Bruch und Brahms mit Marek Janowski und den Berliner Philharmonikern

Romantische Wucht

Kapellmeister vom alten Schlag: Der Dirigent Marek Janowski, hier auf der Bühne der Kölner Philharmonie, deren Eröffnungskonzert er einst dirigiert hatte
Kapellmeister vom alten Schlag: Der Dirigent Marek Janowski, hier auf der Bühne der Kölner Philharmonie © imago / Lumma Foto
Moderation: Stefan Lang |
Romantische Musik, dunkel, warm und ein wenig schwermütig. Marek Janowski und die Berliner Philharmoniker erkunden ein sehr deutsches Duo: Max Bruch und Johannes Brahms.
Brahms und Bruch – diese beiden Komponisten stehen sich nicht nur alphabetisch nahe, sie sind es auch vom Jahrgang her. Johannes Brahms wurde 1833 geboren, Max Bruch fünf Jahre danach, überlebte Brahms allerdings fast um eine Generation. Vor einhundert Jahren, am 2. Oktober 1920, starb Max Bruch in Berlin. Die Berliner Philharmoniker widmen dieses Konzert seinem Andenken.

Fataler Vergleich

"Brahms war aus verschiedenen Gründen ein weit größerer Komponist als ich. […] In 50 Jahren wird sein Glanz als der des überragendsten Komponisten aller Zeiten hell strahlen, während man sich meiner hauptsächlich nur wegen meines g-Moll-Violinkonzerts erinnern wird." Dass Max Bruch mit dieser bitteren Erkenntnis recht behalten sollte, beweisen Marek Janowski und der philharmonische Konzertmeister Noah Bendix-Balgley mit diesem Programm.
Auf ewig im Schatten von Brahms? Der Komponist Max Bruch
Auf ewig im Schatten von Brahms? Der Komponist Max Bruch© imago / Leemage
Allerdings muss man der Gerechtigkeit halber hinzufügen, dass Bruch unter normalen Umständen an diesem Abend nicht mit seinem Rivalen Brahms, sondern mit dessen Rivalen Bruckner zusammengetroffen wäre. Die ursprünglich aufs Programm gesetzte Dritte Sinfonie Bruckners ist aber weder von der Besetzungsgröße noch von der Spieldauer her unter Corona-Bedingungen in einem solchen Rahmen aufführbar.

Unterwegs zur Sinfonie

Die Zweite Serenade von Johannes Brahms ist dagegen logistisch passender und lenkt die Dramaturgie des Konzerts in eine andere Richtung: Nun stehen sich zwei Werke gegenüber, die beide auf dem Weg zur großen Sinfonie entstanden, ohne zu ahnen, wohin dieser Weg hinführen könnte.
Bewundert und gefürchtet: Der Komponist Johannes Brahms
Bewundert und gefürchtet: Der Komponist Johannes Brahms © imago / United Archives International
Somit lässt sich dieser Abend mit dem auch bei den Berliner Philharmonikern überaus geschätzten Altmeister Janowski zugleich als Kommentar zum Beethoven-Jahr hören: Die neun Sinfonien des Wiener Klassikers stürzten die Komponisten nachfolgender Generationen in die Krise, die besonders in der Mitte des 19. Jahrhunderts – den prägenden Jahren von Brahms und Bruch – zutage trat.

Was kommt nach dem Götterfunken?

Nach Beethovens Götterfunken war es eben nicht leicht, neues sinfonisches Feuer zu entfachen, und Brahms und Bruch gingen manchen Umweg, ehe sie bei der Königsdisziplin der Orchestermusik angelangten.
Über das Ziel aller Wege schrieb Bruch einmal den schönen, bösen und sehr irdischen Satz: "Treffe ich mit Brahms im Himmel zusammen, so lasse ich mich in die Hölle versetzen!" Aber vielleicht sitzen die beiden heute ja auch einträchtig auf einer von Anselm Feuerbach gemalten Wolke nebeneinander, lassen sich den himmlischen Wind durch die Rauschebärte fahren und schauen mit Wohlgefallen auf die Berliner Philharmonie herab.
Live aus der Philharmonie Berlin
Max Bruch
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 26
Johannes Brahms
Serenade Nr. 2 A-Dur für kleines Orchester op. 16
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