Schottische Schaurigkeit

Zauberschloss, spukende Dame in Weiß, Jagd auf Adelstitel und diverse Mutproben – eine Oper könnte nicht komischer sein! Das Stadttheater Gießen hat die klassische Oper "Die Weiße Dame" in neuer Übersetzung herausgebracht.
Per Brief bittet die geheimnisvolle "Weiße Dame", die in Schloss Avenel herumspukt, zum Stelldichein. Der gierige Verwalter Gaveston will dennoch das Schloss in seinen Besitz bringen. Wird es ihm gelingen, dem Spuk ein Ende zu bereiten? Die "Weiße Dame" wird am Ende dieser Oper entzaubert – alle Geheimnisse lösen sich wie von selbst auf, plötzlich dominiert gegenseitige Liebe.
Der französische Komponist Francois-Adrien Boieldieu, ein Meister der Komischen Oper zu Beginn des 19. Jahrhunderts, greift hier auf Erzählungen von Walter Scott zurück – Eugène Scribe hat die große Literatur zu einem spritzigen Libretto verdichtet. Es ist beiden Künstlern ein Mix aus Schauerromantik, französischer Leichtigkeit und musikalischer Eleganz gelungen, der diese Oper zeitlos macht. "Die weiße Dame" ist Boieldieus Hauptwerk und gilt als französische Opéra comique schlechthin. Sie ist kein Standardwerk auf den internationalen Opernbühnen, wird aber hie und da gespielt, nicht zuletzt, weil die musikalischen Einfälle Boieldieus eine ganze Komponistengeneration beeinflusst haben: Nachwirkungen seiner Kunst hört man deutlich in den Werken Donizettis oder Meyerbeers. Selbst Carl Maria von Weber war vollends entzückt von dieser "weißen Dame": "Seit Figaros Hochzeit ist keine komische Oper geschrieben worden wie diese!"
Stadttheater Gießen
Aufzeichnung vom 6. Februar 2016
François-Adrien Boieldieu
"La Dame blanche" (Die weiße Dame)
Oper in drei Akten
Libretto: Augustine Eugène Scribe
Gaveston - Tomi Wendt
Anna - Naroa Intxausti
Georges - Clemens Kerschbaumer
Dikson - Ralf Simon
Jenny - Katharina Göres
Marguerite - Stefanie Schaefer
Mac-Irton - Calin-Valentin Cozma
Chor und Extrachor des Stadttheaters Gießen
Philharmonisches Orchester Gießen
Leitung: Jan Hoffmann