Israelische Kuratorin zur Documenta
Das Bild "People's Justice" des Künstlerkollektivs Taring Padi wurde von der documenta entfernt. Grund: antisemitsiche Motive. © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Warum ein Boykott israelischer Künstler sein Ziel verfehlt
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Bei der aktuellen Documenta steht der Vorwurf eines „stillen Boykotts“ gegen jüdisch-israelische Künstlerinnen und Künstler durch das Festivalteam im Raum. Die Kuratorin Galit Eilat glaubt, dass ein solcher Boykott allen schadet.
Die israelische Künstlerin und Kuratorin Galit Eilat geht davon aus, dass auf der Documenta 15 israelische und jüdische Künstler ganz bewusst nicht eingeladen werden. „Ich glaube durchaus, dass es einen stillen Boykott gibt“, sagt Eilat. Es sei aber nicht so, "dass israelische Künstler überhaupt dabei sein müssen oder eingeladen werden müssen“. Die Teilnahme bedeute in der angespannten Situation, „dass dann Spannungen aufkommen könnten. Und das wird hier vermieden.“
Boykott verfehlt das Ziel
Nach Eliats Beobachtung führt der von ihr attestierte Boykott nicht zu einer Mobilisierung in Israel. „Das wird einfach so akzeptiert, dass man nicht eingeladen wurde. Dann ist das halt so.“ Die Kuratorin glaubt indes, dass ein solcher Boykott das eigentliche Ziel verfehlt: Man würde durch den Ausschluss israelischer Künstler im Land „mehr zusammenrücken“. Das Ziel des Boykotts sei aber, „die Situation zu ändern, die Besatzung zu beenden.“
Im Fall der Documenta wird laut Eliat ein aus einer politischen Realität genommener Boykott „in die Kunst herübertransportiert“. Die Folge sei, dass ein weiterer Dialog auch auf künstlerischer Ebene verhindert werde. Ein Problem des „stillen Boykotts“ sei auch, dass darauf auch keine Reaktion möglich sei. „Es entzieht israelischen Künstlern auch die Möglichkeit, sich pro-palästinensisch zu äußern, was ja vielleicht in Einzelfällen der Fall sein könnte.“
Schweigen erzeugt „eher Feindseligkeiten“
Eliat glaubt, dass das Schweigen „schlecht für alle Beteiligten“ ist. „Ich denke, dass diese Situation tatsächlich eher Feindseligkeiten und Hass erzeugt, als wenn man sich offen auseinandersetzen würde.“
(tmk)