Daryl Davis war Gast beim Berliner Symposium "INFILTRATION: Challenging Supremacism - A journey inside right wing extremism and supremacist ideology to provoke direct change." Seine Anti-Rassismus-Arbeit ist inzwischen auch in einem Film dokumentiert worden: "ACCIDENTAL COURTESY: Daryl Davis, Race & America".
Zuhören gegen den Ku Klux Klan
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Der Afroamerikaner und Musiker Daryl Davis redet, so oft er kann, mit Rassisten. Um die von ihrem Irrweg zu überzeugen, hat er einen Trick: Erst mal gar nichts sagen. Unser Reporter Matthias Dell hat ihn auf einer Konferenz in Berlin getroffen.
Der Mann hat Nerven. Daryl Davis ist R&B- und Blues-Musiker. Er ist Afroamerikaner. Und pflegt, als gäbe es nicht die kleinste Hürde in seinem Kopf, intensive Kontakte zum Ku Klux Klan.
Davis redet mit Rassisten. Manchmal täglich, auf jeden Fall ständig. Er geht zu Aufmärschen des Ku Klux Klans und redet mit Menschen, die ihn wegen seiner Hautfarbe hassen. Auf die Art und Weise hat Davis etwa den Ku Klux Klan im Bundesstaat Maryland zur Selbstauflösung gebracht. Er hat inzwischen nach eigenen Angaben rund 200 Klan-Kutten und -Kapuzen zusammengesammelt - alle von Klan-Mitgliedern, die ausgestiegen sind.
"Er schluckt alles"
"Sein großer Trick ist das Zuhören", sagt unser Reporter Matthias Dell, der Davis in Berlin am Rande einer Konferenz getroffen hat: "Er schluckt alles." Bis sich, wie Davis im Interview berichtete, der jeweilige Gesprächspartner mit seinem Rassismus völlig verausgabt hat: "Dann sind sie empfänglicher für das, was ich ihnen zu sagen habe, wenn sie ihr Zeugs losgeworden sind."
Dass er beschimpft wird, kümmert Davis nicht: "Die Zuschreibungen von denen treffen mich nicht. Sie versuchen mir zu erklären, Schwarze hätten ein kleineres Gehirn als Weiße, Schwarze seien anfälliger für Kriminalität, wir seien faul, wollten nicht arbeiten und lebten gern von staatlichen Sozialleistungen. Ich habe jedes Klischee gehört, das Sie sich vorstellen können. Und die meisten Leute wären darüber so verärgert, dass sie bereit wären, zu kämpfen. Das ist aber das, was diese Leute wollen. Sie wollen diese Konfrontation. Ich dagegen bleibe ruhig und höre zu. Und wenn ich zugehört habe, dann spreche ich sie auf all die Dinge an, die nicht stimmen. Ich habe nie von Sozialleistungen gelebt, ich habe nie eine Straftat begangen, ich bin ein gebildeter Mensch, wahrscheinlich gebildeter als sie es sind. Wen meinen sie also mit ihren Vorurteilen? Mich nicht."
In jeder Katastrophe lauert auch eine Chance
Dell wollte von Davis wissen, wie er das aushält - die Dummheit, die Ignoranz. Und der antwortete fatalistisch und klug zugleich: "Für Sie ist das neu, für mich ist es das nicht. Ich wurde da reingeboren, ich bin schwarz, wie kann ich dem entkommen? Es ist Teil meines Lebens."
Davis pflegt laut Dell einen therapeutischen Ansatz: Die Dinge müssen raus, sie müssen gesagt werden. Und in jeder Katastrophe lauert so auch immer wieder die Chance. Donald Trump, sagt Davis, sei das Beste, was den Vereinigten Staaten hätte passieren können. Denn mit Trump im Weißen Haus kann nun über alles Schlechte geredet werden. (ahe)