Auf der Suche nach Alternativen zu Glyphosat
Das kleine Brandenburger Unternehmen Targenomix ist bei der weltweiten Forschung zur Zellbiologie vorne mit dabei: Im Auftrag des Chemie-Konzerns Bayer sucht es nach neuen Unkrautvernichtungsmitteln. Denn gegen Herkömmliches sind viele Pflanzen mittlerweile resistent.
"Wir gehen gleich durch die ganzen Labore, aber wenn wir mal kurz in den Keller gehen: Es sitzen ganz viele im Labor und machen tatsächlich auch was mit den Pflanzen, aber die Hälfte der Kollegen arbeitet vor dem Rechner."
Sebastian Klie, Geschäftsführer des Start-ups Targenomix im Wissenschaftspark von Golm bei Potsdam, schließt die Kellertür zum Rechnerraum auf. Drinnen stapeln sich Dutzende Festplatten in Regalen. Die Forschungsarbeit hier produziert riesige Datenmengen, denn ohne Computermodelle lassen sich so komplexe Systeme wie Pflanzenzellen nicht verstehen.
"Unser Ansatz, den wir hier bei Targenomix machen, das nennt man Systembiologie, mit diesen Hochdurchsatzdaten, die man heutzutage mit modernen Technologien gewinnen kann, eben das biologische System in seiner Gesamtheit zu beschreiben."
Sebastian Klie, Geschäftsführer des Start-ups Targenomix im Wissenschaftspark von Golm bei Potsdam, schließt die Kellertür zum Rechnerraum auf. Drinnen stapeln sich Dutzende Festplatten in Regalen. Die Forschungsarbeit hier produziert riesige Datenmengen, denn ohne Computermodelle lassen sich so komplexe Systeme wie Pflanzenzellen nicht verstehen.
"Unser Ansatz, den wir hier bei Targenomix machen, das nennt man Systembiologie, mit diesen Hochdurchsatzdaten, die man heutzutage mit modernen Technologien gewinnen kann, eben das biologische System in seiner Gesamtheit zu beschreiben."
Gegen viele Herbizide sind Unkräuter mittlerweile resistent
Unter den 25 Forschern sind Genetiker, Zellbiologen, Biochemikerinnen und Bioinformatiker. 80 Prozent von ihnen sind promoviert. Forschung ist das Produkt von Targenomix, einer Ausgründung des benachbarten Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie. Wichtigster Partner und Hauptauftraggeber des kleinen Biotech-Unternehmens ist der Chemie- und Pharmariese Bayer. Das Ziel: Neuartige Unkrautvernichtungsmittel. Denn gegen die allermeisten herkömmlichen Herbizide haben die Unkräuter Resistenzen entwickelt. Und Glyphosat vom US-Konzern Monsanto, den Bayer im Juni 2018 für sehr viel Geld gekauft hat, ist als gesundheitsschädlich verschrien.
"Was wir forschen, ist, den Wirkmechanismus der Wirkstoffe, also das Zielmolekül in der Pflanze zu finden. Das ist dann meistens ein Proteinenzym. Das haben wir dann tatsächlich rausgefunden. Das ist wichtig, weil wir eben diese Resistenzen im Feld haben. Deswegen sind neue Wirkmechanismen so wichtig."
Klie ist stolz auf den Durchbruch vor zwei Jahren: Sei es doch gelungen, mit seinem kleinen Team die große Forschungsabteilung des Bayer-Konzerns auf deren eigenen Feld zu schlagen. Ein anderer Ansatz wäre, widerstandsfähigere Nutzpflanzen zu züchten. Doch gentechnisch veränderte Lebensmittel würden in Europa nicht akzeptiert, sagt Klie.
Ein üppiges Budget sorgt für gute Forschungsbedingungen
"Wir gehen mal zum Mikroskop gucken. Ich finde die Geräte immer so toll, weil ich immer nur mit dem Computer gearbeitet habe."
Ohne Unkrautvernichtungsmittel ist die wachsende Weltbevölkerung nicht zu ernähren, davon ist Bioinformatiker Sebastian Klie überzeugt. Nach Angaben von Bayer sind mittlerweile etwa 250 Unkrautarten gegen Herbizide resistent. Würden die Landwirte komplett auf sie verzichten, würde die Gesamternte um ein Drittel geringer ausfallen, so der Chemie-Konzern. Dafür, dass Targenomix für Bayer versucht zu verstehen, wie der Stoffwechsel der Pflanzen im Detail funktioniert, fließt ein geheimes, aber üppiges Budget nach Potsdam. Genug, um zum Beispiel einen Massenspektrometer für eine Million Euro anzuschaffen oder ein Lasermikroskop für 300.000.
