Parteien am Pranger der Youtuber
54:51 Minuten
Zwei Videos von Youtubern sorgen für Aufregung in Medien und Politik. Sie rufen zum Boykott der Parteien CDU, SPD und AfD in der Europawahl auf und fordern einen bewussten, aktiven Umgang mit der Klimakrise. Wie sind die Aktionen einzuordnen?
"Dies ist ein offener Brief. Ein Statement. Von einem großen Teil der Youtuber-Szene. Am Wochenende sind die EU-Wahlen und es ist wichtig wählen zu gehen." So beginnt ein Aufruf von mehr als achtzig bekannten Youtubern, die zusammen mehrere Millionen Follower haben. In ihrem Video fordern sie zum Boykott der CDU und SPD bei der Europawahl auf. Auch die AfD erklären sie für unwählbar. Die Influencer prangern vor allem die aktuelle Klimapolitik der Großen Koalition an.
Anfang der Woche sorgte bereits der 26-jährige YouTuber Rezo mit seinem Video "Die Zerstörung der CDU" für reichlich Aufregung in der Politik und bestimmte die Themensetzung in Medien und Social Media mit.
Die Reaktionen auf Rezos Video waren ebenso zahlreich wie unterschiedlich. Sie reichen von Begeisterung dafür, dass jemand junge Menschen zielgruppengerecht mit politischen Inhalten anspricht bis hin zur Verurteilung als Fake-News und Populismus. Ist das Video nun Wahlpropaganda oder schon Journalismus?
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hat auf der re:publica "Die Utopie der redaktionellen Gesellschaft" entworfen. Sind die Youtuber die ersten Vertreter davon? Marcus Richter ordnet die Videos ein.
Datenschutz: Mehr Kontrolle der Geheimdienste
Vor einem Jahr trat die Datenschutzgrundverordnung in Kraft, die Datenschützer und Medien zogen diese Woche Bilanz. Wenn es nach dem Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Ulrich Kelber geht, soll Datenschutz auch in den deutschen Sicherheitsbehörden eine größere Rolle spielen.
Denn spätestens seit dem Akkreditierungsskandal auf dem G20-Gipfel in Hamburg, bei dem 32 Journalisten aufgrund von Dateifehlern und schlampig geführten Datenbankinformationen die Akkreditierung aberkannt wurde, ist bekannt: Bürger landen in einer Straftäterdatei, nur weil sie friedlich gegen Kernkraft demonstriert haben. Oder Journalisten gelten als Sicherheitsrisiko, weil ein Sicherheitsbeamter aufgrund einer bloßen Vermutung einen Hinweis in eine gemeinsame Projektdatei von Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz eingetragen hat.
Solche Falscheinschätzungen und Fehlentwicklungen sollen nun korrigiert und künftig vermieden werden. Dafür will Ulrich Kelber die Gunst der Stunde nutzen, denn die alten Straftäter- und Projektdateien werden von Informationsverbünden abgelöst, die sogar europaweit aufgebaut werden sollen. Wie genau das passieren soll, fasst Peter Welchering für uns zusammen.
Was bedeuten die Huawei-Sanktionen für Nutzer?
Vor knapp zwei Wochen erklärte Donald Trump den nationalen Telekommunikations-Notstand. Jedes US-amerikanische Unternehmen muss nun eine Lizenz erwerben, wenn es mit ausländischen Unternehmen in der Telekommunikationsbranche handeln will. Also Technik kauft oder verkauft. Diese Lizenz kann aber verweigert werden, wenn der ausländische Handelspartner als Sicherheitsrisiko eingestuft wird.
Diese Formulierung wurde direkt so interpretiert, dass sie auf genau ein Unternehmen abzielt: Huawei. Der größte chinesische Telekommunikationskonzern ist den USA schon länger ein Dorn im Auge. Und nur einen Tag später landete der Konzern dann auch auf einer schwarzen Liste.
Eskaliert ist der Konflikt aber in erst diese Woche als die ersten Unternehmen Konsequenzen aus der präsidialen Vorgabe zogen und den Handel mit Huawei stoppten oder einschränkten. Darunter Google und Intel. Jochen Dreier erklärt die Auswirkungen der Sanktionen für die Nutzer.
Brasilien: Technik für einkommensschwache schwarze Frauen
Brasilien gehört zu den Ländern, in dem seit Jahren das Einkommen ungleich verteilt ist. So verdient ein weißer Brasilianer durchschnittlich mehr als das Doppelte im Vergleich zu einer schwarzen Brasilianerin. Das wirkt sich auch auf den Zugang zu Technologie aus: Nicht alle können sich einen eigenen Laptop oder einen Computer leisten.
Das kleine Unternehmen InfoPreta nimmt alte, gespendete Laptops entgegen, erneuert diese und verschenkt sie an Studierende, vor allem Frauen und Mütter, die sich keinen eigenen leisten können. Als Gegenleistung: Die Immatrikulationsbescheinigung als Nachweis, dass sie studieren. Aber sie reparieren auch die Technik von jedem, der sie ihnen vorbeibringt. Azadê Peşmen hat InfoPreta, das erste brasilianische Unternehmen, das dass komplett von Schwarzen und Queers geführt wird, in São Paulo besucht.
Netzmusik-Playlist
Das Team
Moderation: Jenny Genzmer und Tim Wiese
Redaktion: Nora Gohlke, Jochen Dreier und Jana Wuttke
Medien und Meinungen: Jochen Dreier
Netzmusik: Christian Conradi
Redaktion: Nora Gohlke, Jochen Dreier und Jana Wuttke
Medien und Meinungen: Jochen Dreier
Netzmusik: Christian Conradi