Melodie Michelberger: "Body Politics"
Rowohlt-Verlag 2021
224 Seiten, 18 Euro
Empathie für den eigenen Körper entwickeln
08:29 Minuten
Von der "Gala"-Redakteurin zur Körperaktivistin: Melodie Michelberger kämpft gegen ein krank machendes Schönheitsideal. Hört auf, euren Körper dafür zu bestrafen, wie er aussieht, sagt sie. Sie selbst hat kein Problem damit, dick genannt zu werden.
Wenn ich endlich schlank bin, wird alles gut: Von diesem Gedanken angetrieben, hat Melodie Michelberger jahrzehntelang versucht, Gewicht zu verlieren. "Ich glaube, es gibt keine Diät, die ich nicht gemacht habe", sagt sie.
Funktioniert hat es nicht: "Man rutscht immer wieder auf das Ausgangsgewicht zurück. Man hat vielleicht sogar noch ein bisschen mehr drauf, und so rutscht man sehr schnell und teilweise auch unbemerkt in Essstörungen."
Erst ein Burn-out brachte die Wende
Im Fall der 44-jährigen Michelberger war es eine Magersucht. Die Wende kam für die frühere "Gala"- und "Brigitte"-Redakteurin erst mit einem Burn-out. Infolgedessen habe sie sich auch darüber Gedanken machen müssen, wie sie in Zukunft mit ihrem Körper umgehen wolle:
"Möchte ich ihn wirklich weiter mangelernähren, möchte ich ihn dafür bestrafen, dass er in meinen Augen nicht richtig aussieht, dass er in meinen Augen nicht dem Ideal entspricht, oder möchte ich Empathie für meinen Körper entwickeln und möchte ich ihm das geben, was er braucht, um mich gut und gesund durch dieses Leben zu tragen?"
Michelberger entschied sich für Letzteres und ist heute dick, aber mit sich im Reinen. Und sie engagiert sich als Buchautorin oder über ihren Instagram-Account, auf dem sie für ihre etwa 50.000 Follower Bilder von sich postet, die ihren Körper zeigen, wie er ist. Auch als Gegengewicht zu den vielen Fotos von scheinbar perfekt aussehenden Menschen, die ansonsten dort kursieren.
Krank machende Schönheitsideale aufbrechen
Insofern sieht die Körperaktivistin in den sozialen Medien auch nicht nur eine Plattform für ein krank machendes Schönheitsideal, sondern gleichzeitig die Chance, dieses Ideal aufzubrechen, "dadurch, dass es sehr viele Menschen auf der ganzen Welt gibt, die eine ähnliche Arbeit machen wie ich, dass wir immer mehr werden und dass wir ein Gegenpol zu diesem allgemeinen Schönheitsideal sind".
(uko)