Brechts Gefährtin
Sie war Brechts Mitarbeiterin und auch seine Geliebte: die Dänin Ruth Berlau. Um ihre Liebe zu dem Dramatiker ranken sich Legenden. Berlaus Leidenschaftt war Brecht nicht geheuer. "Tue mir also den Gefallen und liebe mich nicht zu sehr!", dichtete er.
Die am 24. August 1906 in Kopenhagen geborene Ruth Berlau war schön, temperamentvoll und lebte in offener Ehe mit einem angesehenen Arzt. 1928 und 1930 erschienen Boulevardreportagen ihrer Fahrradreisen nach Paris und Moskau. Doch ihr Berufswunsch "Abenteuerjournalistin" erfüllte sich nicht: Beim Schreiben musste der Liebhaber Svend Borberg helfen. Der einflussreiche Publizist förderte ihre Karriere auch, als sie die Schauspielschule des Königlichen Theaters besuchte. Aber Berlau war ohne Engagement, als sie im August 1933 Brecht kennen lernte. Im Auftrag eines Arbeiterlaientheaters, für das sie Regie führte, suchte sie den Flüchtling aus Hitlerdeutschland auf.
"Ich hatte schon lang bevor er kam, seine Anna in 'Trommeln in der Nacht' gespielt. Und sonst kannte man ihn in Dänemark ja nur wegen dieser Dreigroschenoper. Und da fuhr ich also hin. Da war ich ja schon in Moskau gewesen mit meiner Arbeitertruppe, meinem Arbeitertheater. Da war eine Theaterolympiade. Ich fragte, ob er etwas hätte, was wir spielen könnten. Und er sagte, er hätte gar nichts mit. Er ist geflohen und hätte nichts mitbekommen. Er hat sich doch immer so hingelegt nach dem Essen. Und da konnte ich ein bißchen klauen. Und ich habe geklaut: Die Mutter, das Stück, Die Mutter. Und das habe ich als aller erstes übersetzt und telefonisch gestanden, aus Kopenhagen nach Svendborg, daß ich das geliehen hatte. Und da hat er geholfen mit Regie."
Erst zweieinhalb Jahre später begann das Liebesverhältnis. Berlaus Leidenschaftlichkeit war Brecht nicht geheuer. "Tue mir also den Gefallen und liebe mich nicht zu sehr!", dichtete er für sie. Doch als sie in den spanischen Bürgerkrieg fuhr und er nichts von ihr hörte, wurde ihm klar, dass er sie liebte:
"Wenn du wegbleibst: Wo bleibe ich?
Und wenn du zurück kehrst: Wer kehrt da zurück?"
Er half ihr bei der Novelle "Regen", mit der sie das Schicksal ihrer Schwester bewältigen wollte. Die wurde nach einem Selbstmordversuch aus Liebe in eine Nervenklinik gesperrt. Berlau befürchtete bei sich eine ähnliche psychische Disposition. Brecht ernannte sich zu ihrem Therapeuten. Mit festen Lebensregeln und den später berühmt gewordenen Lai-tu-Geschichten wollte er ihr helfen, Gefühle unter Kontrolle des Verstands zu bringen. Offenbar wusste er nicht, dass die Personalunion von Therapeut und Liebhaber nicht zu Heilung, sondern zu Abhängigkeit führt. Das zeigte sich schon im finnischen Exil. Zuvor hatte Ruth Berlau es ertragen, dass er sich nicht von seiner Frau Helene Weigel und von der anderen Geliebten Margarete Steffin trennte. Jetzt trat sie offen als seine Geliebte auf und setzte durch Skandale die Solidarität der Finnen mit der Gruppe aufs Spiel.
Fortan zwang Brecht sich, seine Familie und andere Mitarbeiter, ihre Präsenz zu ertragen. Berlaus Anteil an seinen Stücken ist eher bescheiden. Aber schon in den USA fotografierte sie seine Inszenierungen und seine Manuskripte, womit sie die Basis für das Brecht-Archiv legte. In Ost- und Westdeutschland, Holland und Dänemark verbreitete sie die Regiemethoden des Berliner Ensembles. Wegen ihrer Alkoholprobleme ging das nur bis 1953.
