Botschafter des Weltraums
In lockerem Plauderton zeichnet Hildegard Werth die Laufbahn des deutschen Rekordastronauten Thomas Reiter nach. Die Biografie ist ganz nebenbei auch ein Überblick der jüngeren Geschichte der Weltraumfahrt.
350 Tage lang war er im All, 5600 Mal ist er an Bord der russischen MIR-Station und der Internationalen Raumstation ISS um die Erde geflogen und er war als erster Deutscher bei Außenbordarbeiten im freien Weltraum tätig: Thomas Reiter ist Deutschlands Rekordastronaut. Weltweit waren nicht einmal drei Dutzend Menschen länger in der Umlaufbahn. Die ZDF-Journalistin Hildegard Werth ist Thomas Reiter viele Male begegnet. Nun zeichnet sie dessen Leben in der Schwerelosigkeit nach, so der Untertitel des Buches.
Schon als Kind in Neu-Isenburg war Thomas Reiter von Fliegerei und Raumfahrt begeistert. Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr, wo er Diplomingenieur und Testpilot wurde. Dann rief das europäische Astronautenkorps. Sein erster Einsatz war die Reise zur russischen Station MIR. Ein Jahrzehnt später bekam Reiter eine zweite Chance: Dieses Mal flog er mit einer US-Raumfähre zur ISS.
Hildegard Werth erläutert die langwierige Ausbildung und die oft entbehrungsreichen Vorbereitungen für die monatelangen Einsätze im All. Sie geht mit den Lesern auf einen Streifzug durch das Sternenstädtchen bei Moskau oder das Kennedy Space Center in Florida. Dabei kommen Thomas Reiter und viele Weggefährten direkt zu Wort.
Die Autorin war oft am Boden live dabei, wenn der Astronaut Reiter seine Abenteuer in himmlischen Höhen bestand. In lockerem Plauderton schildert sie den Ablauf der Missionen und gibt so ganz nebenbei interessante Einblicke in den Alltag der bemannten Raumfahrt. Das Buch über Thomas Reiter und seine Laufbahn ist ganz automatisch auch ein Überblick der jüngeren Raumfahrtgeschichte. Einige Tabellen informieren über die ISS-Besatzungen, die Rekorde der Raumfahrt, die deutschen Astronauten etc.
Doch wie der Untertitel andeutet, ist es ein Buch nur über den Astronauten Thomas Reiter. Man erfährt fast alles über das Leben für die Schwerelosigkeit und in der Schwerelosigkeit. Was aber den Menschen Thomas Reiter am Boden umtreibt, bleibt verborgen. Der Astronaut, der zum Medienstar wurde, weiß Privates privat zu belassen. Einblicke gibt er nur, sofern es unmittelbar zur Raumfahrt gehört.
So bangt der Leser noch einmal mit dem 11-jährigen Thomas, ob denn Neil Armstrong seinen schwärmerischen Brief beantworten würde. Der erste Mann auf dem Mond tat es nicht. Erst ein Vierteljahrhundert später bekam Reiter einen schriftlichen Gruß des Idols – überreicht von Shuttle-Astronauten nach dem Andocken an die MIR.
Erstaunlicherweise ist dieses Buch erst vier Jahre nach dem letzten Raumflug Thomas Reiters erschienen. Seine anschließende Tätigkeit in der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt spielt im Buch kaum eine Rolle. Leider hat der Verlag eine große Chance vertan: Statt dieses Buch angemessen zu bebildern, und so das Leben in der Schwerelosigkeit auch rein optisch anschaulich zu machen, gibt es nur ein paar kümmerliche Bildtafeln mitten im Buch, auf denen sich viel zu klein abgedruckte Fotos drängeln.
In seinem Vorwort bezeichnet Jean-Jacques Dordain, der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation, Thomas Reiter als Botschafter des Weltraums. Hildegard Werth hat viele von Reiters Botschaften in einem lockeren Buch zusammengetragen, das eine Art Raumflug für alle ist.
Besprochen von Dirk Lorenzen
Hildegard Werth: Thomas Reiter. Leben in der Schwerelosigkeit
Herbig Verlag, München 2011
272 Seiten, 19,95 Euro
Schon als Kind in Neu-Isenburg war Thomas Reiter von Fliegerei und Raumfahrt begeistert. Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr, wo er Diplomingenieur und Testpilot wurde. Dann rief das europäische Astronautenkorps. Sein erster Einsatz war die Reise zur russischen Station MIR. Ein Jahrzehnt später bekam Reiter eine zweite Chance: Dieses Mal flog er mit einer US-Raumfähre zur ISS.
Hildegard Werth erläutert die langwierige Ausbildung und die oft entbehrungsreichen Vorbereitungen für die monatelangen Einsätze im All. Sie geht mit den Lesern auf einen Streifzug durch das Sternenstädtchen bei Moskau oder das Kennedy Space Center in Florida. Dabei kommen Thomas Reiter und viele Weggefährten direkt zu Wort.
Die Autorin war oft am Boden live dabei, wenn der Astronaut Reiter seine Abenteuer in himmlischen Höhen bestand. In lockerem Plauderton schildert sie den Ablauf der Missionen und gibt so ganz nebenbei interessante Einblicke in den Alltag der bemannten Raumfahrt. Das Buch über Thomas Reiter und seine Laufbahn ist ganz automatisch auch ein Überblick der jüngeren Raumfahrtgeschichte. Einige Tabellen informieren über die ISS-Besatzungen, die Rekorde der Raumfahrt, die deutschen Astronauten etc.
Doch wie der Untertitel andeutet, ist es ein Buch nur über den Astronauten Thomas Reiter. Man erfährt fast alles über das Leben für die Schwerelosigkeit und in der Schwerelosigkeit. Was aber den Menschen Thomas Reiter am Boden umtreibt, bleibt verborgen. Der Astronaut, der zum Medienstar wurde, weiß Privates privat zu belassen. Einblicke gibt er nur, sofern es unmittelbar zur Raumfahrt gehört.
So bangt der Leser noch einmal mit dem 11-jährigen Thomas, ob denn Neil Armstrong seinen schwärmerischen Brief beantworten würde. Der erste Mann auf dem Mond tat es nicht. Erst ein Vierteljahrhundert später bekam Reiter einen schriftlichen Gruß des Idols – überreicht von Shuttle-Astronauten nach dem Andocken an die MIR.
Erstaunlicherweise ist dieses Buch erst vier Jahre nach dem letzten Raumflug Thomas Reiters erschienen. Seine anschließende Tätigkeit in der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt spielt im Buch kaum eine Rolle. Leider hat der Verlag eine große Chance vertan: Statt dieses Buch angemessen zu bebildern, und so das Leben in der Schwerelosigkeit auch rein optisch anschaulich zu machen, gibt es nur ein paar kümmerliche Bildtafeln mitten im Buch, auf denen sich viel zu klein abgedruckte Fotos drängeln.
In seinem Vorwort bezeichnet Jean-Jacques Dordain, der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation, Thomas Reiter als Botschafter des Weltraums. Hildegard Werth hat viele von Reiters Botschaften in einem lockeren Buch zusammengetragen, das eine Art Raumflug für alle ist.
Besprochen von Dirk Lorenzen
Hildegard Werth: Thomas Reiter. Leben in der Schwerelosigkeit
Herbig Verlag, München 2011
272 Seiten, 19,95 Euro