Longlist für Deutschen Buchpreis veröffentlicht
Die Longlist für den Deutschen Buchpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels steht fest. 20 Titel hat die Jury ausgewählt: ein paar Entdeckungen sind darunter – hier zum Nachlesen. Außerdem im Interview: Najem Wali und seine Erfahrungen als einziger Schriftsteller in der Jury.
Rund 100 Verlage haben sich in diesem Jahr für den Deutschen Buchpreis des Börsenverein des Deutschen Buchhandels beworben. Im Wettbewerb um die beste literarische Neuerscheinung des Jahres hat die Jury am heutigen Dienstag zunächst 20 Titel für die Longlist ausgewählt.
Aus dieser engeren Auswahl ermitteln die Juroren wiederum sechs Titel für die Shortlist. Die Verleihung findet dann am 17. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römer statt.
Literaturredakteur Kolja Mensing zeigte sich im "Lesart"-Gespräch am stärksten davon überrascht, dass mit Joachim Meyerhoff ein Autor in der Liste auftaucht, der bereits ein Bestseller ist.
"Das finde ich ungewöhnlich, weil der Buchpreis ja eigentlich Bestseller machen will, Verkaufserfolge schaffen will. Hier ist jetzt jemand auf der Longlist, der das auf jeden Fall nicht mehr braucht."
Keine drängenden gesellschaftlichen Fragen
Nur ein Buch von einem Autor, der aus einem anderen Sprachraum nach Deutschland gekommen ist, sei dabei, ergänzte Jörg Plath: Arkos Doma mit "Der Weg der Wünsche", ein Roman über eine Familie, die aus Ungarn geflohen ist.
Das ist auch Kolja Mensing aufgefallen. "Ich kann hier auch nicht so richtig thematische Ballungen oder Muster erkennen." In Frankreich würden drängende gesellschaftliche Fragen auch in der Literatur verhandelt, von Michel Houellebecq oder Mathias Énard.
"Sowas scheint in der deutschsprachigen Literatur eben kaum stattzufinden. Davon taucht eben gar nichts auf und diese Liste ist natürlich auch ein Spiegel der Jahresproduktion - es gibt diese Bücher einfach gar nicht."
Die Romane seien eher an Individuen ausgerichtet und auch Geschichtliches käme kaum vor, so Jörg Plath.
Der einzige Autor in der Jury
Najem Wali dagegen sieht als Schwerpunkte der diesjährigen Auswahl drei große existenzielle Themen: "Katastrophe und Untergang, Fremdheit und Fremdsein und Tod". 2016 hält er für einen "auszeichneten Jahrgang". Um zu diesem Urteil zu kommen, hat der irakisch-stämmige Autor und einzige Schriftsteller in der Jury, 150 Bücher gelesen. "Das war harte Arbeit", gibt er zu. Allerdings sei er schon als Kind eine Leseratte gewesen - deshalb sei die Arbeit für ihn auch ein großes Vergnügen gewesen.
Dass die Wahl des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ihn, den Schriftsteller, für die Jury ausgewählt habe, sei ein "besonderer Fall": Da er nicht auf Deutsch, sondern in seiner Muttersprache Arabisch schreibe, sei er "keine Konkurrenz für die nominierten Autoren" und somit auch nicht befangen in seinem Urteil. Außerdem habe der Börsenverein ein Zeichen setzen wollen "in diesen hitzigen Zeiten": Auch er selbst habe sein Leben in Deutschland vor 35 Jahren als Flüchtling begonnen, sagte der studierte Germanist.
Das ganze Interview mit Najem Wali in unserer Sendung "Studio 9":
Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2016:
• Akos Doma: Der Weg der Wünsche (Rowohlt Berlin, August 2016)
• Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag, September 2016)
• Ernst-Wilhelm Händler: München (S. Fischer, August 2016)
• Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)
• Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016)
• André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016)
• Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2016)
• Katja Lange-Müller: Drehtür (Kiepenheuer & Witsch, August 2016)
• Dagmar Leupold: Die Witwen (Jung und Jung, September 2016)
• Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder (Suhrkamp, September 2016)
• Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)
• Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke (Kiepenheuer & Witsch, November 2015)
• Hans Platzgumer: Am Rand (Paul Zsolnay, Februar 2016)
• Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)
• Arnold Stadler: Rauschzeit (S. Fischer, August 2016)
• Peter Stamm: Weit über das Land (S. Fischer, Februar 2016)
• Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (Lenos, März 2016)
• Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses (S. Fischer, März 2016)
• Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen (Matthes & Seitz Berlin, August 2016)
• Philipp Winkler: Hool (Aufbau, September 2016)
• Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag, September 2016)
• Ernst-Wilhelm Händler: München (S. Fischer, August 2016)
• Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)
• Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016)
• André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016)
• Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2016)
• Katja Lange-Müller: Drehtür (Kiepenheuer & Witsch, August 2016)
• Dagmar Leupold: Die Witwen (Jung und Jung, September 2016)
• Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder (Suhrkamp, September 2016)
• Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)
• Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke (Kiepenheuer & Witsch, November 2015)
• Hans Platzgumer: Am Rand (Paul Zsolnay, Februar 2016)
• Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)
• Arnold Stadler: Rauschzeit (S. Fischer, August 2016)
• Peter Stamm: Weit über das Land (S. Fischer, Februar 2016)
• Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (Lenos, März 2016)
• Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses (S. Fischer, März 2016)
• Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen (Matthes & Seitz Berlin, August 2016)
• Philipp Winkler: Hool (Aufbau, September 2016)
Der Deutsche Buchpreis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert. Der Preisträger erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro.
Im vergangenen Jahr wurde der Schriftsteller Frank Witzel für seinen Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" ausgezeichnet.
Im vergangenen Jahr wurde der Schriftsteller Frank Witzel für seinen Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" ausgezeichnet.