"Brigitte" für 60-Jährige

"Männer reifen, Frauen verblühen – ein dummer Spruch"

Bascha Mika in ihrem Büro bei der Frankfurter Rundschau. Die Journalistin schrieb mehrere Bücher, in denen sie sich mit der Rolle der Frauen, speziell auch der alternden Frauen, in der Gesellschaft befasst.
Sie schreibt über Frauen ihres Alters: Bascha Mika, Chefredakteurin der "Frankfurter Rundschau". © picture alliance/dpa/Andreas Arnold
Bascha Mika im Gespräch mit Christopher Ricke und Anke Schaefer |
Mit "Brigitte Wir" hat nun auch die Generation der um die 60-Jährigen Frauen ein Sprachrohr bekommen. Die Journalistin Bascha Mika bezweifelt jedoch, dass das neue Magazin dabei helfen wird, das Stigma der "alternden Frau" ernsthaft in Frage zu stellen.
Corinna Harfouch, Iris Berben, Dagmar Manzel - das sind äußerst attraktive Powerfrauen mit einer ganz besonderen Aura. Sie gehören zur großen Gruppe der um die 60-jährigen Frauen, die selbstverständlich voll im Leben stehen und deshalb perfekte Role Models ihrer Generation sind. Sie gehören zu den sogenannten Baby-Boomern, sprich: Auch als Konsumentinnen sind sie - weil zahlreich - interessant.
Und offensichtlich auch als Leserinnen, denn der Verlag Gruner + Jahr hat seiner Frauenzeitschrift "Brigitte" den Baby-Boomer-Ableger "Brigitte Wir", für die Frau ab 60, verpasst. Trifft der Verlag damit einen Nerv? Zu beklagen hätte diese Zielgruppe einiges, wie die Journalistin Bascha Mika, Chefredakteurin der "Frankfurter Rundschau", bestätigen kann: Die 61-Jährige schrieb das Buch "Mutprobe. Frauen und das höllische Spiel mit dem Älterwerden" – und kritisiert, dass alternde Männer anders wahrgenommen werden als alternde Frauen. In vielen Bereichen der Gesellschaft habe sich in den zurückliegenden Jahren einiges bewegt, nicht jedoch, wenn es um alternde Frauen gehe:
Bestimmte Rollenbilder sind schwer zu durchbrechen
"Erstaunlich ist, dass zum Beispiel das Älterwerden von Frauen immer noch ein Bereich ist, der für Frauen ein richtig gemeines Lebensstück ist. Denn: Männer dürfen älter werden. So nach dem Motto: Männer reifen, Frauen verblühen. Das ist ein dummer Spruch."
Solche gesellschaftlichen Bilder seien schwer zu durchbrechen. Ab einem gewissen Alter gebe es etwa für Schauspielerinnen kaum noch interessante Angebote - außer als Muttchen oder schräge Alte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sei zwar eine sehr öffentliche und auch starke Person, tauge aber nur bedingt als Vorbild, weil sie "als Neutrum" wahrgenommen werde.
Das neue Magazin wird nicht viel ändern
Bascha Mika glaubt nicht, dass die Zeitschrift "Brigitte Wir" zu einer neuen, öffentlichen Debatte über das Selbstverständnis von älteren Frauen und darüber, wie die Gesellschaft mit ihnen umgeht, führen wird.
"Diese Magazine sind dazu da, um durchaus - und das tut die 'Brigitte" ja - bestimmte Probleme anzusprechen, aber sie versuchen natürlich nicht, sie tiefergehend zu analysieren." Soll heißen: Die 'Brigitte' komme nie so weit zu sagen: "Wir haben da ein gesellschaftliches Problem, wir haben auch ein politisches Problem - und wir müssen auch auf dieser Ebene darüber nachdenken."
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