Bodenständig. Und dann auch wieder nicht
Schon seitdem sie Mitte 20 ist, gehört die heute 36-jährige Lena Schwarz zu den besten Schauspielensembles in Deutschland, hat an den großen Häusern in Bochum, Düsseldorf, München und Köln gespielt. Eine geradlinige Karriere, hinter der sich allerdings eine alles andere als glatte Frau verbirgt.
Lena Schwarz irrlichtert durch den dunklen Bühnenraum. Ein schönes, blasses Gesicht. Grazil, flatternden Arme. Ein geschmeidiger Körper, der in schwerelosen Kleidern sinnlich durch die Szenen schwebt. Lena Schwarz ist heute Abend Nastassja Filippowna in Dostojewskis "Der Idiot".
Dreieinhalb Stunden betört, verführt und verstört sie. Mit ihrer zerbrochenen, käuflichen, oft hysterischen Weiblichkeit. Und irgendwie macht sie auch Angst. Vor einer Frau, die sich auf der Bühne komplett selbst vergessen kann.
Auch am Tag darauf ist ein Hauch von dieser Furcht noch zu spüren, selbst hier, in einem Waldstück bei Köln. Lena Schwarz hat den Ort für das Interview selbst vorgeschlagen.
"Im Moment bin ich einfach wahnsinnig gerne im Wald. Oder auf der Wiese. Und jetzt kommt der Frühling und alles wird so grün, so schizophren grün. Das ist ein tolles Grün hier, oder? Und da bin ich am allerliebsten. Mit meinem Sohn liegen wir auf Waldböden rum und fahren Fahrrad."
Während sie erzählt, lächelt sie derart einnehmend, dass binnen Sekunden sämtliche Befürchtungen verflogen sind. Lässig spaziert sie den Weg entlang, eine wunderbar offene, herzliche Frau, in Karohemd und Parka. Ihre Hände verschwinden beim Reden spielerisch im langen braunen Haar, bewegen sich genauso lebhaft, wie sie erzählt. Von ihrem Lebensgefährten, einem Bühnentechniker am Bochumer Theater, dem gemeinsamen, dreieinhalbjährigen Sohn und ihrem Familienalltag in ihrer Wahlheimat Bochum.
"Ich steh jeden morgen auf, mach Frühstück für meinen Sohn und küss ihn und zieh ihn an und bring ihn in den Kindergarten und dann hol ich ihn ab und küss ihn wieder. Und wir machen tausend Sachen. Also ich bin eigentlich sehr bodenständig. Und dann auch wieder gar nicht, so." (lacht)"
Da ist es wieder, das für sie typische Lachen, das signalisiert, das Gesagte besser nicht allzu ernst zu nehmen. Auf verschlungenen Waldwegen wird aus dem Interview schnell ein in alle Richtungen springendes Gespräch. Zwischen Alltäglichem, Sinnfragen, Späßen und Stationen in Lena Schwarz‘ Leben. Ihrer von Kunst geprägten Kindheit in Stuttgart zum Beispiel, als einzige Tochter eines Ingenieurs und einer Graphikerin.
""Also meine Mutter hat selber auch viele Ausstellungen gemacht mit Grafiken. Bei uns gab es immer Stifte und Klebstoff und Papier en masse. Das liegt schon in der Familie."
Auch Lena Schwarz zeichnet gerne:
"Sinnlose Sachen. Köpfe, Häuser, wie ein Kind. Autos. Ich mach rum mit Farbe, weil mir das Spaß macht."
Zeitweise sogar so sehr, dass sie ein kleines Atelier in Bochum hatte. Ihre Leidenschaft aber gilt schon seit der Schulzeit und der Theater-AG der Bühne.
"Mein Kunstlehrer meinte, ich soll auf eine Akademie gehen. Und da hab ich mich richtig dagegen gewehrt. Da hab ich gedacht, ich will zum Theater. Ich wollte das unbedingt. Ich frag mich absolut, warum ich das gemacht habe. Warum man da nicht offener war."