"Sieht aus wie ein normales Mikroskop." Aber: "Man kann Zeitserien aufnehmen, kann sich angucken, wie bestimmte Prozesse in der Zelle ablaufen, das ist Wahnsinn!"
Ohne Unkrautvernichtungsmittel ist die wachsende Weltbevölkerung nicht zu ernähren, davon ist Bioinformatiker Sebastian Klie überzeugt. Nach Angaben von Bayer sind mittlerweile etwa 250 Unkrautarten gegen Herbizide resistent. Würden die Landwirte komplett auf sie verzichten, würde die Gesamternte um ein Drittel geringer ausfallen, so der Chemie-Konzern. Dafür, dass Targenomix für Bayer versucht zu verstehen, wie der Stoffwechsel der Pflanzen im Detail funktioniert, fließt ein geheimes, aber üppiges Budget nach Potsdam. Genug, um zum Beispiel einen Massenspektrometer für eine Million Euro anzuschaffen oder ein Lasermikroskop für 300.000.
"Sieht aus wie ein normales Mikroskop." Aber: "Man kann Zeitserien aufnehmen, kann sich angucken, wie bestimmte Prozesse in der Zelle ablaufen, das ist Wahnsinn!"
Im Labor nebenan räumt Biologin Birgit Süßenbach inmitten von rotierenden Kolben, Orbitalschüttlern und Zellsuspensionen Glasbehälter in eine Spülmaschine.
"Mich hat schon immer interessiert, Dinge zu verstehen, die ich nicht so sehen kann. Den Blick quasi ins Detail fand ich schon immer unglaublich spannend."
Darum arbeitet Süßenbach auch gern mit einer Spektralkamera, in der man sehen kann, wie eine Pflanze reagiert auf die Wirkstoffe aus den Laboren der Bayer-Tochtergesellschaft CropScience. Dort wird fieberhaft nach Nachfolgern für Glyphopsat und Co. gefahndet. Gesucht werden Moleküle, die neue Ziele in der Pflanzenzelle angreifen.
"Mich hat schon immer interessiert, Dinge zu verstehen, die ich nicht so sehen kann. Den Blick quasi ins Detail fand ich schon immer unglaublich spannend."
Darum arbeitet Süßenbach auch gern mit einer Spektralkamera, in der man sehen kann, wie eine Pflanze reagiert auf die Wirkstoffe aus den Laboren der Bayer-Tochtergesellschaft CropScience. Dort wird fieberhaft nach Nachfolgern für Glyphopsat und Co. gefahndet. Gesucht werden Moleküle, die neue Ziele in der Pflanzenzelle angreifen.
In vielen Foschungszweigen "wird Deutschland überholt"
Einige Kollegen hatten durchaus Bauchschmerzen wegen der Zusammenarbeit mit dem Chemiekonzern, sagt Klie. Aber der gerade für einige weitere Jahre verlängerte Forschungsvertrag schafft auch Sicherheit für die Targenomix-Mitarbeiter. Anders als an Universitäten, wo man sich von Projekt zu Projekt hangeln muss.
"Und was die Bundesregierung dann an Beträgen zur Verfügung stellt, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. In zukunftsgerichteten Forschungszweigen sehe ich für Deutschland, dass wir entweder schon überholt worden sind oder sehr massiv überholt werden."
Bei Targenomix in Golm dagegen ist man ganz vorne mit dabei: bei der weltweiten Suche nach den Puzzleteilchen, die es braucht, um einen Organismus in seiner Gesamtheit zu verstehen.
"Und was die Bundesregierung dann an Beträgen zur Verfügung stellt, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. In zukunftsgerichteten Forschungszweigen sehe ich für Deutschland, dass wir entweder schon überholt worden sind oder sehr massiv überholt werden."
Bei Targenomix in Golm dagegen ist man ganz vorne mit dabei: bei der weltweiten Suche nach den Puzzleteilchen, die es braucht, um einen Organismus in seiner Gesamtheit zu verstehen.