Brexit-Experte Nicolai von Ondarza

Zweifel an Zeitplan für Handelsabkommen

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Die Fahnen Großbritanniens und der EU nebeneinander im Vordergrund, im Hintergrund ein laufender Mensch auf der Straße
Dreieinhalb Jahre nach dem Referendum steht fest: Das Vereinigte Königreich verlässt die EU. © Getty Images / Thierry Monasse
Nicolai von Ondarza, Rose Newell und Jan Schneider im Gespräch mit Anke Schaefer |
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Der Brexit ist nun irreversibel. Umso wichtiger sei es, nach vorne zu schauen, meint der Politologe Nicolai von Ondarza. Das künftige Freihandelsabkommen sieht er skeptisch. Eine unsichere Zukunft erwarten eine Britin in Berlin und ein Deutscher in London.
Der Brexit wird nach dreieinhalb Jahren Realität - doch seinen Frieden mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU hat Nicolai von Ondarza noch nicht gemacht. Der Experte von der Stiftung Wissenschaft und Politik bekennt: "Auch nach all den Jahren erschließt sich für mich der Sinn des Brexits immer noch nicht. Es ist eine wahnsinnige Verschwendung von Ressourcen. Aber ich habe es akzeptiert." Nun müsse man nach vorne schauen.
In den kommenden elf Monaten müssten alle bisher ungeklärten Fragen geklärt werden: "Wie geht es mit dem Handel weiter, mit der Sicherheitspartnerschaft? Deswegen wird man sehr schnell in diese Verhandlungen einsteigen müssen." Er erwarte "sehr harte Verhandlungen von europäischer Seite", so von Ondarza.
Porträt von Nicolai von Ondarza.
Nicolai von Ondarza von der Stiftung Wissenschaft und Politik © SWP

Bis zu zehn Jahre für ein Freihandelsabkommen

Der Experte ist überzeugt, dass die elf Monate für Verhandlungen äußerst knapp bemessen sind:
"Die Briten werden jetzt Optimismus verbreiten wollen, aber es ist klar: Wenn man sich anschaut, was alles geregelt werden muss in diesen elf Monaten, dann ist das ein weit umfassenderes Abkommen, als wir mit irgendeinem anderen unserer Partner von europäischer Seite haben."
Das werde unter den besonderen politischen Bedingungen in dieser Zeit "kaum zu schaffen" sein. Im Durchschnitt brauche die EU fünfeinhalb Jahre, um ein Freihandelsabkommen auszuhandeln. Die USA seien mit vier Jahren nicht viel schneller. Es gebe auch Beispiele, wo es zehn Jahre gedauert habe.
(bth)

Die in Berlin lebende Übersetzerin Rose Newell, die den deutschen und britischen Pass hat, sorgt sich um künftige Rechte. Vor allem die Immigrationspolitik der britischen Regierung sei "besonders schlimm":

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Für Jan Schneider, in London lebender Softwareentwickler, gibt es noch viele Fragen zum künftigen Aufenthaltsstatus: "Keiner weiß irgendetwas":

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Das gesamte Gespräch mit Nicolai von Ondarza, Rose Newell und Jan Schneider können Sie hier hören:

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