Heute im Deutschlandradio Kultur zum Thema:
Interview mit Heinrich Detering, Literaturwissenschaftler und Dylan-Fan, in "Studio 9" um 7.40 Uhr
"My Life According to Bob Dylan" - eine Liebeserklärung von Erdmöbel-Musiker Ekki Maas, in "Tonart" gegen 11.07 Uhr
"Wie ein Koyote im Stacheldraht": Über Bob Dylan und seine Stimme. Interview mit dem Freiburger Musikwissenschaftler Richard Klein in der "Tonart" gegen 16.07 Uhr
Dandy und Poet, Rocker und Revolutionär
Bob Dylan feiert heute seinen 75. Geburtstag. Er war nie nur ein Rockstar, sondern immer auch ein großer Dichter. Wie kein anderer Künstler entzieht er sich inzwischen jeglicher Kritik - und ist bereits zu Lebzeiten zum Mythos geworden.
Es ist ja nicht so, dass ihm alles gelungen wäre. Fans, Kritiker und Musikliebhaber kennen auch schwache Bob-Dylan-Platten aus den 70er- und 80er-Jahren. Doch all seine Fehltritte verschwinden hinter der Lebensleistung eines Mannes, der am heutigen Tag weltweit als größter Rock-Poet aller Zeiten gefeiert wird. Er selbst wird sich dem Vernehmen nach heute nicht in der Öffentlichkeit zeigen - sondern irgendwo chillen.
Dylan fehlt nur noch der Literaturnobelpreis
Die einzige Ehrung, die Dylan noch fehlt, ist der Literatur-Nobelpreis. Und auch hierfür war er schon mehrfach im Gespräch. Neben jeder Menge Grammys wurde der Sänger mit der Schnodder-Stimme mit dem Polar Music Prize ausgezeichnet, dem "Nobelpreis für Musik", er erhielt für den Film-Song "Things Have Changed" einen Golden Globe und einen Oscar. Auch der Pulitzer-Preis wurde ihm völlig zu Recht zu Füßen gelegt, für "lyrische Kompositionen von außerordentlicher poetischer Kraft". US-Präsident Barack Obama heftete ihm zudem die "Presidential Medal of Freedom" an die Brust, die höchste zivile Auszeichnung der USA.
Dylan hat die populäre Musik revolutioniert und Liedtexte als Kunstform zelebriert. Sein künstlerischer Einfluss auf Blues, Folk und Rock kann nicht überschätzt werden. Nebenbei betrieb er auch jede Menge Traditionspflege und hielt seine Vorgänger wie Woody Guthrie im kollektiven Gedächtnis.
Wütende Lieder gegen Krieg und Gewalt
Jahrzehnte einer langen Karriere liegen hinter ihm, in denen er eine unglaubliche Produktivität an den Tag legte, seine ersten Aufnahmen stammen von 1959, und es sieht derzeit nicht so aus, als würde er aufhören wollen, Platten aufzunehmen. Er schrieb wütende Lieder gegen Krieg und Gewalt, stieg zum Folk-Idol und Identifikationsfigur der Protestkultur auf, um dann die Gitarre zu elektrifizieren und mit seinem Image zu brechen.
"Like A Rolling Stone" hat der "Rolling Stone" zum besten Lied aller Zeiten kürt. Zuletzt hat Dylan überall gelobte Platten wie "Modern Times" (2006) oder "Tempest" (2012) veröffentlicht. Dann wandte er sich Frank Sinatra-Songs: Auch diese klingen, dank seiner Stimme, unverwechselbar.
Sein Leben ist eine Gesamtkunstwerk
Heinrich Detering, Literaturwissenschaftler an der Georg-August-Universität Göttingen sowie Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und bekennender Dylan-Fan, glaubt inzwischen nicht mehr, dass Dylan sich mit wechselnden Identitäten immer wieder neu erfunden hat. Das sei letztlich ein "Stereotyp", sagte Detering dem Deutschlandradio Kultur. Denn es sei Dylan in seinen unterschiedlichen Schaffensphasen immer um die gleichen Lebens-Themen gegangen. Dylans Lebenswerk sei ein Gesamtkunstwerk, betonte Detering. Der "Dandy der Rockkultur" habe sich aus Krisen und "todesschlafähnlichen Zuständen" immer wieder selbst befreit und sei heute der "Enzyklopädist" des amerikanischen Liedguts – vom Folk über Rock bis hin zum Rap.
Wir würdigen Boby Dylan - mit Songs über Bob Dylan. Die Spotify-Playlist von Deutschlandradio Kultur: