"Er hätte sagen müssen: Das war falsch. Punkt."
Schriftsteller Robert Menasse hat sich für erfundene Zitate entschuldigt. Und sehe sich doch als Opfer, wenn er seinen Kritikern unterstelle, sie spielten Nationalisten in die Hände, kritisiert die Journalistin Brigitte Fehrle. Zitate erfinde nun mal nicht.
Der Schriftsteller Robert Menasse hat Walter Hallstein, dem ersten Kommissionspräsidenten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG, falsche Zitate in den Mund gelegt. Etwa den Satz, die Abschaffung der Nation sei die europäische Idee.
Dafür hat sich Menasse inzwischen entschuldigt – allerdings in einer "unangenehmen Art und Weise", findet die frühere Chefredakteurin der "Berliner Zeitung", Brigitte Fehrle. "Nämlich in so einer Art Weinerlichkeit, indem er sich selber zum Opfer macht und sagt: Alle, die mich jetzt kritisieren – die arbeiten eigentlich den Nationalisten in die Hände." Menasse hätte vielmehr sagen müssen: "Das war falsch. Punkt. Und alles andere müssen andere interpretieren."
Der Zweck heiligt die Mittel nicht
Wenn der Schriftsteller sage, er habe es für die "gute Sache", für "Europa" getan, heiße das im Grunde genommen: "Mein Milieu, meine Blase, mein politisches Umfeld – das hat Recht. Und weil es Recht hat, kann ich auch die Wirklichkeit mir so hinbiegen, dass am Ende das Gute herauskommt." In einer liberalen Demokratie gehe das überhaupt nicht, betont Fehrle.
Denn diese fuße darauf, "dass wir ehrlich zueinander sind, dass wir Regeln einhalten – und zu den Regeln gehört, dass man ein Zitat nicht erfindet". Auch müsse es einen offenen politischen Wettstreit geben, mahnt die Journalistin. "Man darf die Argumente, die man hat, nicht verfälschen, man darf sie nicht überhöhen, sondern man muss sie in aller Nüchternheit und in allem offenen Streit muss man sie vortragen und sich auseinandersetzen mit den Argumenten der Gegner."
(uko)