Blutegel, Aderlass & Co.

Die Heilkraft der Natur

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Der Kardiologe und Internist Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung "Naturheilkunde" am Berliner Immanuelkrankenhaus © Foto: Anja Lehmann / Immanuelkrankenhaus
Andreas Michalsen im Gespräch mit Matthias Hanselmann |
Immer mehr Patienten suchen Alternativen zur Schulmedizin und wenden sich der Naturheilkunde zu. Aber wo liegen die Möglichkeiten der Naturheilkunde, wo ihre Grenzen? Wie kann man beide Disziplinen bestmöglich verbinden? Das fragen wir den Mediziner Andreas Michalsen.
Immer mehr Patienten suchen Alternativen zur Schulmedizin und wenden sich der Naturheilkunde zu. Aber wo liegen die Möglichkeiten der Naturheilkunde, wo ihre Grenzen? Wie kann man beide Disziplinen bestmöglich verbinden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Mediziner Andreas Michalsen seit langem.
Der Kardiologe und Internist ist Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin. Dort behandelt er Patienten mit chronischen Erkrankungen und setzt dabei auf Naturheilverfahren, Traditionelle Chinesische Medizin bis hin zu Schröpfen oder Blutegeltherapie.
"Die Blutegel saugen eine Stunde ganz intensiv und das Blut wird rausgenommen und die geben Stoffe ab, damit das Blut nicht gerinnt, damit der Blutfluss nicht stockt. Und diese Stoffe sind gleichzeitig schmerzlindernd und entzündungshemmend und sie werden tief in die Gewebe abgegeben und so stellen wir uns vor, dass das bei Kniearthrose, Daumenarthrose, bei Rückenschmerzen, diese ganze Bereiche der Schmerzen letztlich lindert und heilt."

Regelmäßiges Fasten und Meditieren

Michalsen, Jahrgang 1961, ist in einer Familie von Naturheilkundlern aufgewachsen; er lebt das, was er lehrt, auch selbst - soweit sein Familienleben mit vier Kinder dies zulässt. Der Vegetarier fastet und meditiert regelmäßig und schwört auf die heilende Kraft des Meditierens und des Ayurvedas.
"Ayurveda hat auch ganz banale Alltagstipps. Der erste wäre früh schlafen gehen also nicht nach 22 Uhr schlafen gehen. Das ist schon mal eine Anforderung! Dann morgens eine Tasse heißes Wasser trinken, um das Verdauungsfeuer erstmal zu nähren und dann vielleicht auch nicht ein Brötchen frühstücken, sondern einen warmen Brei, der mit Gewürzen versetzt wird, mit leckeren Gewürzen, Kardamom, oder Ingwer, Kurkuma und so was. Das wäre ein ganz normaler ayurvedischer Tagesstart."

Nicht zu schnell Medikamente geben

Als Mediziner schwört Michalsen allerdings nicht allein auf Naturheilkundeverfahren und hat kein Interesse, der Pharmaindustrie das Handwerk zu legen. Er plädiert allerdings dafür, nicht zu schnell Medikamente zu geben, sondern zunächst nach anderen Lösungen zu suchen.
"Aber es gibt natürlich Krankheiten, die sind inzwischen Volkskrankheiten: Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck. Da denke ich natürlich schon, da ist es nicht richtig, zuerst den Patienten mit drei oder vier Medikamenten zu überschütten, anstatt ihm zu sagen: 'Mensch, stell deine Ernährung um'. Die Reihenfolge stimmt da nicht. Wenn wir die Naturheilkunde viel und früher einsetzen wie bei Rückenschmerzen bei Bluthochdruck, dann werden weniger Medikamente benötigt, weniger verkauft, es werden auch weniger Herzkatheter gelegt, es werden weniger Operationen gemacht. Mir ist aber wichtig zu sagen, das Ziel ist nicht, gegen das andere zu sein, sondern das ist das falsche Werkzeug für die großen Erkrankungen."
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