Brause mit geheimnisvoller Rezeptur
Vor 125 Jahren soll ein Apotheker die Rezeptur von Coca-Cola erfunden haben. So erzählen es die Marketingstrategen des US-Unternehmens. Der Name zumindest deutet bereits auf zwei Zutaten: Kokablätter und Kolanüsse.
Der Apotheker John Pemberton soll Coca-Cola erfunden haben. Der Ärmste kann sich solange nach seinem Tode auch schlecht gegen diese Vereinnahmung durch Marketingexperten wehren. Zu seiner Zeit war das Getränk etwas ganz anderes, nämlich ein Wein, in den man Kokablätter eingelegt hatte. Es hieß "Pemberton’s French Wine Coca". Das Resultat war eine knallharte Droge, denn der Alkohol reagiert mit dem Kokain zu einer Substanz, die noch das Kokain in den Schatten stellt. Selbstredend muss Coca-Cola schon lange auf Alkohol und Kokain verzichten. Die Brause hat also mit der Gestalt John Pemberton herzlich wenig zu tun – ja nicht einmal der Name des Produkts war seine Idee.
Eben dieser Name der heutigen Weltmarke verweist neben den Kokablättern noch auf eine weitere Zutat, auf die Kolanuss. Die stand damals in bestem Rufe: ein Gesundbrunnen par excellence, ein Stärkungsmittel für Stress geplagte, ein Allheilmittel gegen Nervenleiden aller Art. Als der Name Coca-Cola kreiert wurde, verzichtete man auf die exotische und damit teure Kolanuss. Sie war nur von werblicher Bedeutung. Das Koffein, das angeblich der stärkenden Nuss entstammte, bezog die US-Firma damals aus Darmstadt – von der Firma Merck.
Und heute? Wer weiß, vielleicht ist inzwischen doch ein klein wenig Kolanuss drin? Dem Etikett zufolge sind die Aromaextrakte alle "natürlich". Italienischen Chemikern kam das etwas spanisch vor. Denn auf den Etiketten wird gleichzeitig versprochen, dass in der Brause keinerlei Eiweiß enthalten sei – Nullkommanix. Spuren davon wären aber bei natürlichen Extrakten unvermeidlich. Also analysierten sie das Markengetränk mit hochempfindlichen Methoden und fanden – nichts. Keine Spur einer Kolanuss. Tatsächlich Nullkommanix. An sich ist das ja nicht weiter schlimm. Schließlich hat ja niemand behauptet, dass in der Coke auch Kola sei.
Dabei gäbe es auf dem Markt genug Kolaextrakt. Schließlich wird der immergrüne Kolabaum überall in den Tropen angebaut. Er benötigt Wärme, hohe Luftfeuchtigkeit und reichlich Wasser. Dann liefert er 100 Jahre lang vollen Ertrag. Die sternförmigen Früchte werden nach der Ernte eingeweicht, um die Schalen zu entfernen. Die herausgepulten Samen, also die Kolanüsse, erinnern ein wenig an große Saubohnen oder an kleine Kastanien.
Sie sind das einzige Stimulans, das ohne Zubereitung frisch konsumiert werden kann – sozusagen ideal für unsere Rohköstler. Man schneidet einfach ein Stück von der Nuss ab und kaut es. Anfangs schmeckt etwas bitter – wegen des Koffeins – und später leicht süßlich, weil der Speichel allmählich die Stärke verzuckert. Neben dem Koffein ist auch der Gehalt an Theobromin zu erwähnen, allgemein bekannt als Wirkstoff des Kakaos.
Im mittleren Afrika, namentlich in Nigeria, ist die Nuss ebenso wichtig wie für uns der Kaffee. Dazu kommt eine enorme soziale Bedeutung, ähnlich dem Tabak in der Friedenspfeife der nordamerikanischen Urbevölkerung. In Afrika ist die Kolanuss vor allem dort, wo der Islam den Alkohol verbietet, unverzichtbar. "Kola" ist dort ein Synonym für Geld – so wie bei uns die "Kohle".
Inzwischen wird die Kolanuss auch bei uns populär – aber weniger als Genussmittel, das wäre ja ein Zeichen von Lebensfreude. Uns Deutschen wird sie als Schlankmacher angedient – ein Ziel, dem jegliche Nahrungsaufnahme untergeordnet wird. In kultureller Hinsicht sind uns die Menschen im afrikanischen Busch offenbar haushoch überlegen. Denn sie wissen noch, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhält. Mahlzeit!