Zwei Jahre nach Brechts Tod kündigte Weigel Berlaus Arbeitsvertrag, zahlte ihr aber eine kleine Leibrente. Berlaus Versuche einer Brecht-Biografie scheiterten. Aber der Dramaturg Hans Bunge zeichnete ihre Erzählungen per Tonband auf. Sie erschienen 1985 unter dem Titel Brechts Lai-tu. Berlau starb am 15. Januar 1974 in Ostberlin.
Sie hinterließ viele Fragmente von Novellen, Filmen und Hörspielen, in denen es um gefühlsstarke Frauen im Konflikt mit der gefühlskalten Welt der Arbeit und der Männer geht. Diese Texte enthalten Anregungen und viel Diktiertes von Brecht, sind aber weitgehend unpubliziert.
"Ich hatte schon lang bevor er kam, seine Anna in 'Trommeln in der Nacht' gespielt. Und sonst kannte man ihn in Dänemark ja nur wegen dieser Dreigroschenoper. Und da fuhr ich also hin. Da war ich ja schon in Moskau gewesen mit meiner Arbeitertruppe, meinem Arbeitertheater. Da war eine Theaterolympiade. Ich fragte, ob er etwas hätte, was wir spielen könnten. Und er sagte, er hätte gar nichts mit. Er ist geflohen und hätte nichts mitbekommen. Er hat sich doch immer so hingelegt nach dem Essen. Und da konnte ich ein bißchen klauen. Und ich habe geklaut: Die Mutter, das Stück, Die Mutter. Und das habe ich als aller erstes übersetzt und telefonisch gestanden, aus Kopenhagen nach Svendborg, daß ich das geliehen hatte. Und da hat er geholfen mit Regie."
Erst zweieinhalb Jahre später begann das Liebesverhältnis. Berlaus Leidenschaftlichkeit war Brecht nicht geheuer. "Tue mir also den Gefallen und liebe mich nicht zu sehr!", dichtete er für sie. Doch als sie in den spanischen Bürgerkrieg fuhr und er nichts von ihr hörte, wurde ihm klar, dass er sie liebte:
"Wenn du wegbleibst: Wo bleibe ich?
Und wenn du zurück kehrst: Wer kehrt da zurück?"
Er half ihr bei der Novelle "Regen", mit der sie das Schicksal ihrer Schwester bewältigen wollte. Die wurde nach einem Selbstmordversuch aus Liebe in eine Nervenklinik gesperrt. Berlau befürchtete bei sich eine ähnliche psychische Disposition. Brecht ernannte sich zu ihrem Therapeuten. Mit festen Lebensregeln und den später berühmt gewordenen Lai-tu-Geschichten wollte er ihr helfen, Gefühle unter Kontrolle des Verstands zu bringen. Offenbar wusste er nicht, dass die Personalunion von Therapeut und Liebhaber nicht zu Heilung, sondern zu Abhängigkeit führt. Das zeigte sich schon im finnischen Exil. Zuvor hatte Ruth Berlau es ertragen, dass er sich nicht von seiner Frau Helene Weigel und von der anderen Geliebten Margarete Steffin trennte. Jetzt trat sie offen als seine Geliebte auf und setzte durch Skandale die Solidarität der Finnen mit der Gruppe aufs Spiel.
Fortan zwang Brecht sich, seine Familie und andere Mitarbeiter, ihre Präsenz zu ertragen. Berlaus Anteil an seinen Stücken ist eher bescheiden. Aber schon in den USA fotografierte sie seine Inszenierungen und seine Manuskripte, womit sie die Basis für das Brecht-Archiv legte. In Ost- und Westdeutschland, Holland und Dänemark verbreitete sie die Regiemethoden des Berliner Ensembles. Wegen ihrer Alkoholprobleme ging das nur bis 1953.
Zwei Jahre nach Brechts Tod kündigte Weigel Berlaus Arbeitsvertrag, zahlte ihr aber eine kleine Leibrente. Berlaus Versuche einer Brecht-Biografie scheiterten. Aber der Dramaturg Hans Bunge zeichnete ihre Erzählungen per Tonband auf. Sie erschienen 1985 unter dem Titel Brechts Lai-tu. Berlau starb am 15. Januar 1974 in Ostberlin.
Sie hinterließ viele Fragmente von Novellen, Filmen und Hörspielen, in denen es um gefühlsstarke Frauen im Konflikt mit der gefühlskalten Welt der Arbeit und der Männer geht. Diese Texte enthalten Anregungen und viel Diktiertes von Brecht, sind aber weitgehend unpubliziert.