Bloß nicht als Banker erkannt werden!
Damit sie von den Blockupy-Demonstranten nicht erkannt werden, gehen die Banker in Frankfurt heute im legeren Freizeitdress statt im Business-Look, berichtet Brigitte Scholtes. Oder sie bleiben ganz zuhause. Wegducken statt sich der Bankenkritik zu stellen?
Heute ist ein Ausnahmetag in der Bankenstadt Frankfurt. Ein freier Tag: Die Mitarbeiter der meisten Geldhäuser dürfen frei machen, wenn sie mögen. Sie dürfen aber auch in Freizeitkleidung kommen. Und wenn sie arbeiten, dann sollen sie das bloß nicht zu lange tun. Mittags sollte Schluss sein.
Und wem haben sie das alles zu verdanken? Blockupy. Das Aktionsbündnis protestiert heute in Frankfurt gegen die EZB, gegen die Troika oder die "Institutionen", wie die inzwischen heißen. 10.000 Demonstranten werden erwartet, die von mindestens 6.000 Polizisten "beschützt" werden.
Was haben die Banker damit zu tun? Sie sorgen sich offenbar, dass deren Protest sich nicht nur gegen die "Institutionen" richtet. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere daran, dass an dem ganzen Schlamassel ja auch ihre Branche einen nicht unerheblichen Anteil hat. War da nicht einmal etwas wie die Finanzkrise? Und war da nicht etwas, das man Spekulation nennt? Ein Geschäft, das viele Banker gern selbst betreiben - oder andere dazu ermuntern.
Und wenn's dann schief ging, dann konnten sie bisher davon ausgehen, vom Staat gerettet zu werden. Und wenn die Staaten pleitegingen, dann wurden auch diese von den anderen Staaten gerettet. Mit dem Geld haben die dann ihre ausstehenden Schulden bei den – richtig – Banken bezahlt. Und die stehen eben auch in Frankfurt.
Der Casual Friday wird in dieser Woche vorgezogen
Wenn sich gegen ein solches Verhalten Unmut regt, dann muss man sich ja wegducken. Also: Bloß nicht in Anzug und Krawatte zur Arbeit erscheinen! Der Casual Friday wird in dieser Woche vorgezogen. Jeans und legerer Pulli, möglichst selbstgestrickt, sind angesagt. Dann erkennt einen bestimmt niemand.
Da kann man eigentlich nur froh sein, dass die EZB inzwischen nicht mehr im Bankenviertel angesiedelt ist, sondern im Ostend am Main residiert.
Aber dort sind die Demonstranten nicht willkommen. 100 Kilometer Stacheldrahtzaun und gepanzerte Wasserwerfer sichern das Gelände dort ab. Und so kommen die Aktivisten - oh weh – doch in die Innenstadt. Deshalb sind von Mittag an zahlreiche Filialen geschlossen. Deshalb sind übrigens auch viele Geschäfte geschlossen. Und das Parkhaus an der Börse, das ist auch geschlossen.
Die Börsianer auf dem Parkett aber, die lassen sich nicht abhalten. Die kommen wie immer. Oder als Draghi verkleidet. Dem verdanken sie ja schließlich in den letzten Tagen super Geschäfte. Das wäre ja mal wirklich witzig. Haha.