Bob Dylan und der Nobelpreis

Wie ein alter Folksänger übers Ohr gehauen wurde

Bob Dylan im Weißen Haus in Washington DC
Bob Dylan ist schon etwas älter - deswegen gerät er nun ins Visier von Betrügern (hier kein Enkel-Trick, sondern der Nobelpreis-Trick) © picture alliance / dpa / Jim Lo Scalzo
Von Florian Werner |
Erst kam Bob Dylan nicht zur Preisverleihung, jetzt nimmt er den Literaturnobelpreis offenbar doch noch entgegen. Wie kommt der Sinneswandel zustande? Unser Autor Florian Werner deckt die Hintergründe auf: Der Folksänger ist ein Opfer von Trickbetrügern.
Vorsicht, Trickbetrüger! Gerade Senioren werden immer wieder Opfer von ruchlosen Gaunern, die sich die Arglosig- und Gutmütigkeit der alten Leute zunutze machen. Jüngstes Beispiel: Der amerikanische Sänger Bob Dylan. Schon im Dezember vergangenen Jahres versuchte ein vorgebliches "Nobelpreiskomitee", den Künstler ins kalte Stockholm zu locken - vergeblich: Dylan durchschaute den Trick und schickte seine alte Freundin Patti Smith vor, die prompt aus Nervosität vor der versammelten Ganovenschaft ihren Text vergaß.

Die Trickbetrüger-Clique hat beharrlich gedrängt

Nun aber scheint der Sänger doch vom beharrlichen Drängen der Trickbetrüger-Clique weich geworden sein. Am Wochenende weilt er ohnehin für zwei Konzerte in Stockholm - bei der Gelegenheit, mag er sich gedacht haben, kann er doch gleich das ihm versprochene "Diplom" sowie ein als "Medaille" bezeichnetes Stück wertlosen Modeschmuck entgegen nehmen.
Außerdem, nicht zu vergessen: die acht Millionen Kronen, umgerechnet etwa 840.000 Euro, die ihm von den Gaunern in einer Email zugesagt wurden.
Allerdings hat die Sache natürlich einen Haken. Um an das Geld zu kommen, soll Dylan jetzt plötzlich eine sogenannte "Nobelvorlesung" halten - das stand offenbar im Kleingedruckten. Okay, er kann die Vorlesung auch zuhause auf Video aufzeichnen und mit der Post schicken, aber Vorlesung muss sein, und zwar bis zum 10. Juni 2017, da kennt der Skandinavier keine Gnade.

Für ein Million Kronen muss Oma 1000 Jahre lang Socken stopfen

Mein lieber Schwede: Auf diesen Trick muss man erst mal kommen! 840.000 Euro - dafür muss ein W2-Professor 18 Jahre lang unterrichten, ein Dichter 400 Bände mit Lyrik verfassen und eine Oma 1000 Jahre lang Socken stopfen. Und eine solche Summe verspricht die Akademie einem alten Liedermacher dafür, dass er eine Stunde lang dylanesk ins Mikrofon nuschelt?
Wer’s glaubt, wird schwedisch.
Zum Glück hat der Sänger den Trick in letzter Sekunde durchschaut und seine "Vorlesung" auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Akademie habe "Grund zu der Annahme, dass eine aufgenommene Version zu einem späteren Zeitpunkt gesendet werden wird", wie eine Sprecherin der Stockholmer Gangsterbande nun mit trickbetrügertypischer Sturheit verlauten ließ.

Hoffentlich bleibt Dylan bis zum 10. Juni standhaft

Die Kerle lassen einfach nicht locker! Bleibt nur zu hoffen, dass Dylan bis zum 10. Juni standhaft bleibt. Oder: Vielleicht schickt er dem Gaunersyndikat statt Vorlesung einfach einen seiner Songs, in denen er seit Jahrzehnten wider den schmutzigen Mammon ansingt. Wie es in seinem Klassiker "Masters of War" heißt:
"All the money you make / will never buy back your soul."
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