt sie.
"Je mehr unser Staat Werbung für diesen Film macht, desto mehr bin ich genervt."
China passt auf Chinesen auf
Anders als zum Beispiel James Bond, rettet Leng Feng in "Wolf Warrior 2" zwar nicht die Welt, aber dafür Landsleute im gefährlichen afrikanischen Ausland. Am Ende des Films wird ein chinesischer Reisepass gezeigt, mit dem Aufdruck: "Wo immer du dich als Chinese im Ausland befindest, dein starkes Heimatland passt auf dich auf." Es ist die Schlüsselszene des Films. Zhu Dake:
"Die Szene mit dem gefakten Reisepass ist mir etwas zu platt. Das hätte man auch anders lösen können. Stattdessen präsentiert man diesen Reisepass mit einem erlogenen Aufdruck. In Wirklichkeit ist ein chinesischer Reisepass in den meisten Gegenden dieser Welt nicht gerade nützlich."