In dem Augenblick, wo man ein großes Tal überspannt und kein Gerüst bauen kann, das das ganze Tal ausfüllt oder wo man große Flüsse oder Meerengen überbrücken muss, hat man die Situation, dass die Brückenbaustelle quasi größtenteils in der Luft liegt.
Wenn man so eine Brücke "in die Luft hinaus" baut, hat man schon atemberaubende Momente.
Werner Sobek, Architekt
Baustellen in der Luft
09:57 Minuten
Vom Brücken bauen ist sehr oft metaphorisch die Rede. In dieser Reihe geht es aber um die realen Bauten, die Gewässer, Täler oder Straßen überspannen. Im ersten Teil erzählt der Architekt Werner Sobek, was ihn an Brücken fasziniert.
Weder lange Brückenbögen noch hoch aufragende Pylone seien heutzutage unlösbare Herausforderungen beim Brückenbau, sagt der Architekt Werner Sobek. Nachhaltig beeindruckt hat ihn aber dennoch eine Brücke mit sehr hohen Pylonen: das Viadukt von Millau, das höchste Bauwerk Frankreichs.
"Das ist eine ganz tolle Zusammenarbeit zwischen Architekten und Ingenieuren und sicherlich eine der schönsten Brücken der Welt", findet Sobek. "Da muss man unbedingt hinfahren, auch wenn es in der tiefen Provinz Südfrankreichs liegt."
Zwei Arten von Brückenbaustellen
Auch die Golden Gate Bridge in San Francisco gefällt Sobek sehr. "Die Kombination zwischen dieser relativ hart konstruierten Lineatur mit dieser Rostschutzfarbe und der großartigen Landschaft mit dem Mythos San Francisco. Das ist etwas, das man nicht vergisst, wenn man es einmal gesehen hat."
Die Konstruktion einer Brücke sei typischerweise ein sehr schwieriger Bauvorgang, sagt der Architekt. Das betreffe aber nicht den Bau einer Brücke, bei dem man die Baustelle einrüsten kann und immer Boden unter den Füßen hat, erklärt Sobek: Das unterscheide sich in nichts vom Bau eines Bürogebäudes.
Grundsätzlich wolle man als Architekt und Planer immer an den sensationellsten Stellen der Welt etwas machen, sagt Sobek. "Aber auf der anderen Seite geht es ja um die Behutsamkeit des Eingriffs in die umgebende Natur. Ich persönlich würde viel lieber eine Brücke in den hohen Bergen bauen als beispielsweise über Meerengen oder Flüssen."
Bedauerlich findet Sobek die Tatsache, dass es kaum Frauen gibt, die Brücken für den Auto- oder Schienenverkehr bauen. Er erhofft sich von ihnen eine andere Form von Fantasie bei der Gestaltung.
Unsere Reihe zu Brücken setzen wir jeden Tag bis zum 9. Januar 2021 in unserer Sendung „Fazit“ fort.
(rja)