Die Schwierigkeit, über die Liebe zu schreiben
"Briefe an Charley" - so lautet der schlichte Titel des neuen Romans von Annette Pehnt. Warum die Autorin dafür die ehrwürdige Form des Briefromans gewählt hat und welche Möglichkeiten diese bietet, erzählt die Literaturwissenschaftlerin auf der Frankfurter Buchmesse.
Es gibt ihn noch, den guten alten Briefroman - also eine Geschichte, in der Menschen einander echte Briefe auf Papier schreiben. In ihrem neuen Roman "Briefe an Charley" knüpft die Autorin und promovierte Literaturwissenschaftlerin Annette Pehnt an diese Tradition an. Allerdings ist das Briefeschreiben hier eine einseitige Angelegenheit: Charley ist weg, schon lange. Aber seine Ex-Freundin kann nicht loslassen. Immer noch denkt sie an ihn, als sei er weiterhin ein Bestandteil ihres Lebens.
Briefe über eine Liebe
Sie schreibt ihm jeden Tag einen Brief, ohne all diese Texte jemals abzuschicken. Darin geht es um ihre gemeinsame Zeit, um Wut, Verlassenheit, Sehnsucht und Erinnerungen. So erfindet sie Charley jeden Tag neu. Warum hat Annette Pehnt dieses ehrwürdige alte Genre gewählt?
"Die Ehrwürdigkeit war mir, ehrlich gesagt, egal. Ich wollte über Liebe schreiben. Und das ist natürlich ziemlich schwierig, weil ja schon so gut wie alles zehntausend Mal gesagt wurde. Und dann fand ich, dass der Brief eigentlich die Form ist, wo es am meisten nur ein Ich und ein Du gibt, also eigentlich die optimale Form, um über Liebe nachzudenken."
Nicht zufällig hat Annette Pehnt ihrer Liebeskranken einen starken Begleiter an die Seite gegeben: den Philosophen Roland Barthes, Vertreter des Strukturalismus und Dekonstruktivismus. Den zitiert die Briefschreiberin fortlaufend in jedem ihrer Briefe. Auch sie selbst sei schon vor vielen Jahren eine glühende Barthes-Verehrerin gewesen: "Ich habe es inhaliert. Aber ich habe es im Grunde inhaliert schon als Schriftstellerin. Ich finde, Roland Barthes ist auch ein wunderbarer Dichter."