"Bodymore, Murdaland"

Von Susanne Burg |
Als die US-Fernsehserie "The Wire" im Jahr 2002 Premiere hatte, nahm zunächst kaum jemand von ihr Notiz. Inzwischen wird die sechste und letzte Staffel gezeigt und die Serie in lauter Superlativen gelobt. Dabei geht es in der Serie düster und gewalttätig zu. Darin wird ein Getto der Stadt Baltimore zum Schauplatz blutiger Kämpfe von Drogendealern und Polizisten.
"Oh fuck, motherfucker!"

Die beiden Polizisten McNaulty und Bunk untersuchen einen Tatort. Was sie sehen, ist nicht schön.

"fuckadeefuckfuckfuck!"

Da kann man schon mal ins Fluchen kommen. Ist ja auch erlaubt im Bezahlsender HBO.

"motherfucker, fucking ey!"

Aber nach drei Minuten haben die beiden noch immer nichts anderes gesagt als:

"Fuck!"

In unzähligen Variationen. Ganze fünf Minuten dauert die Szene. Als "The Wire" 2002 Premiere hatte, lief die Serie als "Cop Show", als Polizeikrimi. Ein notweniges trojanisches Pferd nennt der Autor David Simon diese Bezeichnung heute. Schließlich habe man die Zuschauer vor die Fernseher bekommen wollen. Und dennoch waren die Einschaltquoten erstmal schlecht.

"Die Leute haben häufig die erste Folge gesehen und gesagt: Das ist interessant, aber da passiert ja gar nichts. Nun, wir haben versucht, in jeder Staffel die visuelle Entsprechung für einen Roman zu finden. Und wenn Sie an Bücher denken, die Sie wirklich mögen, da geschieht in den ersten zwei bis drei Kapiteln auch nicht viel. Wir haben das Tempo also bewusst so angelegt, aber die Leute haben halt andere Sehgewohnheiten."

"The Wire" spielt in Baltimore. Der Zuschauer taucht ein in eine komplexe düster-brutale Welt von Drogendealern, Polizisten, Politikern und Junkies. Es gibt unzählige Charaktere, aber kein gut und böse, keine Helden. Die Polizisten sind ein aggressiver, arbeitsscheuer, dafür trinkfreudiger Haufen, die Gangster können durchaus charismatisch, charmant und tiefsinnig sein.

"You can't even call this thing a war. Man. Why not? Wars end."

Was auf den Straßen abgehe, das sei kein Krieg, sagt einer der Drogendealer. Schließlich würden Kriege auch irgendwann aufhören.

Renommierte Krimiautoren wir Richard Price und George Pelecanos haben am Drehbuch gearbeitet. Ihr Interesse galt Charakteren, Dialogen und Stimmungen. Aus ihnen heraus haben sie die Handlung entwickelt. Was, so sagen die Kritiker heute, das Ganze so realistisch wirken lässt.

"Why would anyone ever leave Baltimore? That's what I am asking."

Amerika hat lange gebraucht, sich mit der Serie anzufreunden. Jetzt, da die definitiv letzte Staffel in den USA ihrem Ende zugeht, wird das Jammern merklich lauter.