Natürlich gehört da auch ein bisschen Extra-Nervosität dazu. Ich bin relaxt, aber von der portugiesischen Bodyboard-Welt wird natürlich von mir ein bisschen mehr erwartet hier. Witzigerweise war der erste Worldcup-Event, den ich jemals gesehen habe, also 2001, hier. 2017 habe ich hier gewonnen. Dieser Platz hat schon etwas Spezielles für mich.
Bodyboarderin Joana Schenker
Joana Schenker, hier 2012 bei einem Wettkampf in Portugal, wurde 2017 Weltmeisterin im Bodyboarding. © Imago
Ein Spiel mit den Wellen
05:03 Minuten
Bodyboarding ist in Deutschland eine eher unbekannte Sportart: Athleten liegen bei dem Sport mit dem Bauch auf einem Brett und tragen Flossen. Mit Joana Schenker gibt es jedoch eine deutsche Athletin, die diesen Sport auf Weltklasseniveau beherrscht.
Am Praia Grande, dem Großen Strand bei Sintra, nordwestlich von Lissabon gelegen, findet seit 27 Jahren ein Weltcup im Bodyboarding-Zirkus statt. Der älteste Wettbewerb dieser Art und der einzige in Europa, ist auch der Heimweltcup für Joana Schenker, die für Portugal startet.
Dabei spürt sie schon einen gewissen Druck.
Dabei spürt sie schon einen gewissen Druck.
Hierzulande ist Bodyboarding nach Angaben des Deutschen Wellenreitverbandes quasi „nicht existent“. Da ist es nicht verwunderlich, dass Joana Schenker 2013, als sie mit diesem Sport professionell begann, auch die portugiesische Staatsbürgerschaft annahm.
Sportler suchen sich ihre Sponsoren selbst
"In Portugal ist dieser Sport viel größer und hat viel mehr Sponsorenpotenzial." Auch in Portugal gibt es keine finanzielle Unterstützung durch den Verband, was vor allem daran liegt, dass Bodyboarding keine olympische Disziplin ist. "Wir müssen uns alle selber um unsere Sponsoren kümmern."
So ist es auch nicht einfach, ein Budget für die Saison aufzustellen. Die Weltcuporte sind auf alle Kontinente verteilt - und die Reisekosten etwa nach Brasilien, Chile und auf die Malediven sind enorm. In Sintra bei Lissabon werden 35.000 Dollar unter allen Teilnehmerinnen ausgeschüttet.
Schenker hofft auf Bodyboarding bei Olympia
Um den Sport weiter zu professionalisieren, hofft Joana Schenker darauf, dass Bodyboarding zumindest Demonstrationssportart bei Olympischen Spielen wird.
"Es gibt Leute, die dahinter stehen und sich da jetzt drum kümmern. Auch die World-Tour hat angefangen, sich da Gedanken zu machen, weil es den Sport auf ein anderes Niveau bringen würde, auf der ganzen Welt natürlich."
Beim Wettkampf in Sintra läuft es zunächst gut für Joana Schenker. Sie qualifiziert sich für das Viertelfinale. Dabei zeigt sie eine Spezialität - eine 360-Grad-Drehung auf ihrem selbstdesignten Board, gleich mehrfach hintereinander.
Bodyboard ist aus dem Kunststoff Polypropylen
Ihr Bodyboard besteht aus dem Kunststoff Polypropylen, der die nötige Flexibilität, aber auch Stabilität bietet.
"Der beste Bodyboarder ist eins mit dem Brett. Es darf nicht zu hart sein, weil die ganzen Landungen, jedes Mal, wenn wir einen Air-Move machen, ein Manöver in der Luft, und dann hauen wir auf den Bauch.Das ist ganz schön hart, also dann kriegt man Rückenschmerzen davon, wenn das Brett zu steif ist."
Apropos Schmerzen und Gefahren: Was passiert, wenn man Muskelkrämpfe hat, draußen zwischen den hohen Wellen, wenn man zu viel Salzwasser schluckt? "Man hat Respekt, man weiß, es ist groß, es ist gefährlich, aber man bekommt keine panische Angst. Ich glaube, es ist ein ziemlich sicherer Sport, solange man ruhig bleibt."
"Das Meer hat immer die Oberhand"
Ruhig bleiben und sich nicht gegen die Welle stemmen, sondern mit ihr fließen. "Ich finde am allerwichtigsten ist der Respekt fürs Meer. Das Meer ist viel stärker, viel größer, wir müssen uns anpassen. Das Meer hat immer die Oberhand."
Beim Bodyboarding lässt sich auch mit den Wellen spielen. Drehungen, Überschläge und Sprünge zeigen, wie spielerisch leicht man mit dem Meer eine Verbindung eingehen kann.
Wie "Tanzen auf der Welle"
Joana Schenker findet dafür einen ungewöhnlichen Vergleich: "Bodyboarden hat ein bisschen etwas von Turnen - und auch etwas von Tanzen auf der Welle." Joana Schenker ist die innere Zufriedenheit anzumerken, wenn sie über ihren Sport spricht. "Ich garantiere, dass jeder, der das einmal versucht, auch mit dem Weißwasser einfach nur an den Strand fährt, am Ende ein richtiges Lachen auf dem Gesicht hat."