Boris Johnson als Shakespeare-Figur

Richard III., Falstaff oder doch Macbeth?

08:37 Minuten
Der britische Premier Boris Johnson zieht eine Grimasse am Rednerpult.
"Boris Johnson weiß selbst, dass er kein nobler Charakter ist", sagt Andreas Sturm. © picture alliance/Associated Press/ Peter Byrne
Andreas Sturm im Gespräch mit Vladimir Balzer · 06.07.2022
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Wenn Boris Johnson eine Figur aus einem Shakespeare-Drama wäre, welche wäre er? Auf jeden Fall eher ein Bösewicht als ein tragischer Held, meint Andreas Sturm, Politiker, Buchautor und Cambridge-Absolvent.
Der britische Premier Boris Johnson vergleicht sich selbst mit Shakespeares Othello. Er sieht sich also als tragischen Helden, der durch die Intrigen anderer (im Fall der aktuellen britischen Regierungskrise Johnsons ehemaliger Berater Cummings) scheitert.
Auch Andreas Sturm glaubt, dass Boris Johnson Züge einer Shakespeare-Figur hat. Sturm hat in Cambridge studiert, das Buch "Das Shakespeare-Prinzip" veröffentlicht und sitzt für die CDU im Landtag von Baden-Württemberg.

Johnson ist kein nobler Charakter

Sturm sieht Johnson allerdings weniger als Othello: "Denn bei Shakespeare sind die tragischen Helden immer noble Charaktere, die aufgrund eines tragischen Charakterfehlers fallen. Und Boris Johnson weiß selbst, dass er kein nobler Charakter ist."

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Außerdem sei Othello ein Außenseiter der Gesellschaft gewesen, von Rassismus betroffen. Boris Johnson hingegen entspringt dem Establishment.
"Das ist so eine Mischung zwischen Richard III., Macbeth und Falstaff", sagt Sturm über Johnson. Falstaff, der Soldat sei Trunkenbold und Sprücheklopfer. "Vom Erscheinungsbild passt das sehr gut", meint Sturm. Johnson gebe sich auf der einen Seite als belesenen, intelligenten Menschen aus, auf der anderen Seite, wie Falstaff, als jemand, der aus dem Rahmen fällt.

Am Ende fällt der Held

Jetzt habe Johnson auch die Unterstützung der eigenen Familie verloren, sagt Sturm: "Seine Schwester hat sich von ihm distanziert, auch sein Bruder." Wir befinden uns im finalen fünften Akt und das Ende beschreibt Sturm so: "Der Held fällt am Ende, aber, und das ist auch das Positive, die Ordnung wird bei Shakespeare immer wieder hergestellt."
Wenn die Tories nach Johnsons Sturz die Ordnung wiederherstellen, würden sie einen Gegenentwurf zum jetzigen Premier wählen, meint Sturm: "Jemand, der verbindlich ist, der eben genau das darstellt, was Boris Johnson nicht ist."
(beb)
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