Die gesamte Sendung mit Brigitte Fehrle hören Sie hier:
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"Das kann man nur mit Rassismus erklären"
08:13 Minuten
Das Knie eines weißen US-Polizisten im Genick eines schwarzen Tatverdächtigen: Kurz darauf stirbt der Mann. Den Fall George Floyd führt die Journalistin Brigitte Fehrle auf tief sitzenden Rassismus zurück. Den gebe es überall - auch in Deutschland.
Auf einem Video ist die Szene in der US-Stadt Minneapolis festgehalten: "Ich kann nicht atmen", sagt George Floyd, während ein weißer Polizeibeamter ihm minutenlang sein Knie ins Genick drückt. Kurz darauf stirbt der schwarze Tatverdächtige in einem Krankenhaus. Die beteiligten Beamten werden entlassen. Was jetzt in Minneapolis passiert ist, erinnert an den Fall Eric Garner 2014. Auch ihm wurde in New York von Polizisten die Luft abgedrückt und wenig später war er tot. Seine letzten Worte: "I can't breathe" - "ich kann nicht atmen".
Es habe sich in Minneapolis etwas "auf eine ganz und gar schreckliche Weise" wiederholt, sagt die Journalistin Brigitte Fehrle. Es sei keine Tat im Affekt gewesen, vielmehr zeige das Video ein kalkuliertes Vorgehen, zumal ein zweiter Polizist dabeistehe. Es sei also möglich gewesen, den Mann auf andere Art festzuhalten. Fehrles Einschätzung dieses Vorgehens: "Das kann man am Ende wirklich nur mit Rassismus erklären, der offensichtlich die Polizei dort tief ergriffen und durchdrungen hat."
In der Folge kam es zu Protesten auf der Straße und viel Empörung im Netz gegen das Handeln der Polizisten. Fehrle, frühere Chefredakteurin der Berliner Zeitung, glaubt aber nicht, dass das kurzfristig etwas ändert:
"Rassismus ist etwas, was nichts mit einer oberflächlichen Meinungsbildung zu tun hat oder mit einem aktuellen Protest. Rassismus ist etwas, das eine Gesellschaft einfach ganz zutiefst verinnerlicht hat. Rassismus gibt es ja auf der ganzen Welt. Wir brauchen da ja auch Deutschland gar nicht auszunehmen. Wenn man an die Morde von Hanau denkt dieses Jahr im Februar: Das war auch Rassismus."
Der Täter sei herumgelaufen und habe Menschen mit Migrationshintergrund erschossen, "weil er diese Menschen hasst oder weil er findet, dass die an irgendetwas schuld wären". Der Protest jetzt sei "natürlich richtig und gut". Es müsse einen großen Aufschrei geben. "Aber dass der kurzfristig was verändert, das wird nicht sein", so Fehrle. Das habe man auch bei der Bewegung #BlackLivesMatter gesehen, die aus dem Protest gegen den Tod von Eric Garner entstand. Damals seien viele Menschen auf die Straße gegangen - "und ein paar Jahre später passiert genau dasselbe wieder".
(bth)