"Brikett am See"
Das Sprengel Museum in Hannover erhält für seine umfangreichen Sammlungen einen Erweiterungsbau. Er soll "tanzende Räume" enthalten. Streit gibt es um die Fassade, die von Kritikern als "Dunkler Klotz" oder "Großer Sarg" verspottet wird.
Endlich richtig Platz für Kurt Schwitters – etliche Werke des Dadaisten lagern in den Magazinen. Auch ein Großteil des 400 Exponate starken Vermächtnisses der Nana-Schöpferin Niki de Saint Phalle können bislang im Sprengel Museum in Hannover nicht gezeigt werden. Das Gebäude am Nordufer des Maschsees platzt aus allen Nähten, doch es hat fast zwei Jahrzehnte gedauert, bis die Finanzierung für einen Anbau stand: Die 28,5 Millionen Euro Baukosten werden von der EU, dem Land Niedersachsen, der Stadt Hannover und privaten Spendern getragen.
Als heute Nachmittag feierlich der erste Spatenstich gesetzt wurde, waren leise Erleichterungsseufzer zu hören. 3700 weitere Quadratmeter sollen sich Ende 2014 an das weiße, auf einem Sockel gelegene 70er-Jahre-Gebäude schmiegen. Gebaut wird nach einem Entwurf des Schweizer Architektenbüros Meili und Peter. Die haben für das Innere des Sprengel Museums "tanzende Räume" konstruiert.
Markus Peter: "Die Räume tanzen, weil sie eigentlich einen Rundlauf formulieren. Sie sind so aneinander gekettet, dass sie eigentlich eine Bewegung als Kreis vollziehen und nicht links und rechts und geradeaus formulieren, sondern eigentlich einen Rundlauf formulieren, darum sind sie ganz leicht bewegt und führen wieder zurück."
Das Innere klingt spektakulär, doch das Äußere des geplanten Erweiterungsbaus sorgt in Hannover für Kontroverse: Den quaderförmigen Anbau soll nämlich eine 70 Meter lange, dunkelgraue Betonfassade zieren – an einem Ort, der zu den schönsten in Hannover zählt: der Maschsee gilt als Naherholungsort. An seinem Allee gesäumten Ufer flanieren täglich Spaziergänger und Jogger drehen ihre Runden. Als der Fassadenentwurf bekannt wurde, erhielten die örtlichen Zeitungen körbeweise Beschwerdebriefe: "Dunkler Klotz", "Großer Sarg" oder "schwarzes Brikett". Auch bei heimischen Künstlern ist die Fassade umstritten. Alles andere als einladend, kommentiert zum Beispiel Konzeptkünstler Timm Ulrichs, eher wie eine Trutzburg:
"Diese dunkle, aus Beton bestehende Fassade ist in meinen Augen also nicht geeignet, das Publikum anzuziehen, sondern das setzt also die Verweigerungshaltung fort, der Bau will sich einfach nicht nach außen öffnen."
"Ich weiß eben nicht so ganz genau, wie denn diese Fassade in sieben, acht Jahren aussieht. Ob sie dann noch die Brillanz hat, die uns versprochen ist", "
sagt auch der hannoversche Bildhauer und Maler Siegfried Neuenhausen. Ursprünglich hatten die Architekten, die sich in einem Wettbewerb gegen 188 Konkurrenten durchsetzten, eine Spiegelglasfassade für den neuen Trakt des Sprengel Museums entworfen. Doch die gefiel der Jury nicht, auch aus Kostengründen. Die rund 300.000 Euro billigere Alternative besteht jetzt aus Beton in einer Anthrazit-Färbung. Zwei schmale Bänder darin werden poliert. Die geschliffenen Elemente - von einigen Fenstern durchbrochen - sollen die Mauer mäanderisch umschlingen, heißt es in der Entwurfsbeschreibung, eine reliefartige Struktur weitere Akzente setzen. Architekt Peter hofft, mit dem Endergebnis auch kritische Stimmen überzeugen zu können.
" "Ich glaube, vieles ist dann im Gebrauch etwas anderes, weil die Vorstellung ist nicht immer ganz zuverlässig. Also, wir sind da ganz guten Mutes und das ist vielleicht auch eine längere Berufserfahrung, die mich mindestens noch nicht fest zweifeln lässt. Ich kann alle Bauten, die ich gemacht habe, errichtet habe, nach wie vor als gern gesehener Gast vorbeigehen und werde nicht ausgepfiffen und nicht rausgeschickt."
Die Jury jedenfalls zeigte sich glücklich mit dem Entwurf ebenso wie die Museumsleitung und sämtliche Fraktionen im hannoverschen Stadtrat. Ein Musterbeispiel intellektueller Handwerkskunst, lobt Kulturdezernentin Marlies Drevermann nach der Sichtung erster Muster:
"Und das kann man an der Fassade sehen oder sogar spüren, wenn man drüber fasst, merkt man, dass es mit einer großen handwerklichen Begabung gefertigt wird, dass es eine Struktur haben wird und eine hohe Lebendigkeit und darüber freuen wir uns sehr."
