Chinas Ambitionen im Nahen Osten
Das Börsenbeben in China scheint das Reich der Mitte deutlich zu schwächen. Das wird Pekings außenpolitische Bemühungen verstärken, sagt der Politikwissenschaftler Mikko Huotari. Vor allem seine Bemühungen im Nahen Osten.
China strauchelt wirtschaftlich, die Talfahrt der Börsen scheint dem mächtigen Land einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Doch Peking bastelt längst daran, sich neue Einflusssphären zu sichern. Und die ökonomische Flaute könnte dieses Engagement noch deutlich verstärken, sagt Mikko Huotari, Programmleiter Außenpolitik und Außenwirtschaft am Mercator Institute für China-Studien.
So versuche sich China derzeit verstärkt als Vermittler zu positionieren, sagte Huotari im Deutschlandradio Kultur. "Wir sehen erste Ansätze und erste Versuche in internationalen Konflikten verstärkt tätig zu werden. Das reicht von Afghanistan, wo es erste Vermittlungsversuche zwischen der Regierung und den Taliban gibt, bis nach Syrien, wo im Hintergrund noch relativ dezent Besuchsdiplomatie stattfindet."
Die gesamte Region sei für Peking wichtig, so der Politikwissenschaftler. "Da geht es um Energieinteressen. Da geht es natürlich auch um den ganzen Nahen Osten als Baustein einer größeren Expansionsstrategie Chinas, die letztlich darauf abzielt, China, Zentralasien, den Nahen Osten, Afrika und Europa mit großen Infrastruktur-Netzwerken zu verbinden - eben auch, um sich neue Absatzmärkte zu schaffen."
Die derzeitige wirtschaftliche Schwäche werde die Bemühungen um neue Einflussgebiete wohl weiter befeuern: "Verstärkte Investitionen nach außen werden notwendig, der Abbau von Überkapazitäten, d.h. der Export, die Erschließung von neuen Absatzmärkten - das sind alles Aktivitäten, die auch neues sicherheitspolitisches Engagement in Regionen erfordern, wo China bislang noch nicht tätig war."