Versteckte Netzwerke und ausgeblendeter Hass
54:36 Minuten
Rechte nutzen das Internet zur Vernetzung, für Aktionen und für Hetze. Vieles spielt sich dabei in geschlossenen Gruppen ab. Diese werden "Dark Social" genannt, weil sie nicht einsehbar sind. Wir sprechen über mögliche Gefahren für die Demokratie.
Der Attentäter von Christchurch hat sich nach eigenen Angaben im Netz radikalisiert. Jetzt wurde sogar über Verbindungen zu den österreichischen Identitären berichtet. Eine hohe Geldspende wurde von ihm an die rechten Aktivisten überwiesen.
Es ist nur ein weiteres Indiz für die weltweite Vernetzung der Neuen Rechten über das Internet. Der Journalist Christian Fuchs beschreibt dies in seinem Buch "Das Netzwerk der Neuen Rechten" ausführlich und wurde selbst Ziel einer rechten Trollarmee. Wir sprechen mit ihm darüber, wie das Netz genutzt wird und welche Rolle geschlossene Gruppen und Messenger-Chats dabei spielen.
Die nächste Gefahr – Dark Social
Dark Social: Was nach Darknet klingt, ist tatsächlich etwas, womit wir alle jeden Tag viele Minuten und Stunden unseres Tags verbringen. Denn Dark Social beschreibt all den Traffic, der in geschlossenen Gruppen, in verschlüsselten Chats und Messengern stattfindet. Nach jahrelangem Hinweisen darauf, dass doch die Nutzer besser auf ihre Privatssphäre achten sollen, nach dem NSA-Skandal und Datenlecks bei Facebook, tun sie es jetzt: Die Nutzer ziehen sich zurück ins Private.
Doch damit kommt ein neues Problem auf. Denn diese Kommunikation kann nicht mehr eingesehen und somit auch nicht mehr kontrolliert werden. Fake News können hier verteilt, aber von den Unternehmen nicht gelöscht werden. Hate Speech bleibt ungeahndet, solange niemand aus den Gruppen es anzeigt. In Indien gab es durch Falschmeldungen, die sich über WhatsApp verbreitet haben, regelrechte Progrome und der Sieg des Populisten Jair Bolsonaro wird unter anderem auf von seinem Team verbreitete Fake News in WhatsApp zurückgeführt.
Ist Dark Social also eine Gefahr für die Demokratie? Was macht eine Gesellschaft, wenn sie Hass und Hetze nicht mehr sehen kann, virale Mechanismen kaum zu kontrollieren oder zu analysieren sind? Darüber sprechen wir mit Jeanette Hofmann.
Was ich nicht seh, das gibt es nicht
Hass und Diskriminierung im offenen Netz die Stirn zu bieten, daran beißen sich täglich Menschen die Zähne aus. Denn trotz cleveren Gegenargumenten, Lösch-Trupps und auch technischen Lösungen, zeigt sich immer wieder: Hasskommentare verschwinden nicht so einfach aus dem Internet. Nun bietet Jigsaw eine Lösung an. Das Tochterunternehmen von Googles Alphabet hat ein Tool entwickelt, dass unliebsame Kommentare einfach im Netz ausblendet.
Über das Browser-Plugin "Tune" kann jeder User selbst entscheiden, wie viel Hass er sehen möchte und ab wann Kommentare ausgeblendet werden sollen. Noch ist das technisch alles unreif und funktioniert wenn überhaupt nur mit englischen Texten. Außerdem bleibt die Frage, ob ausblenden der richtige Weg ist. Der Hass in den Köpfen verschwindet damit nicht. Carina Fron berichtet.
Ist nach der Niederlage, vor der Bewegung?
Viele nannten diese Woche, eine schwarze für das Internet. Denn die Urheberrechtsreform wurde am Dienstag beschlossen. Ohne Änderungen und Anpassung wurde der viel kritisierte Entwurf im EU-Parlament aufgenommen.
Verlage und Verwertungsgesellschaften freuen sich, sie sehen ihre Rechte und ihre Urheber stärker verteidigt. Doch auch die Kritiker der Reform sind sich einig. Sie sei für das Netz fatal, denn sie würde große und kleine Plattformen dazu zwingen, Upload-Filter einzubauen, die nicht zwischen Urheberrechtsverletzung und Parodie unterscheiden können. Die Kritiker sehen die Meinungsfreiheit und Kreativität im Netz bedroht.
In den vergangenen Wochen sind Tausende Menschen gegen den Entwurf auf die Straßen gegangen, haben dagegen getwittert, gebloggt, Videos gemacht. Vergeblich. Was jetzt? Könnte aus den Protesten trotzdem eine neue Bewegung entstehen? Dennis Kogel hat mit den Geschlagenen und Protestforschern gesprochen.
Gaming-Industrie im Umbruch
Erst kündigt Google einen Streaming-Dienst für Games an, dann Apple einen eigenen Games-Shop wie Steam. Sind das die großen "Gamechanger"? Zwar war das Netz schon immer ein natürlicher Lebensort für Games, doch bisher haben sich die großen Tech-Riesen zurückgehalten und ihr Einfluss war eher gering. Das könnte sich jetzt ändern.
Wenn der Google-Streaming-Service "Stadia" allerdings ein Erfolg wird, dann könnten die Entwickler direkt dort ihre Spiele vermarkten und müssten nicht für die Konsolen-Hersteller entwickeln. Die Gamer bräuchten keine Rechenkisten mehr vor Ort, da sie über Google-Stream zocken.
Und sollte Apple Erfolg mit seinem eigenen Games-Abo "Arcade" haben, so würden viele kleinere Anbieter von mobilen Games das Nachsehen haben. Unser Spiele-Experte Marcus Richter macht sich dazu Gedanken.
Team
Moderation: Katja Bigalke und Martin Böttcher
Redaktion: Nora Gohlke, Jochen Dreier, Jana Wuttke
Netzmusik: Christian Conradi
Webredaktion: Jochen Dreier
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