Boomender Buddhismus

Von Hannah von Schroeders |
Mittlerweile gibt es in Deutschland über hundert buddhistische Gruppen, die rund 100.000 Menschen vertreten. Dabei hat Siddharta Gautama nur meditiert und an nichts gedacht. Vielleicht ist es dieses Nichts im Gegensatz zu dem Vielen, Schnellen und Lauten, das viele Menschen beeindruckt.
Auf der Kommode neben Räucherstäbchen sitzt ein kleiner dicker Buddha. Nicht wenige Jugendzimmer sind mit so einem buddhistischen Altar ausgestattet. Der Buddhismus boomt – nicht nur bei Jugendlichen. Die westliche Welt steht auf die fernöstliche Religion. Mittlerweile gibt es in Deutschland über 100 buddhistische Gruppen, die rund 100.000 Menschen vertreten.

Was fasziniert die Leute so daran? Was hat der Buddhismus, was andere Religionen nicht haben? Was hat Buddha so berühmt gemacht?

Eigentlich hat er gar nichts getan. Der reiche adelige Jüngling Siddharta Gautama hat sich unter einen Feigenbaum gesetzt und gewartet. Meditiert und an nichts gedacht. Solange, bis er vollkommen erleuchtet war. Buddha heißt "der vollkommen Erwachte". Aus diesem Nichts ist eine große Religion entstanden.

Vielleicht ist es dieses Nichts im Gegensatz zu dem Vielen, Schnellen und Lauten, das viele Menschen so beeindruckt. Die berühmte Meditationsform aus dem Buddhismus, der Zen, ist weit verbreitet. Auch hier geht es darum, leer zu werden. Durch Entleerung einen Zustand der Erhabenheit zu erreichen.

" Ich meditiere seit 25 Jahren, und da fängt man an, einem bestimmten inneren Gefühl zu trauen, toll!"

Die einen integrieren ihre Begeisterung für den Buddhismus wunderbar in ihr alltägliches Leben, die anderen wollen keine halben Sachen. Gen Losang Tashi hat mit 30 Jahren seinen Namen geändert und lebt seitdem im buddhistischen Kloster:

" Es ist eigentlich ein Aspekt von Buddhas Lehre, dass man sich in Entsagung schult
… arbeiten mehr an unserer inneren Entwicklung."

Mit den Unzulänglichkeiten des Alltags beschäftigt sich der Buddhist nicht. Er verwendet seine ganze Kraft darauf, innerlich zu reifen. Dabei stehen keine religiösen Dogmen im Zentrum, wie man sie aus der jüdisch-christlichen Tradition kennt, und von denen sich der eine oder andere eingeengt fühlt.

Wer den Buddhismus wählt, will nicht Heimat, sondern Freiheit. Und wer beides will, kann sich ja neben seinen kleinen Buddha noch ein Kreuz stellen. Der Buddhismus hat damit kein Problem.

Das Feuilletongespräch zum Thema mit dem Chefredakteur der Zeitschrift "GEO", Peter-Matthias Gaede, können Sie in der rechten Spalte als Audio hören.

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