Literatur:
D’Amato A et al: Going nuts for nuts? The trace proteome of a cola drink, as detegted via combinatorial peptide ligand libraries. Journal of Proteome Research 2011; 10: 2684-2686
Hartwich C: Die menschlichen Genussmittel. Tauchnitz, Leipzig 1911
Pollmer U, Warmuth S: Pillen, Pulver, Powerstoffe. Die falschen Versprechen der Nahrungsergänzungsmittel. Eichborn, Frankfurt/Main 2008
Pendergrast M: For God, Country and Coca-Cola: The unauthorized history of the world’s most popular soft drink. Phoenix, London 1994
Bensoussan M: Wein und Coca-Cola. Slow Food Magazin 2002; H.29: 72-76
Van der Vossen HAM, Wessel M: Plant Resources of South-East Asia: Stimulants. PROSEA, Bogor 2000
Agiri B: Kola-Handel in Westafrika. In: Völger G (Hrsg): Rausch und Realität. Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln 1981: 528-532
Burdock GA et al: Safety assessment of kola nut extract as a food ingredient. Food and Chemical Toxicology 2009; 47: 1725-1732
Asogwa EU et al: Kola production and utilization for economic development. African Scientist 2006; 7: 217-222
Eben dieser Name der heutigen Weltmarke verweist neben den Kokablättern noch auf eine weitere Zutat, auf die Kolanuss. Die stand damals in bestem Rufe: ein Gesundbrunnen par excellence, ein Stärkungsmittel für Stress geplagte, ein Allheilmittel gegen Nervenleiden aller Art. Als der Name Coca-Cola kreiert wurde, verzichtete man auf die exotische und damit teure Kolanuss. Sie war nur von werblicher Bedeutung. Das Koffein, das angeblich der stärkenden Nuss entstammte, bezog die US-Firma damals aus Darmstadt – von der Firma Merck.
Und heute? Wer weiß, vielleicht ist inzwischen doch ein klein wenig Kolanuss drin? Dem Etikett zufolge sind die Aromaextrakte alle "natürlich". Italienischen Chemikern kam das etwas spanisch vor. Denn auf den Etiketten wird gleichzeitig versprochen, dass in der Brause keinerlei Eiweiß enthalten sei – Nullkommanix. Spuren davon wären aber bei natürlichen Extrakten unvermeidlich. Also analysierten sie das Markengetränk mit hochempfindlichen Methoden und fanden – nichts. Keine Spur einer Kolanuss. Tatsächlich Nullkommanix. An sich ist das ja nicht weiter schlimm. Schließlich hat ja niemand behauptet, dass in der Coke auch Kola sei.
Dabei gäbe es auf dem Markt genug Kolaextrakt. Schließlich wird der immergrüne Kolabaum überall in den Tropen angebaut. Er benötigt Wärme, hohe Luftfeuchtigkeit und reichlich Wasser. Dann liefert er 100 Jahre lang vollen Ertrag. Die sternförmigen Früchte werden nach der Ernte eingeweicht, um die Schalen zu entfernen. Die herausgepulten Samen, also die Kolanüsse, erinnern ein wenig an große Saubohnen oder an kleine Kastanien.
Sie sind das einzige Stimulans, das ohne Zubereitung frisch konsumiert werden kann – sozusagen ideal für unsere Rohköstler. Man schneidet einfach ein Stück von der Nuss ab und kaut es. Anfangs schmeckt etwas bitter – wegen des Koffeins – und später leicht süßlich, weil der Speichel allmählich die Stärke verzuckert. Neben dem Koffein ist auch der Gehalt an Theobromin zu erwähnen, allgemein bekannt als Wirkstoff des Kakaos.
Im mittleren Afrika, namentlich in Nigeria, ist die Nuss ebenso wichtig wie für uns der Kaffee. Dazu kommt eine enorme soziale Bedeutung, ähnlich dem Tabak in der Friedenspfeife der nordamerikanischen Urbevölkerung. In Afrika ist die Kolanuss vor allem dort, wo der Islam den Alkohol verbietet, unverzichtbar. "Kola" ist dort ein Synonym für Geld – so wie bei uns die "Kohle".
Inzwischen wird die Kolanuss auch bei uns populär – aber weniger als Genussmittel, das wäre ja ein Zeichen von Lebensfreude. Uns Deutschen wird sie als Schlankmacher angedient – ein Ziel, dem jegliche Nahrungsaufnahme untergeordnet wird. In kultureller Hinsicht sind uns die Menschen im afrikanischen Busch offenbar haushoch überlegen. Denn sie wissen noch, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhält. Mahlzeit!
Literatur:
D’Amato A et al: Going nuts for nuts? The trace proteome of a cola drink, as detegted via combinatorial peptide ligand libraries. Journal of Proteome Research 2011; 10: 2684-2686
Hartwich C: Die menschlichen Genussmittel. Tauchnitz, Leipzig 1911
Pollmer U, Warmuth S: Pillen, Pulver, Powerstoffe. Die falschen Versprechen der Nahrungsergänzungsmittel. Eichborn, Frankfurt/Main 2008
Pendergrast M: For God, Country and Coca-Cola: The unauthorized history of the world’s most popular soft drink. Phoenix, London 1994
Bensoussan M: Wein und Coca-Cola. Slow Food Magazin 2002; H.29: 72-76
Van der Vossen HAM, Wessel M: Plant Resources of South-East Asia: Stimulants. PROSEA, Bogor 2000
Agiri B: Kola-Handel in Westafrika. In: Völger G (Hrsg): Rausch und Realität. Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln 1981: 528-532
Burdock GA et al: Safety assessment of kola nut extract as a food ingredient. Food and Chemical Toxicology 2009; 47: 1725-1732
Asogwa EU et al: Kola production and utilization for economic development. African Scientist 2006; 7: 217-222