Als "Land der Musik" sieht sich Brasilien selbst und meint damit bei weitem nicht nur Samba, Bossa Nova oder Choro. In einer fünfteiligen Reihe blicken wir mit dem brasilianischen Musiker Ed Motta auf die Entwicklung der letzten 50 Jahre.
Als der Underground nach oben drängte
Mit dem brasilianischen Musiker Ed Motta streifen wir durch die Musikgeschichte des Olympialandes. Heute geht es um die 2000er-Jahre: In den Favelas hat sich inzwischen endgültig der Hip-Hop durchgesetzt. Aber es gibt auch eine überraschende Gegenentwicklung.
Seit den späten 90er- und den frühen 2000er-Jahren sehen wir im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Musikergeneration antreten – es sind die Kinder der großen Musiker aus der Bossa Nova Musica Popular Brasilieira. Und sie klingen nicht wie ihre Eltern, sind aufgewachsen mit elektronischer Tanzmusik und Brit-Pop. Und in den brasilianischen Favelas hat sich inzwischen auch endgültig der Hip-Hop durchgesetzt.
Neben den großen Stars gibt es inzwischen eine bestens aufgestellte Independent-Szene, die ihre Musik über das Internet und ein Geflecht auch international gut vernetzter Kleinlabel vertreibt. Längst haben Bands wie Bixiga 70 oder Meta Meta auch in Europa viele Fans. Sie knüpfen an die eklektische Tradition des Manguebeat aus den 90er-Jahren an, mischen in ihren Songs Einflüsse aus der großen Jazztradition Brasiliens mit Avantgardemusik, kombinieren dies mit der Energie des Punk, den Melodien der Musica Popular Brasilieira und immer wieder auch dem Groove des Afrobeats. Ed Motta sagt dazu:
"Was passiert mit der brasilianischen Musik heute? Alle sagen: wir sind schwarz, mögen Afrobeat und Funk, aber wir wissen nicht, wie man das spielt. Wir spielen das trotzdem und haben damit international Erfolg."
Back to the roots und zurück zum Choro
Aber wie so oft gibt es zu dieser weltoffenen eklektischen Musikmischung auch eine überraschende Gegenentwicklung – Back to the roots und zurück zum Choro – einer frühen Form des Samba.
"Es gibt eine starke Bewegung in Lapa in Rio, dort wo der Samba einst in die Stadt kam. Am Wochenende treffen sich dort die Leute und hören wieder ganz traditionellen Samba und Choro. Das ist eine wichtige Szene, aus der Musiker wie Hamilton de Holanda stammen."
Und noch etwas fällt auf: In den letzten Jahren melden sich immer wieder fast vergessene Musiker aus den 60er-und 70er-Jahren zurück. Di Melo zum Beispiel. 1975 veröffentlichte er sein Debütalbum – damals ein grandioser Flop und heute eine heiß gesuchte Funkplatte. Erst in diesem Jahr erschien sein zweites Album – 40 Jahre nach dem Plattendebüt.
Und noch etwas fällt auf: In den letzten Jahren melden sich immer wieder fast vergessene Musiker aus den 60er-und 70er-Jahren zurück. Di Melo zum Beispiel. 1975 veröffentlichte er sein Debütalbum – damals ein grandioser Flop und heute eine heiß gesuchte Funkplatte. Erst in diesem Jahr erschien sein zweites Album – 40 Jahre nach dem Plattendebüt.