Links bei dradio.de:
Jahns "ist wirklich ein Kleinmeister"
"Im Zeichen der Linie" - Sprengel Museum in Hannover zeigt Zeichnungen von Rudolf Jahns
Fledermaus fährt Flügel zum Hitler-Gruß aus
"Weiße Federn, schwarzes Fell" im Sprengel Museum in Hannover
Links zum Thema:
Sprengel Museum Hannover
Als heute Nachmittag feierlich der erste Spatenstich gesetzt wurde, waren leise Erleichterungsseufzer zu hören. 3700 weitere Quadratmeter sollen sich Ende 2014 an das weiße, auf einem Sockel gelegene 70er-Jahre-Gebäude schmiegen. Gebaut wird nach einem Entwurf des Schweizer Architektenbüros Meili und Peter. Die haben für das Innere des Sprengel Museums "tanzende Räume" konstruiert.
Markus Peter: "Die Räume tanzen, weil sie eigentlich einen Rundlauf formulieren. Sie sind so aneinander gekettet, dass sie eigentlich eine Bewegung als Kreis vollziehen und nicht links und rechts und geradeaus formulieren, sondern eigentlich einen Rundlauf formulieren, darum sind sie ganz leicht bewegt und führen wieder zurück."
Das Innere klingt spektakulär, doch das Äußere des geplanten Erweiterungsbaus sorgt in Hannover für Kontroverse: Den quaderförmigen Anbau soll nämlich eine 70 Meter lange, dunkelgraue Betonfassade zieren – an einem Ort, der zu den schönsten in Hannover zählt: der Maschsee gilt als Naherholungsort. An seinem Allee gesäumten Ufer flanieren täglich Spaziergänger und Jogger drehen ihre Runden. Als der Fassadenentwurf bekannt wurde, erhielten die örtlichen Zeitungen körbeweise Beschwerdebriefe: "Dunkler Klotz", "Großer Sarg" oder "schwarzes Brikett". Auch bei heimischen Künstlern ist die Fassade umstritten. Alles andere als einladend, kommentiert zum Beispiel Konzeptkünstler Timm Ulrichs, eher wie eine Trutzburg:
"Diese dunkle, aus Beton bestehende Fassade ist in meinen Augen also nicht geeignet, das Publikum anzuziehen, sondern das setzt also die Verweigerungshaltung fort, der Bau will sich einfach nicht nach außen öffnen."
"Ich weiß eben nicht so ganz genau, wie denn diese Fassade in sieben, acht Jahren aussieht. Ob sie dann noch die Brillanz hat, die uns versprochen ist", "
sagt auch der hannoversche Bildhauer und Maler Siegfried Neuenhausen. Ursprünglich hatten die Architekten, die sich in einem Wettbewerb gegen 188 Konkurrenten durchsetzten, eine Spiegelglasfassade für den neuen Trakt des Sprengel Museums entworfen. Doch die gefiel der Jury nicht, auch aus Kostengründen. Die rund 300.000 Euro billigere Alternative besteht jetzt aus Beton in einer Anthrazit-Färbung. Zwei schmale Bänder darin werden poliert. Die geschliffenen Elemente - von einigen Fenstern durchbrochen - sollen die Mauer mäanderisch umschlingen, heißt es in der Entwurfsbeschreibung, eine reliefartige Struktur weitere Akzente setzen. Architekt Peter hofft, mit dem Endergebnis auch kritische Stimmen überzeugen zu können.
" "Ich glaube, vieles ist dann im Gebrauch etwas anderes, weil die Vorstellung ist nicht immer ganz zuverlässig. Also, wir sind da ganz guten Mutes und das ist vielleicht auch eine längere Berufserfahrung, die mich mindestens noch nicht fest zweifeln lässt. Ich kann alle Bauten, die ich gemacht habe, errichtet habe, nach wie vor als gern gesehener Gast vorbeigehen und werde nicht ausgepfiffen und nicht rausgeschickt."
Die Jury jedenfalls zeigte sich glücklich mit dem Entwurf ebenso wie die Museumsleitung und sämtliche Fraktionen im hannoverschen Stadtrat. Ein Musterbeispiel intellektueller Handwerkskunst, lobt Kulturdezernentin Marlies Drevermann nach der Sichtung erster Muster:
"Und das kann man an der Fassade sehen oder sogar spüren, wenn man drüber fasst, merkt man, dass es mit einer großen handwerklichen Begabung gefertigt wird, dass es eine Struktur haben wird und eine hohe Lebendigkeit und darüber freuen wir uns sehr."
Links bei dradio.de:
Jahns "ist wirklich ein Kleinmeister"
"Im Zeichen der Linie" - Sprengel Museum in Hannover zeigt Zeichnungen von Rudolf Jahns
Fledermaus fährt Flügel zum Hitler-Gruß aus
"Weiße Federn, schwarzes Fell" im Sprengel Museum in Hannover
Links zum Thema:
Sprengel Museum Hannover