Von wegen ruhige Kugel schieben
Wenn die Olympischen Spiele 2024 in Paris stattfinden, soll Boule als neue olympische Disziplin dabei sein. Der Leiter des Internationalen Ausbildungszentrums für Boulesport in Paris setzt sich dafür ein. Er erklärt, warum es mehr ist als ein Spiel.
Schon wenn man durch die Einfahrt des Sportgeländes Boulodromes läuft, ist es zu hören: das typische Klackklack der Boulekugeln, die geworfen werden. Auf einem der vielen Bouleplätze, den rechteckigen weißen Brachenplätzen mit Holzbande, steht eine Gruppe von Mittfünfzigern. Männer und Frauen amüsieren sich bei einer lockeren Partie.
Freundschaft und Leidenschaft teilen
Gegenüber der Einfahrt liegt das kleine Clubheim. Hier an der langen Resopaltheke steht Claude Raluy. Der Leiter des Internationalen Ausbildungszentrums für Boulesport trinkt noch einen schnellen Espresso, bevor es an die Kugeln geht:
"Wir sind hier im zweitältesten Club Frankreichs, in der Nähe des Bois de Vincennes. Überall hier stehen Bäume, überall gibt es Schatten. Das ist ein großartiger Ort, um eine gemütliche Partie zu spielen, um sich mit Freunden zum Feierabend zu treffen, ein Glas zu trinken. Hier geht es nicht nur ums Turnierspielen. Hier geht es um Freundschaft und darum, eine Leidenschaft zu teilen."
Hobby oder Leistungssport
Boule, ob als Hobby oder Leistungssport, ist etwas für jeden, sagt Raluy. Egal ob alt, ob jung, ob Mann, ob Frau. Boulespielen ist unkompliziert, erfordert allerdings Konzentration und Genauigkeit. Mit seinem 12-jährigen Sohn Corentin und seinem Freund Jean-Pierre geht es auf den Platz: Corentin legt einen roten Ring mit einem Durchmesser von 50 Zentimeter auf den Boden. Von hier aus wird das Schweinchen, eine kleine Holzkugel, geworfen. Dann versuchen die Spieler, ihre drei großen Metallkugeln so nahe wie möglich an die kleine Kugel zu werfen. Wer die meisten Kugeln in der Nähe des Schweinchens hat, gewinnt die Partie.
"Wenn der Gegner näher dran ist, als man selbst, dann hat man zwei Möglichkeiten. Entweder die nächste eigene Kugel näher dran zu spielen, oder die Kugel des Anderen mit der eigenen Kugel wegzuschießen."
Trainer-Ausbildung im Boulodrome
Das beherrscht der ehemalige Boule-Profi Raluy immer noch. Nachdem er aus dem aktiven Sport ausgeschieden ist, hat er sein Ausbildungszentrum gegründet. Er will den Sport weltweit bekannt machen und bildet deshalb vor allem Trainer aus. Auch hier, im gemütlichen Boulodrome im Osten von Paris, veranstaltet er Seminare, die von Teilnehmern aus der ganzen Welt besucht werden:
"Es ist wichtig, Trainer auszubilden, ihnen das Rüstzeug an die Hand zu geben, damit sie unterrichten können. Außerdem tauschen wir uns auf den Seminaren aus, entwickeln neue Ideen. Und alle Trainer arbeiten auf der gleichen Grundlage. Das strukturiert den Sport weltweit und vereinheitlicht die Trainingsmethoden."
Neue olympische Disziplin
Das große Ziel von Raluy ist Olympia 2024. Wenn die Spiele in Paris stattfinden, soll Boule als neue olympische Disziplin dabei sein. Dafür wirbt er zusammen mit der Internationalen Boules-Federation beim Internationalen Olympischen Komitee. Seit die Bewerbung läuft, ist Raluy fast pausenlos unterwegs - in Asien oder in den USA. Der Sport muss weit verbreitet sein, damit er eine Chance hat, olympisch zu werden.
"Wir hoffen sehr, dass das klappen wird. Die Spiele sind 2024 in Paris. Ja. Wir haben eine Chance. Ich glaube fest daran."