Bluttest zur Früherkennung des Downsyndroms - Fortschritt oder Selektion?
Seit Ende Juli ist er auf dem Markt: Der neue Gentest zur Früherkennung von Trisomie 21. Erstmals reicht allein eine Blutprobe der Mutter, um bereits in der zehnten Schwangerschaftswoche zu erkennen, ob das Ungeborene die Chromosomenanomalie aufweist.
Bislang war dies nur durch eine mit Risiken für die Föten verbundene Fruchtwasseranalyse möglich. Die einen feiern den Test als medizinischen Fortschritt, Kritiker befürchten einen weiteren Schritt zur Stigmatisierung Behinderter, gar zur Selektion.
"Ich bin nach wie vor gegen den Bluttest, aber ich weiß, dass er nicht mehr verhindert werden kann","
sagt Gisela Höhne. Die Schauspielerin und Regisseurin ist künstlerische Leiterin des Theaters "RambaZamba", einem integrativen Theaterprojekt in Berlin, in dem auch Schauspieler mit Downsyndrom spielen, unter anderem ihr Sohn Moritz. Er wurde 1976 geboren, Gisela Höhne war zu dem Zeitpunkt Mitte 20. Warum lehnt sie den Test ab?
""Weil konkret nach diesen Menschen gesucht wird. Sie werden gesucht, gefunden und abgetrieben - so ist es doch. Das läuft auf eine Ausrottung einer Menschenart hinaus. Es kommen ja heute schon kaum mehr solche Kinder auf die Welt, 90 bis 95 Prozent lassen abtreiben. Wer bleibt da übrig? Aber das ist nicht erst seit dem Bluttest. Immer mehr Frauen lassen diese Fruchtwasseruntersuchung machen. Und immer mehr Frauen denken, `dieses Kind passt nicht in mein Leben´."
"Wie viel Normabweichung hält eine Familie aus?", fragt Prof. Dr. Elisabeth Gödde mit Blick auf die wachsende Zahl an vorgeburtlichen Untersuchungen. Die Fachärztin für Humangenetik und Psychotherapie bewertet den neuen Bluttest zwiespältig:
"Wenn ich zielgenau nach Trisomie 21 suche, ist das auch eine gute Sache. Aber so, wie er aufgebaut ist, kann ich auch nur nach Trisomie 21 suchen - das ist ein Mangel. Denn hinter dem Befund kann alles Mögliche noch stecken, das wir damit nicht erkennen."
Es gebe weitaus schwerere Anomalien als das Downsyndrom, die mit diesem Test nicht entdeckt werden können, warum konzentriere man sich derart auf Trisomie 21? Außerdem werde der Test zu einem sehr frühen Zeitpunkt vorgenommen.
"Die Natur `korrigiert´ Schwangerschaften, die anlagebedingt nicht in Ordnung sind, indem sie zu Fehlgeburt führen." Frauen und Paare quälten sich schon früh und meist völlig unnötig mit der Frage, wie das Leben mit dem behinderten Kind werden könne. Ihre Mahnung:
"Ich würde mir wünschen, dass das alles gelassener angegangen wird und angstfrei, und dass alles, was technisch gemacht werden kann, überdacht wird."
"Bluttest zur Früherkennung des Downsyndroms - Fortschritt oder Selektion?
Darüber diskutiert Susanne Führer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit der Theaterleiterin Gisela Höhne und der Humangenetikerin Elisabeth Gödde. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Über das Theater "RambaZamba"
Über Prof. Dr. Elisabeth Gödde
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Informationsbroschüre zur Pränataldiagnostik
"Ich bin nach wie vor gegen den Bluttest, aber ich weiß, dass er nicht mehr verhindert werden kann","
sagt Gisela Höhne. Die Schauspielerin und Regisseurin ist künstlerische Leiterin des Theaters "RambaZamba", einem integrativen Theaterprojekt in Berlin, in dem auch Schauspieler mit Downsyndrom spielen, unter anderem ihr Sohn Moritz. Er wurde 1976 geboren, Gisela Höhne war zu dem Zeitpunkt Mitte 20. Warum lehnt sie den Test ab?
""Weil konkret nach diesen Menschen gesucht wird. Sie werden gesucht, gefunden und abgetrieben - so ist es doch. Das läuft auf eine Ausrottung einer Menschenart hinaus. Es kommen ja heute schon kaum mehr solche Kinder auf die Welt, 90 bis 95 Prozent lassen abtreiben. Wer bleibt da übrig? Aber das ist nicht erst seit dem Bluttest. Immer mehr Frauen lassen diese Fruchtwasseruntersuchung machen. Und immer mehr Frauen denken, `dieses Kind passt nicht in mein Leben´."
"Wie viel Normabweichung hält eine Familie aus?", fragt Prof. Dr. Elisabeth Gödde mit Blick auf die wachsende Zahl an vorgeburtlichen Untersuchungen. Die Fachärztin für Humangenetik und Psychotherapie bewertet den neuen Bluttest zwiespältig:
"Wenn ich zielgenau nach Trisomie 21 suche, ist das auch eine gute Sache. Aber so, wie er aufgebaut ist, kann ich auch nur nach Trisomie 21 suchen - das ist ein Mangel. Denn hinter dem Befund kann alles Mögliche noch stecken, das wir damit nicht erkennen."
Es gebe weitaus schwerere Anomalien als das Downsyndrom, die mit diesem Test nicht entdeckt werden können, warum konzentriere man sich derart auf Trisomie 21? Außerdem werde der Test zu einem sehr frühen Zeitpunkt vorgenommen.
"Die Natur `korrigiert´ Schwangerschaften, die anlagebedingt nicht in Ordnung sind, indem sie zu Fehlgeburt führen." Frauen und Paare quälten sich schon früh und meist völlig unnötig mit der Frage, wie das Leben mit dem behinderten Kind werden könne. Ihre Mahnung:
"Ich würde mir wünschen, dass das alles gelassener angegangen wird und angstfrei, und dass alles, was technisch gemacht werden kann, überdacht wird."
"Bluttest zur Früherkennung des Downsyndroms - Fortschritt oder Selektion?
Darüber diskutiert Susanne Führer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit der Theaterleiterin Gisela Höhne und der Humangenetikerin Elisabeth Gödde. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
Informationen im Internet:
Über das Theater "RambaZamba"
Über Prof. Dr. Elisabeth Gödde
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Informationsbroschüre zur Pränataldiagnostik