Olympischer Fackellauf am Amazonas
Trotz der nationalen Krise tragen zurzeit brasilianische Fackelläufer das olympische Feuer durchs Land. Gerade erst durchquerten sie einige Quilombos - kleine Dörfer am Amazonas, in denen ehemalige Sklaven sich versteckten und blieben.
Am Amazonas klingen die olympischen Fanfaren ein wenig anders als im altehrwürdigen Griechenland.
Patricia Bastos steht in blütenweißer Kleidung mit der olympischen Fackel in der Hand vor einer Gruppe von Trommlern und Sängerinnen. Auch die Fackel ist nahezu weiß, lediglich durchzogen von grünen Streifen. Stolz hält Patricia – eine bekannte Volkssängerin aus der Region - die etwa einen Meter lange Fackel mit beiden Händen.
"Dieser Ort hier inspiriert mich, meine Arbeit, meine Musik. Und obwohl ich keine Athletin bin, darf ich mein Volk repräsentieren. Ich darf als Sängerin die Kultur unserer Amazonas-Region vorstellen. Zwischen so vielen wundervollen Athleten die Fackel tragen zu dürfen ist aufregend. Ich bin dankbar dafür."
300 Leute fahren durchs Land
Patricia stammt aus Macapá, einer Stadt am Amazonas. Sie wurde ausgesucht, das olympische Feuer in dem Quilombo Curiaú auf einem Boot durch die engen Kanäle im Amazonas-Delta zu tragen. Quilombos sind kleine Dörfer in Brasilien, wo sich die ehemaligen schwarzen Sklaven versteckten - und blieben. Stolz feiern die Einwohner den Moment, an dem die Fackel entzündet wird.
Durch ganz Brasilien wird die Fackel derzeit getragen. Es ist eine logistische Herausforderung, denn das Land hat kontinentale Ausmaße. Carla Marques ist seit dem 3. Mai, seit das olympische Feuer in der Hauptstadt Brasilia ankam, unterwegs. Sie ist dafür verantwortlich, dass alles wie am Schnürchen klappt. Auch hier in der entlegenen Amazonasregion.
"Ich habe ein Team von 300 Leuten, die gemeinsam durchs Land fahren. Mit 60 Fahrzeugen, PKW, LKW, Busse. Das ist logistisch eine Herausforderung weil wir jeden Tag in einer anderen Stadt sind. An manchen Tagen geht die Fackel durch 13 Ortschaften. Das alles zu koordinieren ist nicht ganz einfach. Aber es ist für die Menschen im Land eine einzigartige Erfahrung mit einem wichtigen olympischen Symbol."
"Der Fackellauf durchs Dorf war wundervoll"
Es ist ein Fackellauf durch ganz Brasilien mit 12.000 Fackelträgern. Von der Hauptstadt aus, an der Küste entlang, in die Amazonasregion, über Savannengebiete, durch die Berge, in mehr als 300 Städte. Und auch in kleine Dörfer wie den Quilombo Curiaú. Die Menschen hier sind glücklich und dankbar.
"Der Fackellauf durchs Dorf war wundervoll, eine spektakuläre Veranstaltung. Ein richtiges Fest. Die Menschen sind stolz. Niemals war bei uns so viel los, so viel Freude, soviel Glück. Und alle genießen es. Unser Dorf Curiaú ist etwas wert."
In dem Quilombo Curiaúund nicht nur hier, dürfte die Entzündung des Olympischen Feuers im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro am 5. August eine besondere Bedeutung haben.