Es sind diese kleinen Selbstzweifel, das Suchen nach den richtigen Worten, Wegen und Gedanken, die Lena Schwarz auf angenehme Weise nicht greifbar machen. Auf dem Papier ist ihr Lebens- und Karriereweg erstaunlich glatt und gerade. Nach dem Abi Aufnahme an der Schauspielschule. Mit 24 Jahren festes Engagement in Bochum. Schnell große Rollen wie die Johanna von Orleans und Lady Macbeth in Inszenierungen nicht weniger großer Regisseure. Erst mit 31 Jahren findet sich in ihrem Lebenslauf ein Bruch:
"Damals hab ich in Bochum gekündigt, und wollte wirklich frei sein und brauchte so einen Abstand zu den Theater und zu diesen Proben zu dem Beruf einfach."
Knapp fünf Jahre lang nimmt Lena Schwarz nur Gastrollen an, unterstützt die Bochumer Kulturinitiative "Rottstraße 5", zeichnet, gründet eine Familie. 2011 kehrt sie dann doch zurück ans Theater. In das gefeierte Ensemble am Kölner Schauspielhaus.
In Karin Henkels Inszenierung von "Die Ratten" wird sie in den Rollen der Walburga und Piperkarcka beim diesjährigen Theatertreffen in Berlin zu sehen sein.
"Ich freu mich darüber. Aber geschmeichelt bin ich nicht. Komischerweise. Dazu achte ich sonst da auch zu wenig drauf."
Das nimmt man ihr ab. Jenseits ihrer Rollen scheint sich Lena Schwarz erfrischend wenig um den Theaterbetrieb zu scheren. Es sind Begriffe wie Spaß und Vertrauen in gute Regisseure, die fallen, wenn sie über ihre Gründen fürs Schauspiel spricht. All das hofft sie ab dem Sommer auch in der Schweiz zu finden. Gemeinsam mit ihrem Freund wird sie ans Züricher Schauspielhaus gehen.
"Da freu ich mich riesig drauf."
Sagt sie ehrlich begeistert und fängt regelrecht zu Schwärmen an. Vom Züricher See, der Natur und nicht zuletzt von den Schweizern und deren Mentalität.
"Dieses alemannische, seltsame, verkastelte Art und Weise vielleicht das Leben zu sehen oder zu beschreiben. Manchmal etwas umständlich, das ist mir gar nicht fremd."
Dreieinhalb Stunden betört, verführt und verstört sie. Mit ihrer zerbrochenen, käuflichen, oft hysterischen Weiblichkeit. Und irgendwie macht sie auch Angst. Vor einer Frau, die sich auf der Bühne komplett selbst vergessen kann.
Auch am Tag darauf ist ein Hauch von dieser Furcht noch zu spüren, selbst hier, in einem Waldstück bei Köln. Lena Schwarz hat den Ort für das Interview selbst vorgeschlagen.
"Im Moment bin ich einfach wahnsinnig gerne im Wald. Oder auf der Wiese. Und jetzt kommt der Frühling und alles wird so grün, so schizophren grün. Das ist ein tolles Grün hier, oder? Und da bin ich am allerliebsten. Mit meinem Sohn liegen wir auf Waldböden rum und fahren Fahrrad."
Während sie erzählt, lächelt sie derart einnehmend, dass binnen Sekunden sämtliche Befürchtungen verflogen sind. Lässig spaziert sie den Weg entlang, eine wunderbar offene, herzliche Frau, in Karohemd und Parka. Ihre Hände verschwinden beim Reden spielerisch im langen braunen Haar, bewegen sich genauso lebhaft, wie sie erzählt. Von ihrem Lebensgefährten, einem Bühnentechniker am Bochumer Theater, dem gemeinsamen, dreieinhalbjährigen Sohn und ihrem Familienalltag in ihrer Wahlheimat Bochum.
