"Moral und Wirtschaft - das hat noch nie zusammengepasst"
Trotz Abgas-Skandal und Rekorddefizit: Volkswagen zahlt seinen Managern Millionen-Boni. Durch klare Regeln in den Arbeitsverträgen ließe sich so etwas ganz leicht verhindern, meint der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin von den Grünen.
Offensichtlich erwarteten "die leitenden Herren von der Zukunft von Volkswagen" nicht viel, sagt Jürgen Trittin. Daher nähmen sie mit, was mitzunehmen sei.
"Sie hätten ja auch die Wahl gehabt zu sagen: Wir setzen darauf, dass wir in fünf oder sechs Jahren wieder richtig gut aufgestellt sind und koppeln die Auszahlung der Boni daran."
Genau das habe nicht stattgefunden. "Moral und Wirtschaft - das hat noch nie zusammengepasst", so der frühere Minister. Es brauche deshalb Regeln, die bei schlechter Unternehmensführung einen Rechtsanspruch auf Boni verhinderten:
"Offensichtlich ist dies beim Abfassen der Arbeitsverträge unterlassen worden."
An den Bedürfnissen der Welt vorbeiproduziert
Darüber hinaus warf Trittin der Bundesregierung vor, den VW-Skandal nicht zum Anlass genommen zu haben, die gesamte deutsche Autoindustrie wieder zukunftsfähig zu machen. So hätten die Einnahmen aus einer Streichung der Diesel-Subventionen zur Finanzierung eines echten Programms für Elektromobilität genutzt werden können:
"Das hätte auch in der Industrie die Schwerpunkte verlagert. Da hat die deutsche Automobilindustrie, da hat VW einen gigantischen Nachholbedarf."
Diesel-PKW hätten beispielsweise in den USA einen Anteil von drei Prozent und in China von einem Prozent. In Indien seien sie in vielen Innenstädten verboten, und in Brasilien führten sie eine "Nischenexistenz".
Trittins Resümee: "Die deutsche Automobilindustrie - und Volkswagen vorneweg - produziert an den Bedürfnissen der wichtigsten Automärkte der Welt vorbei."