Herr Bozzetto suchte das Glück
07:32 Minuten
Bekannt ist Bruno Bozzetto vor allem durch seine Figur Herr Rossi. Er hat aber auch Langfilme gemacht, von denen nun einige in einer DVD-Box erschienen sind. Animationsfilm-Historiker Rolf Giesen hebt ein Werk zu Ravels "Bolero" hervor.
"Herr Rossi sucht das Glück, er will nur vom Glück ein Stück", so heißt es in einem "Signor Rossi"-Film an einer Stelle. Herr Rossi, den Bruno Bozzetto bis in die späten 70er-Jahre produzierte, möchte nicht nur in der Fischfabrik arbeiten, sondern sucht das schönere und bessere Leben.
Der Animationsfilm-Historiker Rolf Giesen sagt, Herr Rossi sei nicht nur die bekannteste Figur von Bruno Bozzetto, sondern auch eine Selbstkarikatur des Filmemachers. "Das ist keine Figur, die er bei anderen beobachtet hat, das sind Dinge, die ihm selber passiert sind und seiner Familie. Erst dann wurde daraus ein Stereotyp des 'kleinen Italieners'", des kleines Mannes also.
Erfindung von Herr Rossi
Bozetto habe eigentlich reale Filme machen wollen, sagt Giesen: Er habe mit 8-mm-Filmen um 1954 angefangen, habe Tierfilme gemacht. Erst Ende der 50er-Jahre sei er zur Animation gekommen – und zwar durch den Disney-Film "Toot, Whistle, Plunk, and Boom".
Damals seien in Kanada und in Zagreb nicht-naturalistische Animationsfilme aufgekommen, Karikaturfilme, so Giesen, mit einem minimalistischen Strich und einfachen Zeichnungen. "Da hat Bozzetto gesagt: Das kann ich auch, das ist der Stil, den ich durchhalte." Bozzetto hat darauf 1960 seinen Protagonisten Signor Rossi entworfen, gezeichnet als minimalistische Karikatur.
Die Langfilme kamen nach "Signor Rossi", wie Giesen einordnet: "Damals war es sehr schwierig, in Europa abendfüllende Animationsfilme zu machen. Das war eine richtige Seltenheit und es war ganz schwer für ihn, Mitte der 60er-Jahre den ersten animierten Italo-Western zu machen", sagt Giesen. "West und Soda" – in Deutschland als "Der wildeste Westen" gelaufen – ist auch in der DVD-Box vertreten. "Das war eine absolute Ausnahme in Europa, denn damals wurde der Markt, wie heute übrigens auch, von Disney beherrscht."
Animationsfilm zu "Bolero"
In "Allegro non troppo" von 1976, in dem Trickfilm-Sequenzen mit Animations-Sequenzen wechseln, hat Bozzetto Musikstücke illustriert. Giesen hebt in dem Werk die Illustration zu "Bolero" von Maurice Ravel hervor. Es fange an, dass Astronauten eine Coca-Cola-Flasche achtlos auf einen Planeten werfen würden – ein Schlückchen sei noch drin und damit setze die Evolution ein – hin zu denkenden Wesen: "Das ist eines der glänzendsten Stücke Animation überhaupt in der Zeichenfilm-Geschichte."
(mfu)