"Ich steh jeden morgen auf, mach Frühstück für meinen Sohn und küss ihn und zieh ihn an und bring ihn in den Kindergarten und dann hol ich ihn ab und küss ihn wieder. Und wir machen tausend Sachen. Also ich bin eigentlich sehr bodenständig. Und dann auch wieder gar nicht, so." (lacht)"
Da ist es wieder, das für sie typische Lachen, das signalisiert, das Gesagte besser nicht allzu ernst zu nehmen. Auf verschlungenen Waldwegen wird aus dem Interview schnell ein in alle Richtungen springendes Gespräch. Zwischen Alltäglichem, Sinnfragen, Späßen und Stationen in Lena Schwarz‘ Leben. Ihrer von Kunst geprägten Kindheit in Stuttgart zum Beispiel, als einzige Tochter eines Ingenieurs und einer Graphikerin.
""Also meine Mutter hat selber auch viele Ausstellungen gemacht mit Grafiken. Bei uns gab es immer Stifte und Klebstoff und Papier en masse. Das liegt schon in der Familie."
Auch Lena Schwarz zeichnet gerne:
"Sinnlose Sachen. Köpfe, Häuser, wie ein Kind. Autos. Ich mach rum mit Farbe, weil mir das Spaß macht."
Zeitweise sogar so sehr, dass sie ein kleines Atelier in Bochum hatte. Ihre Leidenschaft aber gilt schon seit der Schulzeit und der Theater-AG der Bühne.
"Mein Kunstlehrer meinte, ich soll auf eine Akademie gehen. Und da hab ich mich richtig dagegen gewehrt. Da hab ich gedacht, ich will zum Theater. Ich wollte das unbedingt. Ich frag mich absolut, warum ich das gemacht habe. Warum man da nicht offener war."
Es sind diese kleinen Selbstzweifel, das Suchen nach den richtigen Worten, Wegen und Gedanken, die Lena Schwarz auf angenehme Weise nicht greifbar machen. Auf dem Papier ist ihr Lebens- und Karriereweg erstaunlich glatt und gerade. Nach dem Abi Aufnahme an der Schauspielschule. Mit 24 Jahren festes Engagement in Bochum. Schnell große Rollen wie die Johanna von Orleans und Lady Macbeth in Inszenierungen nicht weniger großer Regisseure. Erst mit 31 Jahren findet sich in ihrem Lebenslauf ein Bruch:
"Damals hab ich in Bochum gekündigt, und wollte wirklich frei sein und brauchte so einen Abstand zu den Theater und zu diesen Proben zu dem Beruf einfach."
Knapp fünf Jahre lang nimmt Lena Schwarz nur Gastrollen an, unterstützt die Bochumer Kulturinitiative "Rottstraße 5", zeichnet, gründet eine Familie. 2011 kehrt sie dann doch zurück ans Theater. In das gefeierte Ensemble am Kölner Schauspielhaus.
In Karin Henkels Inszenierung von "Die Ratten" wird sie in den Rollen der Walburga und Piperkarcka beim diesjährigen Theatertreffen in Berlin zu sehen sein.
"Ich freu mich darüber. Aber geschmeichelt bin ich nicht. Komischerweise. Dazu achte ich sonst da auch zu wenig drauf."
Das nimmt man ihr ab. Jenseits ihrer Rollen scheint sich Lena Schwarz erfrischend wenig um den Theaterbetrieb zu scheren. Es sind Begriffe wie Spaß und Vertrauen in gute Regisseure, die fallen, wenn sie über ihre Gründen fürs Schauspiel spricht. All das hofft sie ab dem Sommer auch in der Schweiz zu finden. Gemeinsam mit ihrem Freund wird sie ans Züricher Schauspielhaus gehen.
"Da freu ich mich riesig drauf."
Sagt sie ehrlich begeistert und fängt regelrecht zu Schwärmen an. Vom Züricher See, der Natur und nicht zuletzt von den Schweizern und deren Mentalität.
"Dieses alemannische, seltsame, verkastelte Art und Weise vielleicht das Leben zu sehen oder zu beschreiben. Manchmal etwas umständlich, das ist mir gar nicht fremd."