Blutarmer Opernversuch
Diese Premiere hat wenig mit der Berliner Staatsoper zu tun. Weder spielt die Staatskapelle noch singt der Staatsopernchor. Die Inszenierung von Georg Friedrich Händels Oratorium "Belshazzar" hätte ebenso gut im Radialsystem oder im barocken Bayreuther Opernhaus stattfinden können.
Die Akademie für Alte Musik spielt unter René Jacobs, der RIAS-Kammerchor singt gemeinsam mit einer bunt zusammengewürfelten Gästeschar, und alle zusammen geben einen Vorgeschmack darauf, was die Zukunft des Hauses Unter den Linden sein könnte: Daniel Barenboim tingelt mit der Staatskapelle auf internationalen Tourneen, der Chor genießt seine bezahlte Freizeit und das Publikum beklatscht müde eine internationale Koproduktion.
Selbst der Alte-Musik-Spezialisten René Jacobs scheint irgendwann den Spaß an Händels Musik verloren zu haben. Allzu saft- und kraftlos schleppt sich die Komposition über die Runden, bleiern wiegen die gemächlichen Tempi mit denen er, wie gewohnt ohne nennenswerte Dirigiertechnik, das Orchester zu verblüffend farbarmem Spiel anleitet.
Ausgerechnet der frevelnde König Belsazar (Kenneth Tarver) und der zürnende Prophet Daniel (Kristina Hammarström) sind zudem eklatant unterbesetzt und werden ihren Schlüsselrollen in der biblischen Geschichte vom Menetekel in keiner Weise gerecht. Einzig die Sopranistin Rosemarie Joshua als besorgte Mutter und der junge Countertenor Bejun Mehta als Bezwinger des todgeweihten Belsazar können rundum überzeugen. Die beiden reißen das Opernpublikum mit ihren Arien zeitweise aus der bleiernen Lethargie und kriegen Applaus für ihre Arien.
Oft ist die Rede davon, dass Händels Oratorien seine besseren Opern seien. Das hat sich allerdings häufig als Irrtum erwiesen. Zwar schickt Händel auch die Protagonisten seiner Oratorien durch die barocken Affekte und kann sich von den Konventionen der Barockoper befreien, in dem er die Einheit von Zeit und Raum aufbricht.
Genau das erweist sich aber als Problem der szenischen Umsetzung. Der Konzertbesucher kann mit dem Textbuch in der Hand den Handlungssprüngen problemlos folgen. Auf der Opernbühne reicht es jedoch nicht, wenn der Chor im selben Kostüm mal links und mal rechts steht oder sich gelegentlich Weinlaub ins Haar steckt, um die verschiedenen Gruppierungen deutlich zu machen.
Einer der zentralen Punkte im Oratorium "Belshazzar" ist die Manipulierbarkeit des Volks und wie die Herrschenden die Emotionen ihrer Untertanen manipulieren. Statt die Stimmungsumschwünge darzustellen, lässt der Regisseur Christof Nel das Personal auf den mannshohen Stufen des Bühnenbildes von Roland Aeschlimann herumklettern. Selbst die frevelnde Orgie unter den Babyloniern läuft sehr unspektakulär ab. Bloß weil ein bisschen Wein verschüttet wird, hätte der liebe Gott bestimmt nicht eigenhändig sein Menetekel an die Wand geschrieben. Eine zwingende Notwendigkeit, dieses Oratorium szenisch darzustellen, ergibt sich aus dieser Veranstaltung nicht.
Natürlich singt der RIAS-Kammerchor seinen Händel besser als der Staatsopernchor das je gekonnt hätte, und insofern müssen wir dieser internationalen Koproduktion dankbar sein. Allerdings hätte wir das auch konzertant in der Philharmonie haben können.
Georg Friedrich Händel: Belshazzar
Oratorium in drei Akten. Text von Charles Jennes
Staatsoper unter den Linden, Berlin
Inszenierung: Christof Nel
Musikalische Leitung: René Jacobs
Bühnenbild: Roland Aeschlimann
Selbst der Alte-Musik-Spezialisten René Jacobs scheint irgendwann den Spaß an Händels Musik verloren zu haben. Allzu saft- und kraftlos schleppt sich die Komposition über die Runden, bleiern wiegen die gemächlichen Tempi mit denen er, wie gewohnt ohne nennenswerte Dirigiertechnik, das Orchester zu verblüffend farbarmem Spiel anleitet.
Ausgerechnet der frevelnde König Belsazar (Kenneth Tarver) und der zürnende Prophet Daniel (Kristina Hammarström) sind zudem eklatant unterbesetzt und werden ihren Schlüsselrollen in der biblischen Geschichte vom Menetekel in keiner Weise gerecht. Einzig die Sopranistin Rosemarie Joshua als besorgte Mutter und der junge Countertenor Bejun Mehta als Bezwinger des todgeweihten Belsazar können rundum überzeugen. Die beiden reißen das Opernpublikum mit ihren Arien zeitweise aus der bleiernen Lethargie und kriegen Applaus für ihre Arien.
Oft ist die Rede davon, dass Händels Oratorien seine besseren Opern seien. Das hat sich allerdings häufig als Irrtum erwiesen. Zwar schickt Händel auch die Protagonisten seiner Oratorien durch die barocken Affekte und kann sich von den Konventionen der Barockoper befreien, in dem er die Einheit von Zeit und Raum aufbricht.
Genau das erweist sich aber als Problem der szenischen Umsetzung. Der Konzertbesucher kann mit dem Textbuch in der Hand den Handlungssprüngen problemlos folgen. Auf der Opernbühne reicht es jedoch nicht, wenn der Chor im selben Kostüm mal links und mal rechts steht oder sich gelegentlich Weinlaub ins Haar steckt, um die verschiedenen Gruppierungen deutlich zu machen.
Einer der zentralen Punkte im Oratorium "Belshazzar" ist die Manipulierbarkeit des Volks und wie die Herrschenden die Emotionen ihrer Untertanen manipulieren. Statt die Stimmungsumschwünge darzustellen, lässt der Regisseur Christof Nel das Personal auf den mannshohen Stufen des Bühnenbildes von Roland Aeschlimann herumklettern. Selbst die frevelnde Orgie unter den Babyloniern läuft sehr unspektakulär ab. Bloß weil ein bisschen Wein verschüttet wird, hätte der liebe Gott bestimmt nicht eigenhändig sein Menetekel an die Wand geschrieben. Eine zwingende Notwendigkeit, dieses Oratorium szenisch darzustellen, ergibt sich aus dieser Veranstaltung nicht.
Natürlich singt der RIAS-Kammerchor seinen Händel besser als der Staatsopernchor das je gekonnt hätte, und insofern müssen wir dieser internationalen Koproduktion dankbar sein. Allerdings hätte wir das auch konzertant in der Philharmonie haben können.
Georg Friedrich Händel: Belshazzar
Oratorium in drei Akten. Text von Charles Jennes
Staatsoper unter den Linden, Berlin
Inszenierung: Christof Nel
Musikalische Leitung: René Jacobs
Bühnenbild: Roland Aeschlimann