Bootsflüchtlinge in Südostasien

Staatenlos, arm und von Gewalt bedroht

Rohingya-Flüchtlinge nahe der südthailändischen Insel Koh Lipe
Rohingya-Flüchtlinge nahe der südthailändischen Insel Koh Lipe © AFP / Christophe ARCHAMBAULT
Der Politikwissenschaftler Marco Bünte im Gespräch mit Axel Flemming |
Viele der derzeit in Südostasien auf dem Meer treibenden Bootsflüchtlinge gehören zur Volksgruppe der Rohingya. Sie werden in Myanmar nicht als ethnische Minderheit anerkannt, sind staatenlos. Über ihre Situation sprechen wir mit dem Politologen Marco Bünte.
Vor den Küsten südostasiatischer Länder treiben derzeit Tausende Flüchtlinge in Booten hilflos auf dem Meer. Viele von ihnen wurden auf das offene Meer zurückgeschleppt – denn kein Land wollte sie aufnehmen. Die meisten Bootsflüchtlinge sind muslimische Rohingya, die im buddhistisch dominierten Myanmar nicht als ethnische Minderheit anerkannt werden.
Der derzeit in Malaysia arbeitende Politikwissenschaftler Marco Bünte beschrieb im Deutschlandradio Kultur die Situation der Rohingyas. Zum Zeitpunkt der Staatsgründung sei diese Volksgruppe nicht als offizieller Teil Myanmars anerkannt worden – obwohl sie schon zu Kolonialzeiten eingewandert seien. Sie hätten also niemals eine offizielle Staatsbürgerschaft erhalten:
"Die Rohingya gelten als Staatenlose. Und sie sind ja auch Muslime. Das heißt, sie werden in mehrfacher Hinsicht diskriminiert. Sie haben unter der unheimlichen Armut zu leiden. Sie werden nicht anerkannt, sie müssen in Flüchtlingslagern leben. 2012 und 2013 kam es auch zu Gewalt gegenüber diesen muslimischen Menschen."
Die Angst vor der Überfremdung
Seit der Öffnung Myanmars gebe es außerdem einen "buddhistischen Nationalismus", so Bünte:
"Der sich explizit gegen die Muslime richtet. Und von einer Überfremdung spricht. Und deshalb diese Menschen aus dem Land vertreiben will. Insofern gibt es hier ganz verschiedene Faktoren, die diese Volksgruppe aus dem Land treiben."
Aus Myanmar sei vermutlich keine Hilfe für die Flüchtlinge zu erwarten, meinte Bünte. Gefragt seien jetzt die möglichen Aufnahme-Staaten Thailand, Malaysia und und Indonesien. In Malaysia lebten schon hunderttausende von Rohingyas, die dort wegen ihrer Religionszugehörigkeit sehr gerne aufgenommen worden seien:
"Aber im Moment sieht es eben so aus, als ob die malaysische Regierung sie nicht aufnehmen will."
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