Bodo Kirchhoff

"Ich bin kein politischer Autor"

Bodo Kirchhoff (links) auf der Buchmesse im Gespräch mit Lesart-Moderator Joachim Scholl
Bodo Kirchhoff (links) auf der Buchmesse im Gespräch mit Lesart-Moderator Joachim Scholl © Deutschlandradio / Susanne van Loon
Bodo Kirchhoff im Gespräch mit Joachim Scholl |
Wie kamen die Flüchtlinge in Bodo Kirchhoffs Novelle "Widerfahrnis"? Anlass war eine persönliche Begegnung in Italien, verrät der Autor, der soeben mit dem Deutschen Buchpreis geehrt wurde. Er sehe einfach sehr genau hin - und sei so in die Geschichte hineingeraten.
Bodo Kirchhoff, dem Kritiker vorwerfen, er habe die aktuelle Flüchtlingsthematik in seiner Novelle "Widerfahrnis" quasi nur als Dekor verwendet, betont, er habe mit dem Motiv kein Zeichen setzen wollen. "Ich bin kein politischer Autor", sagt er. "Ich habe nur offene Augen, ich sehe sehr genau hin."
Auf einer Reise in den Süden, nach Italien, habe er gesehen, dass sehr viele Menschen nach Norden strebten. Diese beiden bewegungen hätten ihn "sehr beschäftigt". Ausschlaggebend sei aber eine Begegnung in Catania gewesen: "Die empfand ich eher als beschämend für mich und als unauflöslich ein Stück weit."
Er habe dann angefangen zu erzählen und sei in diese Geschichte ein Stück hineingeraten:
"Insofern ging es mir als Schriftsteller eigentlich ähnlich, wie es Menschen hier ging oder wie es auch Politikern ging, dass etwas über sie kam, auf das sie nicht vorbereitet waren. (...) Was mich so beschäftigt hat: die Größe des Faktischen, die da zu spüren war, die wahrscheinlich auch Angela Merkel gespürt hat, diese Größe des Faktischen herunterzubrechen auf die große Zahl - das verkennt etwas. Da ist ein Schriftsteller natürlich in einer privilegierten Situation, weil er keine politischen Entscheidungen treffen muss, aber er kann davon erzählen."
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