Boombranche Müllhandel

Von Friedemann Brenneis |
"Wir lösen Ihre Entsorgungsaufgaben." Mit diesen Worten wirbt die Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft, kurz WEV, auf ihrer Website um Kunden.
Oder besser, sie wirbt um den Müll von Kunden, denn die WEV betreibt mit der Zentraldeponie Cröbern südlich von Leipzig eine der größten Müllkippen Europas.

Seit letztem Jahr ermittelt nun die Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen. Es soll illegal Müll aus Italien angenommen haben, daher bestehe Verdacht auf Korruption, Steuerhinterziehung und Umweltdelikte.

Die Gründe für den illegalen Müllhandel in Sachsen sind ökonomische. 2006 stand die WEV vor Verlusten in Millionenhöhe. Die mehr als 100 Millionen teure Anlage, ein Prestigeobjekt der Kommune, war nicht ausgelastet. Denn bereits in der Planung wurde die Anlage größer dimensioniert, als für die Region notwendig ist. Aus Leipzig und Umgebung stammt nur knapp die Hälfte des Abfalls, der die Müllsortieranlage in Cröbern durchläuft.

Um für eine rentable Auslastung zu sorgen, begann die WEV daher, mehrere hunderttausend Tonnen Müll aus Italien heranzuschaffen. Zuerst legal, dann auch illegal, so der Vorwurf. Auf italienischer Seite vermuten Ermittler hinter dem lukrativen Müllhandel die Mafia. Seit Jahren schon habe sie sich auf illegalen Müllhandel spezialisiert, oder, wie es besser klingt: auf das Lösen von "Entsorgungsaufgaben".