Brautmode

Das Kleid für einen Tag

Eine Verkäuferin zeigt ihrer Kundin eine Auswahl an Hochzeitskleidern im Duisburger Stadtteil Marxloh bei "Prestije".
Eine Verkäuferin zeigt ihrer Kundin eine Auswahl an Hochzeitskleidern im Duisburger Stadtteil Marxloh bei "Prestije". © picture alliance / dpa / Roland Weihrauch
Von Alexandra-Christina Rank |
In Duisburg-Marxloh werden Träume erfüllt. Hier befinden sich unzählige Geschäfte für Brautmoden. Über den vorhochzeitlichen Gefühlszustand bei dem das Herz den Verstand einfach mit einem Lächeln überstimmt - und tief in die Tasche gegriffen wird.
"Also ich bezahle jetzt für mein Kleid 1400 Euro. Was ich als – ich weiß gar nicht, ob man das so sagen kann – aber ich habe das so als Schnapper gesehen. Ich glaube, ich verliere da die Relation, dass das nur ein Tag ist. Es war mir prinzipiell egal." (lacht)
Shaleen Rüte, 24 Jahre alt, kurz vor ihrer Hochzeit. Ein paar Wochen nach dem Kauf verrät das Strahlen auf den Hochzeitsfotos, dass sie den Kauf nicht bereut hat.
Meliha Armagan hat ihren großen Tag noch vor sich. Sie wartet gespannt in einem Brautmodengeschäft in Duisburg auf die letzte Anprobe.
"Ich bin auch schon aufgeregt. Mal gucken, wie es aussieht."
Nach Duisburg-Marxloh kommen nicht nur aus ganz NRW Menschen, um ein Hochzeitskleid zu kaufen. Hier reiht sich ein Brautmodengeschäft ans andere. Meliha Armagan tauscht Jeans und Pullover gegen ein weißes Kleid. Ihre Gesichtszüge werden schon jetzt feierlich.
60 Prozent junge Türkinnen
Bei jedem Schritt schwingt der Rock mit den zahlreichen Tüllschichten. Während das Kleid unten zwar weit aber doch schlicht ist, zieren Melihas Oberkörper elegante Blumen, glitzern vereinzelt aufgestickte Perlen. Über der Schulter liegt transparente Spitze.
"Jetzt bin ich glücklich." (lächelt). "Ich habe mein Kleid." (lacht) "Ja ist schön."
Schon in wenigen Tagen wird Hochzeit gefeiert. Bis dahin schützt ein großer Plastiksack ihr Traumkleid, das die Familie des Bräutigams bezahlt hat.
Wer mit einem Kleid aus dem Brautmodengeschäft von Figen Öztürk geht, hat einiges an Geld in ihrer Kasse gelassen.
"Wir haben für 1000 Euro Brautkleider und wir haben Brautkleider für über 3000. Und zuletzt habe ich ein Brautkleider verkauft – meine Stammkundin – sie hat ein Brautkleid bestellt bei uns, das ist 4950 Euro."
Ihre Stammkundin ist allerdings nicht zum x-ten Mal verheiratet sondern durch weitere Hochzeiten im Familienkreis immer wieder Kundin im Brautmodengeschäft. An Samstagen, wenn die Kundschaft mehrere hundert Kilometer anreist, wird es richtig voll bei Brautmoden La Fée. 30 Prozent der Kundinnen sind Deutsche, 60 Prozent junge Türkinnen.
"Ich habe Kundschaft von Holland, Frankreich, Belgium, Dänemark – ab und zu mal Wien."
Figen Öztürk verkauft nicht nur Brautkleider, sondern auch Abendkleider und vor allem: Verlobungskleider, denn auch das soll etwas ganz besonderes sein.
"Das fängt 500 Euro an bis 1700 Euro. Das ist auch sehr unterschiedlich."
Der Traum von einem Kleid in weiß
Auch Meliha Armagan hat einige Monate vorher ihre Verlobung in einem festlichen Kleid gefeiert. Die Hochzeit wird ein noch viel größeres
"Wir erwarten ja auch sehr viele Gäste. Wie viele kann man vorher eigentlich schlecht sagen aber circa zum Schätzen so 800 bis 900 Personen." (lacht)
Und genau deswegen soll an diesem Tag auch das Kleid märchenhaft sein, weiß Figen Öztürk.
"Also das ist Traum: Ein Mädchen, wenn die fünf oder sechs Jahre alt ist – fragen sie: die möchten Prinzessin werden. Das ist einmal im Leben für alle Frauen, das ist ein Traum."
Viele Frauen träumen von einem Kleid in weiß. Während früher hierzulande damit automatisch der Gang zum Altar verbunden war, wollen oder können inzwischen immer weniger Paare kirchlich heiraten.
"Liebe wunderhübsche Braut, lieber wunderhübscher Bräutigam, liebe wunderhübsche Gäste. Es ist mir eine Ehre, euch, eure Familie, Freunde und Bekannte ganz herzlich zu dieser ganz besonderen Hochzeit hier und heute begrüßen zu dürfen."
Marie-Anne Windeck arbeitet nicht nur in einer Personalabteilung sondern ist seit drei Jahren nebenher als Hochzeitsrednerin selbständig. Alle Paare, die die Bonnerin traut, haben eins gemeinsam: zwar ist eine kirchliche Hochzeit für sie tabu – die standesamtliche reicht ihnen aber auch nicht:
"Natürlich, Standesamt gehört dazu, es ist ein behördlicher Akt, den man einfach vollziehen muss, damit die Ehe oder die Lebensgemeinschaft rechtskräftig anerkannt und eingetragen wird, aber vielen fehlt da einfach was fürs Gefühl."
Eine Zeremonie, die allein um ihrer selbst willen stattfindet
Das soll die freie Trauung leisten. Eine Zeremonie, die allein um ihrer selbst willen stattfindet. Rechtliche Konsequenzen hat sie nicht. Trotzdem leisten sich Brautpaare diesen emotionalen Moment. 12s
"Ich nehme als Pauschalhonorar 700 Euro, wo komplett alles abgedeckt sind – die ganzen Treffen, die Erstellung der Rede, die Durchführung der Trauung selbst – lediglich am Tag der Hochzeit, wenn die weiter entfernt ist, dann kommen noch mal Fahrtkosten hinzu."
15 bis 20 Paare traut sie pro Jahr – die meisten zwischen Mai und August – der Hochzeits-Hauptsaison.
Auch Shaleen Rüter hat in diesem Sommer ihre Hochzeit gefeiert, die sie – ganz klassisch – nicht nur ins Standesamt sondern auch in die Kirche führte. Heute bewahrt sie ihren Traum in weiß im Schrank auf. Dass das Kleid, in das sie sich verliebt hatte, 1.400 Euro kostete, war zweitrangig und das findet sie auch heute noch richtig.
"Prinzip man heiratet nur einmal."
"Da ist immer dieses Prinzip da: Man heiratet nur einmal." (lacht)
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