Das diesjährige Festival Pop-Kultur findet vom 23. - 25. August in der Kulturbrauerei Berlin statt.
"Mit der deutschen Schuld habe ich nichts zu tun"
Weil die israelische Botschaft das Berliner Pop-Kultur-Festival mit 500 Euro unterstützt, wollen einige Künstler dort nicht auftreten. Einer davon ist der syrische Rapper Mohammad Abu Hajar. In unserem Gespräch erläutert er seine Motive.
Der syrische Rapper Mohammad Abu Hajar gehört zu den vier arabischen Künstlern, die das diesjährige Berliner Pop-Kultur-Festival boykottieren. Der Grund: die israelische Botschaft unterstützt die Veranstaltung mit einem Betrag von 500 Euro.
"Für uns steht Israel als ein Staat der Unterdrückung, der Diskriminierung, und dann ist es irrelevant, ob es sich hier um 500 oder um 5000 Euro handelt", sagte Mohammad Abu Hajar im Deutschlandfunk Kultur. "Wir können das nicht akzeptieren, auf so einem Festival aufzutreten, weil das würde heißen, dass man die Israelis sozusagen weißwäscht."
Niemand wurde unter Druck gesetzt, meint Abu Hajar
Der Rapper betonte, seine Entscheidung habe mit dem Boykottaufruf der BDS-Kampagne nichts zu tun. Sondern man habe den Beschluss, nicht teilzunehmen, bereits vorher gefasst. Gleichwohl verteidigte er BDS gegen den u.a. von der Festival-Leitung geäußerten Vorwurf, arabische Künstler, die BDS-Boykottaufrufen nicht folgen wollten, würden unter Druck gesetzt. Es sei niemandem mit Konsequenzen gedroht worden, so Abu Hajar. Er selbst sieht sich hingegen durchaus bedroht:
"Ich finde es sehr viel problematischer, beispielsweise, welchen Drohungen ich hier in Deutschland oder wir in Deutschland ausgesetzt sind", sagt er. Beispielsweise habe er Hassmails von einer Bewegung der "Anti-Deutschen" bekommen. "Nur weil man mit jemandem politisch nicht einverstanden ist, ihn dann mit Hass-Mails zu bedrohen – oder sogar damit zu drohen, ihn zu deportieren und zu sagen: wer antisemitisch ist, der ist in diesem Land nicht willkommen!", kritisierte der Rapper. "Da möchte ich dann wirklich hinterfragen, wer hat denn das Recht zu entscheiden, wer hier willkommen ist?"
Antisemitismus ein "sehr eurozentrischer" Begriff
Vom Vorwurf des Antisemitismus distanzierte sich Abu Hajar insofern, als "dieser Begriff ja sehr eurozentrisch ist und auf uns gar nicht zutrifft". Ferner betonte er, er habe nichts mit dem "kollektiven Schuldtrauma der Deutschen" zu tun. "Und wenn die Deutschen meinen, sie müssten so eine Kollektivschuld haben und einen da in Diskussionen verwickeln, kann ich nur sagen: Damit setze ich mich nicht auseinander, das ist nicht mein Problem."
(uko)