Annette Pehnt (Text) und Felicitas Horstschäfer (Illustrationen): "Book Rebels: 75 Heldinnen aus der Literatur"
ab 10 Jahren
Carl Hanser Verlag, München 2021
188 Seiten, 22 Euro
"Book Rebels"
BookRebels: Innenseite zu Romeo und Julia von W. Shakespeare. © Hanser Verlag
Was macht eine Frau zur Rebellin?
13:40 Minuten
Was bedeutet "rebellisch"? Die Autorin Annette Pehnt suchte gemeinsam mit der Illustratorin Felicitas Horstschäfer in der Literatur nach Antworten. Herausgekommen ist das Buch "Book Rebels": Kurzporträts von Frauen und Mädchen, die Haltung zeigen.
Die Literatur ist voll von Rebellinnen, mit denen wir gern mitfiebern: Astrid Lindgrens unerschrockene Pippi Langstrumpf und Madita, Julia (im Kampf um ihre Liebe zu Romeo), Ronja Räubertochter, Iphigenie oder Antigone.
Die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Annette Pehnt hat 75 von ihnen in „Book Rebels“ zusammengetragen. Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern vermutlich auch erwachsene Leserinnen und Leser werden ihren Spaß daran haben.
Rotkäppchen als untypische Heldin
Die Texte schrieben Studierende des Studiengangs Kreatives Schreiben an der Universität Hildesheim, wo Pehnt als Professorin unterrichtet. Auch Rotkäppchen gehört zu den Protagonistinnen. Ausgerechnet Rotkäppchen, die am Ende nur überlebt, weil der Jäger sie aus dem Bauch des Wolfes schneidet?
Sie sei eine untypische Rebellin, stimmt Pehnt zu. Aber: „Wir haben einen recht weiten Begriff von Rebellentum entwickelt. Sie begehrt nicht klassisch gegen eine Ordnung auf, sie ist nicht bewaffnet und sie zettelt keine Revolution an. Aber sie entwickelt Strategien, überlebt und hält ihren Platz.“
Auch Miss Marple ist rebellisch
Beim Brainstorming mit ihren Studierenden seien sich alle einig gewesen, dass die Porträtierten keine klassischen Kämpferinnen sein mussten, erzählt Pehnt. Auf jeden Fall sollte es ein feministisches Buchprojekt werden. Bei der konkreten Auswahl seien jedoch durchaus die Fetzen geflogen, erinnert sie sich.
Spannend sei es gewesen, zu beobachten, welche Figuren die verschiedenen Generationen – nämlich sie und ihre Studierenden – nominiert hätten. Für sie selbst sei zum Beispiel Ronja Räubertochter selbstverständlich gesetzt gewesen.
Andere hätten Figuren nominiert, die vor allem aus Filmen bekannt sind, wie etwa die schrullige Miss Marple, die kleine, hochbegabte Matilda aus der Verfilmung einer Geschichte von Road Dahl oder die selbstbewusste Vadja aus dem Film „Das Mädchen Vadja“.
Und was ist mit Angela Merkel?
Bebildert wurden die kleinen Porträts von Felicitas Horstschäfer. Sie hat jeweils einen charakteristischen Aspekt der Geschichte gewählt und an diesem ihre Illustrationen entwickelt.
Aus gegebenem Anlass: Wäre eigentlich auch die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich in der CDU gegen ein starkes Männer-Netzwerk behauptet hat, eine Kandidatin für „Book Rebels“? Annette Pehnt findet: eher nicht. Merkel habe für sie in all den Jahren vor allem „die herrschende Ordnung“ verkörpert.
Felicitas Horstschäfer ergänzt: „Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich nicht von einer Rebellin regiert werde, deshalb würde ich ihr das Label auch nicht verpassen. Rebellin ist ohnehin kein 24-Stunden-Job, sondern es sind wohl eher Momente, in denen man rebellisch ist.“
Von solchen rebellischen Momenten habe es durchaus einige während Merkels Amtszeit gegeben, betont sie. Ein wichtiger für Horstschäfer: „2015 – 'Wir schaffen das'.“